Theaterpremiere in Halle Theaterpremiere in Halle: Was ist für uns die Mutter?

Halle (Saale)/MZ - Was ist für uns eigentlich unsere Mutter? Inwiefern fühlen wir uns mit ihr verbunden oder nicht? Auf welche Weise übernehmen wir von ihr Verhaltensweisen, ob wir das wollen oder nicht? Werden wir etwa alle unsere Mütter? Diese Fragenstellungen waren für Puppenspielerin Katharina Kummer wichtig bei ihrer ersten Regiearbeit am halleschen Puppentheater. Sie hatte die Stückidee, hat das Stück selbst geschrieben und inszeniert. Es trägt den Titel „Wir werden alle unsere Mütter“ und gelangt am Donnerstag auf der halleschen Puppenbühne zur Uraufführung. In der Ausstattung von Angela Baumgart und Sabrina Krämer spielen Ursula Werner und Mirjam Schollmeyer als Gäste, Natascha Mamier, Lars Frank und Sebastian Fortak. Die Musik zum Stück steuert Katharina Kummers Bruder Karl Philipp Kummer bei.
Schon der Titel legt es nahe: Das Stück ordnet sich in ganz spezieller Weise in das Thema „Doppelgänger“ ein, das das hallesche Puppentheater als Motto für seine Jubiläumsspielzeit zum 60. Geburtstag des Theaters gewählt hat.
Auch wenn es für Katharina Kummer etwas Neues ist, ein eigenes Stück in Halle zur Uraufführung zu bringen, ist das Schreiben und Inszenieren für sie doch nicht gänzlich Neuland. Noch während ihres Studiums hatte sie unter dem Motto „Ach und Weh, eine Liebesabfuhr unter Aufsicht von Elfriede Jelinek“ ein Stück entwickelt, das sie dann als ein Medley von Liebes-Toden der Weltliteratur auf die Bühne brachte.
Texten von Marlene Dietrich und Ulrike Meinhof
Als sie sich an das nun beleuchtete Mutter-Thema heranwagen wollte, kam ihr zunächst der Gedanke, ähnlich vorzugehen: Mutterfiguren aus der Literatur, aus Filmen und Theaterstücken zusammenzubringen und zu schauen, welche Erkenntnis sich daraus ziehen lassen. Doch dann habe sie im vergangenen Sommer eine viel breitere Recherche begonnen. „Ich habe ganz viele Leute, junge, alte, Menschen aus verschiedenen Ländern, nach ihren Mütter befragt“, erläutert Kummer. Dazu hatte sie vorher einen Fragebogen entwickelt.
Die Ansichten der Befragten hat sie dann mit Texten etwa von Marlene Dietrich und Ulrike Meinhof sowie stark gegensätzlichen Mutterbildern aus der Literatur konfrontiert. Da spielen „Schneewittchen“, „Psycho“ von Hitchcock, die Heilige Jungfrau Maria, Ridley Scotts Film „Alien“ sowie eine Inzest-Geschichte eine Rolle. Entstanden sei ein Stück mit neun Bildern, neun Stationen, in denen elf Figuren agieren, die von fünf Spielern geführt oder verkörpert werden.
"Das Theaterkind von Ursula Werner"
Und wenn die bekannte Schauspielerin Ursula Werner, die ihre schauspielerische Laufbahn einst am Landestheater Halle begann, viele Jahre am Maxim Gorki Theater Berlin engagiert war und auch in Filmrollen berühmt wurde, als Darstellerin in diesem Stück mitwirkt, ist auch hier die Rolle der Mutter eine besondere.
„Ich bin sozusagen das Theaterkind von Ursula Werner“, meint Katharina Kummer. Als sie im Jahr 2003 Studentin der Geschichte war, aber bereits am Gorki-Theater in der „Dreigroschenoper“ eine Rolle hatte, sei sie damals die einzige Mitwirkende ohne Schauspielausbildung gewesen. Damals lernte sie Ursula Werner kennen, die ihr sehr geholfen habe. Durch sie sei sie auch bestärkt worden, ein Studium der Puppenspielkunst an der Berliner Theaterhochschule „Ernst Busch“ aufzunehmen. Es sei nun ein ganz besonderes Gefühl, als Regisseurin mit der Schauspielerin Ursula Werner zusammenzuarbeiten, meint Katharina Kummer.
Die Premiere des Stücks sowie alle Vorstellungen im Monat März sind bereits ausverkauft. Karten gibt es für die Aufführungen im April.