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Strom aus dem Speicher Strom aus dem Speicher: Hier sollen mehr Ladesäulen für E-Fahrzeuge gebaut werden

Von Franz Ruch 21.01.2021, 15:00
Die E-Ladestation am Verwaltungsstandort in Halle-Neustadt: Hier sollen noch drei weitere Ladesäulen gebaut werden - und ein Container.
Die E-Ladestation am Verwaltungsstandort in Halle-Neustadt: Hier sollen noch drei weitere Ladesäulen gebaut werden - und ein Container. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Elektromobilität in Halle nimmt Fahrt auf. Schon jetzt laufen gut ein Fünftel der Fahrzeugflotte der Stadtwerke mit Elektro- oder Hybridantrieb. Und der Fuhrpark soll weiter wachsen. Parallel wird die Technik in den E-Autos immer moderner: Batterien leisten mehr und laden schneller. Dafür braucht es aber auch ein starkes Stromnetz, das teuer ausgebaut werden muss. Das Projekt „eSpeicher“ soll Abhilfe schaffen - und betritt dabei technisches Neuland.

Das Problem ist ein zukünftiges: Im Laufe des Jahres sollen die zwei vorhandenen E-Ladesäulen am Verwaltungsstandort „Am Stadion“ in Halle-Neustadt um drei Ladestationen erweitert werden. Hier laden vor allem Mitarbeiter der Stadt ihre Dienstwagen, aber auch Privatpersonen können die Ladestation nutzen. Künftig sollen so bis zu zehn E-Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können - zumindest theoretisch, denn das Stromnetz ist dafür nicht stark genug. „Für die aktuell zwei Ladesäulen reicht das Stromnetz aus. Wenn aber zehn Fahrzeuge gleichzeitig Strom brauchen, werden die Ladezeiten immer länger“, sagt Peter Kolbert, Projektleiter „eSpeicher“ bei den Stadtwerken.

„Die Hochschule begleitet das Projekt wissenschaftlich"

Ein Ausbau des Stromnetzes nur für die E-Säulen sei im Moment nicht wirtschaftlich. Gesucht wurde also eine Alternative, die den Netzausbau umgeht und trotzdem mehr Strom liefert. Und sie wurde gefunden: Ein Seefracht-Container, gefüllt mit Energiezellen, soll Strom speichern und bei Bedarf abgeben. Immer dann, wenn gerade nicht so viel Strom an den Ladesäulen verbraucht wird, also keine E-Autos laden, lädt sich der „eSpeicher“ auf. Wenn dann mehrere E-Autos auf einmal viel Strom benötigen, gibt der Container den gespeicherten Strom wieder ab und alle Fahrzeuge können schneller laden.

Die Idee von Energiespeichern ist nicht neu. Viele Smartphone-Nutzer haben inzwischen kleinere Versionen davon als sogenannte „Powerbanks“ in der Tasche, um auch unterwegs ihre technischen Geräte laden zu können. In Hinblick auf E-Mobilität gebe es das Konzept aber noch nicht in Serienproduktion, sagt Projektleiter Kolbert. Deswegen komme es bei der Umsetzung vor allem auch auf das notwendige Spezialwissen an. Das liefert die Hochschule Merseburg: „Die Hochschule begleitet das Projekt wissenschaftlich, hilft bei der Entwicklung, Messung, und Auswertung und gibt uns Handlungsempfehlungen“, sagt Kolbert.

„Erfahrungen sammeln und Antworten finden“

Dementsprechend könne im Moment auch niemand mit Sicherheit sagen, wie das Projekt verläuft. „Erfahrungen sammeln und Antworten finden“ sei ein wesentlicher Teil der Arbeit. Unklar sei etwa, wie groß der Elektrospeicher sinnvollerweise sein muss oder wie die Lade- und Speicherabläufe am besten organisiert werden. Doch Kolbert ist zuversichtlich, dass der „eSpeicher“ ein Erfolg wird.

Bisher ist nur der eine Container als Pilotprojekt in Neustadt geplant. 845.000 Euro hat die Stadt dafür als Fördermittel vom „Sofortprogramm Saubere Luft“ des Bundes eingeworben. Die Kosten werden damit vollständig gedeckt. Die Ausschreibung hatte die Stadt im September vergangenen Jahres begonnen. Im November 2021 soll das Projekt planmäßig fertiggestellt sein. (mz)

Ein Blick in den Containerspeicher der Wittenberg Firma Tesvolt.
Ein Blick in den Containerspeicher der Wittenberg Firma Tesvolt.
 Grafik: Tesvolt