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Strahlung in Halle Strahlung in Halle: Dem Elektrosmog auf der Spur

Von Nicolas Ottersbach 21.12.2015, 16:50
Mobilfunkmasten geben Strahlungen ab, die für den Menschen ab einem bestimmten Messwert gesundheitsgefährdend sein kann.
Mobilfunkmasten geben Strahlungen ab, die für den Menschen ab einem bestimmten Messwert gesundheitsgefährdend sein kann. dpa

Halle (Saale) - Ein Handy ohne Empfang ist ziemlich nutzlos. Damit die Funkverbindung in Halle nicht abbricht und das mobile Internet nicht lahmt, stehen in der Saalestadt mehr als 200 Sendemasten. „Mit jedem Ausbau steigt auch die Strahlenbelastung der Hallenser“, sagt Matthias Hampe. Wie viel Elektrosmog es wirklich gibt, hat der Professor der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften in ganz Deutschland gemessen - und nun auch in Halle: Am Riebeckplatz ist die Strahlung am höchsten.

Keine gesundheitsgefährdende Überschreitung

Im Juli war Hampe, der Leiter des Fachgebiets „Elektromagnetische Verträglichkeit“ ist, an einem Freitagabend sieben Stunden lang auf Halles Straßen unterwegs. Dabei registrierte die etwa 80 000 Euro teure Messtechnik, die in einem umgerüsteten Kleinwagen untergebracht ist, pro Messpunkt bis zu 80 000 verschiedene Werte in den Frequenzen zwischen 500 Megahertz und drei Gigahertz. Auf ihnen senden Mobilfunk, das terrestrische Fernsehen DVB-T, Bluetooth und WLAN. Niedrige Frequenzen wie die von Hochspannungsleitungen wurden nicht aufgezeichnet. Sein Fazit: In Halle fiel ihm keine gesundheitsgefährdende Überschreitung der Grenzwerte auf.

„Es wäre unübersichtlich, die Daten einzeln auf einer Karte darzustellen“, sagt Hampe. Deshalb errechnet der Computer einen Mittelwert, der dann wiederum farblich von blau bis violett die Feldstärke der Strahlung in einen bestimmten Frequenzbereich einzeichnet. Auf der interaktiven Stadtkarte sieht das dann so aus, dass die größten Teile der Innenstadt im grünen, also dem mittleren Bereich liegen. Den höchsten Ausschlag gibt es am Riebeckplatz, der am Messabend allerdings nicht vielbefahren war.

Unterschiedliche Werte an den Standorten

„Rund um den Riebeckplatz gibt es einige Funkmasten, die für die vergleichsweise hohen Werte sorgen“, erklärt Matthias Hampe. Im Gegensatz dazu ist die Uferstraße entlang der Saale nahe dem Botanischen Garten kaum belastet. Die Sendemasten stehen da auch weiter entfernt. Zudem kann jeder Mast unterschiedlich stark bestückt sein. Beispiel Paulusviertel: Dort gibt es nur eine einzige Antenne auf der Pauluskirche, allerdings sind fast 40 Mobilfunk-Sender montiert. Diesen Bereich hat Hampe nur umfahren und kann deshalb keine genaue Momentaufnahme liefern. Stattdessen aber die Bundesnetzagentur. Sie hat dort 2015 dreimal für einen längeren Zeitraum gemessen und keine zu hohe Strahlung festgestellt. „Beide Verfahren haben Stärken und Schwächen“, sagt Hampe. Während seine Methode schnell sei und einen großen Raum abdecke, sei die der Bundesnetzagentur örtlich begrenzt und langfristig angelegt: „Deren Ergebnisse waren mir aber nicht anschaulich genug.“

Welche gesundheitlichen Auswirkungen die Feldstärke hat, ist nicht ausreichend erforscht. Doch Fakt ist, dass elektromagnetische Felder vom menschlichen Körper aufgenommen werden. Je nach Feldstärke kommt es zu unterschiedlichen Wirkungen. Vor allem bringt die Strahlung die Moleküle im Körper in Bewegung, was Wärme erzeugt. Zwar geht laut Bundesamt für Strahlenschutz keine gesundheitliche Gefahr vom Mobilfunk aus. Das Amt schreibt aber auch: „Für eine abschließende Beurteilung von Langzeitwirkungen ist die Technologie noch zu jung.“

Messwerte der elektromagnetischen Signale und Standorte der Funkmasten in Halle
Messwerte der elektromagnetischen Signale und Standorte der Funkmasten in Halle
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