SV Halle Lions SV Halle Lions: Meister der Herzen
Wolfenbüttel/MZ. - Gegen 19.40 Uhr ging die Party ab. Draußen auf dem Parkplatz an der Lindenhalle von Wolfenbüttel. Unzählige Plastikbecher voll Sekt waren frisch vom Dach eines Transporters in die Hände der Lions-Spielerinnen und ihrer etwa 150 Fans verteilt. Auf dem Boden lag ein riesiges Banner ausgerollt: "Deutscher Meister der Herzen 2012" stand darauf. Und davor stimmte Nadja Prötzig einen "Humba, Humba"- Jubel an.
Natürlich waren die Augen von Halles Basketballerinnen von den Tränen zuvor noch rot gerändert, zu bitter war die 67:69-Niederlage im letzten Meisterschaftsfinale in Wolfenbüttel gewesen. Doch jetzt drückten sie ihre kleinen Löwen, die sie gerade von Lions-Chefin Cornelia Demuth als Präsente erhalten hatten, an sich und lächelten endlich wieder. Der Stolz auf das Erreichte nach einer so verrückten Saison verdrängte langsam die Trauer. Und der scheidende Trainer Martin Dornhoff hatte ihnen gerade noch mit auf den Weg gegeben: "Es bleibt jetzt noch ein Ziel: einmal Erster zu werden." Alles jubelte.
Eine Stunde zuvor bestand die Gefühlslage von Halles Basketball-Heldinnen und ihren Fans nur aus einem Gemisch von Wut und Trauer. Ein Korb von Wolfenbüttel in letzter Sekunde, oder sogar nach Ablauf der Spielzeit, wie das Lions-Lager schwört, hatte dieses Finalspiel, die ganze Serie und die Meisterschaft gegen Hallenserinnen entschieden. Genau wie zweifelhaft-einseitige Schiedsrichter-Pfiffe im Schlussviertel. Also sanken sie auf das Parkett der Halle: Laura Hebecker, Julia Kohlmann und Michaela Abelova schluchzten hemmungslos. Die Silbermedaillen wenig später waren nicht im Geringsten ein Trost. Daphanie Kennedy holte sich die Plakette sofort vom Hals, ließ sich während der Ehrung der Sieger auf einen Stuhl fallen und vertraute ihre Tränen einem kleinen grünen Handtuch an. Hebecker musste noch einen kleinen bitterlich weinenden Fan trösten.
Martin Dornhoff hatte nach dem ganzen Ehrungs-Tamtam, immer noch erbost darüber, wie Übel ihm und den Seinen mitgespielt worden war, sofort die Halle verlassen. Er wollte allein sein auf dem Parkplatz. Nachdenken. Und da analysierte er: "Wir waren auch selber Schuld. Wir haben den Ball. Es steht Unentschieden und es sind noch sieben Sekunden auf der Uhr. Da muss man noch nicht werfen", sagte er. Die Kritik ging in Richtung Abelova, die die Nerven verloren und den Ball abgefeuert hatte, der nur auf dem Ring gelandet war. "Hätte sie getroffen, wäre sie die Heldin gewesen", so Dornhoff.
Die unglückliche Schützin suchte derweil Trost bei ihrem Freund. Für sie war gerade ein Traum zerplatzt, wie es unglücklicher nicht geht. "Es ist so bitter. Die Medaille werde ich sicherlich behalten, den komischen Wimpel, den es vom Basketball-Bund gab bestimmt nicht", sagte sie mit belegter Stimme. Sie war auch wütend.
Heute jedoch will sie mit dem Team feiern. 18 Uhr im Stadthaus und zuvor auf dem Markt mit den Fans. Dort wird das "Meister der Herzen"-Banner dann aufgehängt.