1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Theater nahe Halle Hauptbahnhof: Theater nahe Halle Hauptbahnhof: Mandroschke macht dicht

Theater nahe Halle Hauptbahnhof Theater nahe Halle Hauptbahnhof: Mandroschke macht dicht

Von Katja Pausch 09.05.2016, 12:30
Ein Bild aus besseren Tagen: Jan Felix Frenkel, Martin Kreusch und Alexander Terhorst (v.l.) kurz vor der Eröffnung vor vier Jahren.
Ein Bild aus besseren Tagen: Jan Felix Frenkel, Martin Kreusch und Alexander Terhorst (v.l.) kurz vor der Eröffnung vor vier Jahren. Günter Bauer

Halle (Saale) - Das Aus ist besiegelt: Im Theater Mandroschke fällt im Juni der letzte Vorhang - für immer. „Wir sehen uns finanziell nicht mehr in der Lage, die Bühne fortzuführen“, erklärt Martin Kreusch. Gemeinsam mit Jan Felix Frenkel und Alexander Terhorst hatte er die Spielstätte in der Rudolf-Ernst-Weise-Straße in der Nähe des Hauptbahnhofs vor vier Jahren gegründet. Eine Spielstätte, die zu einem Treffpunkt für die freie Theaterszene werden sollte - nachdem die Theatrale am Waisenhausring und das Große Thalia in der Kardinal-Albrecht-Straße nicht mehr zur Verfügung standen.

Nie einen Antrag auf Fördermittel gestellt

Der Plan der drei engagierten Intendanten ging zunächst auf: Egal ob Impro-Theater oder Comedy, Lesungen, Konzerte, eigene Stücke - das Mandroschke wurde zu einer Heimat für Vertreter aller Sparten, zur Probebühne für zehn Theatergruppen.

Nun aber geben Kreusch, Frenkel und Terhorst auf. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen - wohl der Hauptgrund - gibt es Auflagen des Bauordnungsamts mit der Forderung nach Brandschutzumbauten, zum Beispiel Fluchttüren. „Mit unseren jetzigen Einnahmen können wir das finanziell nicht stemmen“, so Kreusch. Rund 20.000 Euro im Jahr kostet der Erhalt der Bühne, Unterstützung gab es für das Theatertrio nicht. „Die Stadt fand uns zwar gut und hat sich sicher gefreut, dass es uns gibt. Aber Geld gab es nicht“, so Kreusch. Allerdings habe man auch nie einen Antrag auf Fördermittel gestellt - insofern wollen die Mandroschke-Betreiber auch keine Vorwürfe erheben.

Halle hat eine bunte freie Theaterszene. Das Theater Apron, bei dem unter anderem auch die beiden Mandroschke-Intendanten Martin Kreusch und Alexander Terhorst mitspielen, gehört dazu und startet im Juli in die Sommertheater-Saison 2016. Bis dahin gibt es für das Stück „Geld“ nur noch wenige Spiel-Termine. „Geld - Das Stück zum Schein“ wird vor der Schließung des Theaters Mandroschke dort nochmals am 20. und 21. Mai gespielt.

Auch in diesem Sommer können die Zuschauer das Theater Apron im Graben der Moritzburg erleben. Neu in diesem Jahr: Theater Apron spielt zwei Sommer-Stücke. „Plaste und Elaste – Strippen für den Frieden“ stammt aus der Feder von Alexander Terhorst und feiert am 5. Juli Premiere. Und ab dem 15. August kommt die Slapstick-Komödie „Casablanca“, bei der sich zwei Schauspieler und ein Pianist um Kopf und Kragen spielen, zur Aufführung.  Kpa

Schließung als Chance

Zum anderen ist die finanzielle Situation „anhaltend angespannt“, wie Kreusch sagt. Die drei Intendanten, die auch alle selbst als Schauspieler auf der Bühne stehen, seien an ihren Grenzen angelangt. „Das Mandroschke zu erhalten, kostet viel Stress, viel Zeit und auch viel Geld, ohne dass wir in den grünen Bereich gekommen sind“, sagt Alexander Terhorst.

An Besuchern mangelte es dem Theater indes nicht: Viele der mehr als 400 Veranstaltungen in den vergangenen vier Jahren waren ausverkauft. „Wir waren eigentlich meistens gut besucht“, so Terhorst. Doch offenbar reichte das nicht. „Die Nerven und die Kraft, die wir aufgebracht haben, stehen in keinem Verhältnis zum Ergebnis“, erklärt Terhorst. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, das Projekt aufzugeben und aus dem „gelebten Traum von einem eigenen Theaterhaus in Halle“ aufzuwachen. „Wir sind nicht zerstört oder deprimiert, aber es ist doch ein schmerzhafter Abschied“, so Kreusch und Terhorst. Am 18. Juni wird die letzte Vorstellung im Mandroschke gegeben. „Wir sehen das Ganze auch als Chance - nämlich wieder mehr selbst auf der Bühne zu stehen und an neuen Produktionen zu arbeiten“, so Alexander Terhorst. Und das Mandroschke-Inventar? „Das wird versteigert. Oder verschenkt.“ (mz)