Theater Theater: Fundus in Teutschenthal umfasst 200 Kostüme

teutschenthal/MZ - Was wäre ein Theater ohne seinen Fundus? Es wäre schlecht bestellt um Don Quichotte ohne sein Kettenhemd, den König Drosselbart ohne sein schickes Wams oder eine Braut ohne Brautkleid. Diese Sorgen plagen das Teutsche Theater in Teutschenthal nicht. „Zumindest wissen wir immer, wie wir eine Lücke schließen können“, sagt der Chef des Fördervereins, Matthias Scholz, der selbst auch auf der Bühne steht.
In der Geburtsstunde des Dorftheaters vor mehr als 17 Jahren sah es freilich ganz anders aus. Alle, die zum Ensemble gehörten, hielten Ausschau nach Kleidung, die für die Bühne geeignet sein konnte. Intendant Armin Mechsner wurde mit Kostümen aus dem Fundus mancher Berufstheater wie das Opernhaus in Halle unterstützt und frönte ganz nebenbei seinem Hobby, ausrangierte Dinge wie Stühle, Spiegel, Schubkarren und vor allem Körbe aller Art und Größe für das Theater zu sammeln. Freunde des Hauses steuerten Entbehrliches oder auf dem Dachboden Gefundenes bei oder spendeten.
Zu den besonderen Inventarstücken zählen ein sehr alter Uniformmantel (vielleicht für den Hauptmann von Köpenick?), ein schwarzes Telefon mit Wählscheibe, auf der noch die Nummern „115 DRK“ und „110 Volkspolizei“ zu erkennen sind und mehrere Herren-Bademäntel mit uralten Streifenmustern. Ein absoluter Knaller aber ist ein schwarz lackierter Brustpanzer, der laut Scholz vor langer Zeit auf der Motocross-Strecke gefunden wurde.
Und so wuchs mit den Jahren ein stattlicher Bestand, der ausreichte, sowohl die Stücke für Erwachsene als auch die Märchen für Kinder auszustatten. Die Kleidung werde gehegt und gepflegt, vor allem jene, die nicht so einfach zu ersetzen wäre, sagt Scholz. Ab und an gehe im Eifer des Proben- oder Spielbetriebes auch mal etwas kaputt. Wolfgang Pähtz platzte zum Beispiel in einer Probe nicht der Kragen, sondern das ganze elegante, bodenlange, rote Kleid, weil er auf den Saum trat. „Zum Glück kann unsere Souffleuse Angelika Reese gut mit Nadel und Faden umgehen und reparierte den Schaden“, sagt Pähtz.
Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ wird im Theater Teutschenthal am Samstag um 20 Uhr gespielt. Am 27. April gibt es um 20 Uhr das Programm „Best of“ mit den besten Liedern und Szenen, so zum Beispiel dem Kult-Sketch „Miss Sophies 90. Geburtstag - Dinner for one“. Geboten in hallescher Mundart. Karten gibt es an der Abendkasse. (kpr)
Nicht um sich zu revanchieren, sondern eher „weil ich dran gedacht habe“, beteiligte sich der Fotograf Pähtz an einer Auktion in Leipzig und ersteigerte etliche Hüte, die in den Fundus eingegangen sind. Ein besonderes Stück steuerte auch Ralf Schmidt bei. Er hatte von einem Pfarrer einen 100 Jahre alten Priesterrock erhalten. Vor allem die Frau des Schauspielers sorgt dafür, dass das gute Stück immer wieder aufgebügelt wird.
Jedes Theater lebt ja auch von Illusionen. Das ist in Teutschenthal nicht anders. So ist das stolze Ross von Don Quichotte, Rosinante mit Namen, hier eben kein Pferd. Der liebeskranke Ritter kommt im - gestrickten - Kettenhemd auf dem Fahrrad daher - und seinen rundlichen Knappen Sancho Panza trifft es noch ärger. Weil der - seinem niederen Rang angemessen - im Buch von Miguel de Cervantes auf einem Esel reitet, hat man in Teutschenthal dem Mimen kurzerhand ein Kinderfahrrad untergeschoben. So hart kann das Leben eines Schauspielers sein. Für die Reinigung seines Kostüms ist jedes Ensemblemitglied selbst verantwortlich, mitunter werden die Profis bemüht. Scholz: „Im Fundus selbst heißt es lüften, lüften, lüften.“
Ab und an werden auch Auktionen im Internet besucht. Das Harlekin-Kostüm für Tabea Häßler zur Theaterpreis-Verleihung hat Scholz bei Ebay ersteigert. „Manchmal gehen wir aber auch für Shirts und andere Kleinigkeiten schoppen“, sagt er.
