Stolpersteine Stolpersteine: Forscher finden Spur jüdischer Schwester
wettin-löbejün/MZ - Der Countdown läuft. Am 7. Mai sollen im nördlichen Saalekreis, in Löbejün und Kaltenmark, Stolpersteine im Gedenken an jüdische Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. Letzte Absprachen dazu gab es am Dienstag im Burggymnasium Wettin.
Zehn Gymnasiastinnen aus der 9. Klasse beteiligen sich an diesem Projekt, das von der Geschichtswerkstatt Merseburg getragen wird. Ideen und Organisationstalent der Mädchen sind gefragt, um die Aktion umzusetzen. So werden jetzt Flyer verteilt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und das nötige Geld - jeder Stolperstein kostet 120 Euro - zu sammeln. „Wir werden einen Kuchenbasar veranstalten, um das Geld zusammen zu bekommen“, heißt es vor Ort. Gleichzeitig soll über das Projekt in den einzelnen Klassen informiert werden. So wollen die Mädchen auf das Leben und Leiden der jüdischen Geschwister Walther und Frieda Bernstein aus Löbejün aufmerksam machen. „Wir haben es dem engagierten Heimatverein aus Löbejün zu verdanken, dass wir auch vom Schicksal Frieda Bernsteins erfahren haben. Deshalb wollen wir nun für sie und ihren Bruder Stolpersteine verlegen“, sagt Peter Wetzel von der Geschichtswerkstatt. Frieda Bernstein, Jahrgang 1904, wurde am 14. Januar 1943 in Auschwitz ermordet. Ihr Bruder Walther, Jahrgang 1901, wurde elf Tage zuvor in Auschwitz umgebracht. Die Stolpersteine für die Geschwister werden in Löbejün vor dem ehemaligen Wohnhaus der Bernsteins verlegt. Mit dieser Geste soll der Familiencharakter betont werden.
Die Recherchen der Projekt-Beteiligten führten zu Zeitzeuginnen in Krosigk/Kaltenmark (Gemeinde Petersberg). Hier gab es ein Gespräch zwischen Schülerinnen und drei Frauen, die David Naruhn beziehungsweise seine kleine Tochter, gekannt haben. Naruhn, geboren in Litauen, hat als Bergmann in Plötz gearbeitet und eine deutsche Frau geheiratet. Deshalb wurde er wegen „Rassenschande“ 1942 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Von dort kam er nach Auschwitz, wo sich seine Spur verliert. Der Stolperstein für ihn wird in Kaltenmark vor seinem einstigen Wohnhaus verlegt.
Die Wettiner Gymnasiastinnen werden in der letzten Projekt-Etappe einen Sponsorenbrief verfassen und verteilen. Außerdem setzen sie auf Information über das Projekt, um weitere Spender zu gewinnen - mit Plakaten und Karten. Die technischen Vorarbeiten für das Verlegen der Stolpersteine hat in Löbejün zum Beispiel das Bauamt organisiert. Der Heimatverein Löbejün spendete bereits 20 Euro und der Heimatverein Krosigk ebenfalls. Peter Wetzel meint zu den Aktivitäten in Wettin: „Wenn jeder Schüler, jeder Lehrer nur 50 Cent spendet, dann haben wir das Geld.“
Auch in Krumpa und Mücheln sollen am 7. Mai Stolpersteine verlegt werden. Sie erinnern an Pinkus Sochaczewski und Rosa Silberstein, die beide 1942 in Auschwitz ermordet wurden. Ihr Schicksal wird von Gymnasiasten aus dem Geiseltal erforscht.