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Stadtgottesacker Stadtgottesacker: Ruhen Händels Eltern in Gruft Nummer 60?

Von Katja Pausch 11.06.2003, 17:33

Halle/MZ. - Seit Jahren beschäftigt sich die Musikwissenschaftlerin mit dem Wirken des berühmtesten Sohnes der Saalestadt. Für die von der Händel-Gesellschaft herausgegebene "Hallesche Händelausgabe" dokumentierte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Händel-Haus vor allem die hallesche Zeit des Komponisten und stieß auf erstaunliche Quellen. "In historischen Schwibbögenbüchern sind die einstigen Besitzer der Grüfte eingetragen. Danach hat Händels Vater, Georg Händel, 1674 einen halben Bogen der heutigen Nummer 60 erworben", so Lieselotte Bense. Mit dem Tod der letzten Familienmitglieder wurde das Grab Anfang des 19. Jahrhunderts an die Familie des Theologen Knapp verkauft.

Weiterhin haben Benses und die Recherchen eines direkten Händel-Nachfahren, Heinz Pfersdorf, in Kirchenbüchern ergeben, dass sowohl die beiden Ehefrauen des alten Händel (Anna Cato, gestorben 1682, sowie Georg Friedrichs Mutter Dorothea, gestorben 1730) als auch andere Familienangehörige in der Gruft Nr. 60 begraben liegen.

Eine weitere Quelle, so Bense, seien Veröffentlichungen des damaligen Direktors der Universitätsbibliothek von 1843, Förstemann, der in einem Stammbaum der Familie auch die Inschrift eines verloren gegangenen Grabsteins wiedergibt. Auf diesem war zu lesen, dass Georg Händel "diesen halben Bogen im Jahre 1674 zur sicheren Ruhestätte für sich und die Seinigen zum Erbbegräbnis erkauft" hat. Auch der Verein Hallische Familienforscher "Ekkehard", der Freundes- und Förderkreis des Händelhauses sowie die Händel-Gesellschaft gehen von der Existenz der Grabstätte aus.

In Publikationen über den Stadtgottesacker fehlen allerdings Hinweise auf eine Ruhestätte der Händel-Familie, lediglich Händels Mutter wird genannt. "Bereits vor fünf Jahren haben wir der Stadt vorgeschlagen, eine Gedenktafel anzubringen - ohne Erfolg", so Bense. Besonders Händel-Nachfahre Heinz Pfersdorf ist erbost, "dass die Stadt die historischen Tatsachen ignoriert und dort Begräbnisstätten einrichtet". Für Stadtarchivar Ralf Jacob hingegen gibt es bisher keine Beweise für das Händel-Grab. "Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren", so Jacob.