1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Stadion am Zoo: Stadion am Zoo: "Das modernste Stadion Mitteldeutschlands"

Stadion am Zoo Stadion am Zoo: "Das modernste Stadion Mitteldeutschlands"

Von Oliver Müller-Lorey 08.03.2018, 06:00
So sah das Stadion am Zoo um 1920 aus - damals noch mit Holztribüne. Das Haus rechts dahinter steht noch heute und wird vom VfL genutzt.
So sah das Stadion am Zoo um 1920 aus - damals noch mit Holztribüne. Das Haus rechts dahinter steht noch heute und wird vom VfL genutzt. VfL Halle 96

Halle (Saale) - In der Gottfried-Keller-Siedlung dreht sich nicht alles nur um Kleingärten und Garagen. Am Wochenende regiert im Süden des Viertels, an der Geschwister-Scholl-Straße, der Fußball in einer wahrhaft historischen Spielstätte: dem Stadion am Zoo. Es ist das erste vereinseigene Stadion Deutschlands. Hier ist der VfL 1896 seit 1921, damals noch unter anderem Namen, zu Hause. So früh wie er hatte kein anderer Sportclub im Land eine eigene Arena. Klar, dass die Fans und Mitglieder darauf noch heute stolz sind.

„Damals war es das modernste Stadion Mitteldeutschlands“ erzählt Andreas Jahnecke, der in der Arena den Sprecher macht und nebenbei die Öffentlichkeitsarbeit für seinen rot-blauen Lieblingsclub. „Damals sah das ganze natürlich noch anders aus. Es gab eine Holztribüne und auch sonst war vieles anders“, sagt er.

Stadion am Zoo in Halle: 10.000 Zuschauer zum Eröffnungsspiel

Zum Beispiel die Zuschauerzahlen. Zum Eröffnungsspiel sollen 10.000 Zuschauer die beiden Teams angefeuert haben. „Heute freuen wir uns, wenn 150 Mann ins Stadion kommen. Die Zahlen stimmen uns nicht gerade glücklich“, sagt Jahnecke. Wie groß der Andrang sei, hänge natürlich auch mit den Gegnern in der Liga zusammen. 1999 stiegen die Kicker vom Zoo in die Regionalliga auf, damals die dritte Liga. „Das war wie damals die DDR-Oberliga: gegen Jena, Dresden und so weiter“, erinnert sich der 59-Jährige. Die Spiele hätten zahlreiche Fans angezogen.

Doch seit 2009 spielt der VfL wieder in der 5., der Oberliga. So kommt es, dass die Gästetribüne kaum noch geöffnet wird. „Jeder setzt sich dorthin, wo er will.“ Fans, die mit dem Auto anreisen, können neben dem Stadion auf einem Sandplatz parken, genauso wie im Februar und März dieses Jahres die Besucher des Zoos. Weil das Parkhaus zu Großveranstaltungen hoffnungslos überfüllt ist, bietet das Stadion am Zoo Ausweichplätze an.

Stadion am Zoo: Es gab und gibt auch sportliche Highlights

Doch es gab und gibt auch sportliche Highlights, wegen derer Menschenmengen ins Stadion kamen. „1994 wurde die Anlage komplett saniert und zur Einweihung kam der FC Schalke 04. Die erste Mannschaft!“, sagt Jahnecke stolz. Nur ein Jahr später spielte Hansa Rostock, 1997 Eintracht Frankfurt und im Jahr 1999 sogar ein gewisser Jürgen Klopp für Mainz in Halle. Alles große Ereignisse, die das Stadion in der Gottfried-Keller-Siedlung zu einem historischen Ort werden lassen.

An seinem Charme hat es in all der Zeit nichts verloren. Von hohen Sicherheitszäunen ist hier nichts zu sehen. Dafür gibt es neben der Haupttribüne das „Vereins-Casino“, eine Art VIP-Bereich, den hier aber niemand so nennt. Den lehnenlosen Bänken in den Vereinsfarben blau und rot sieht man ihr Alter zwar an, trotzdem sitzt es sich während der Fußballspiele nicht weniger bequem als anderswo.

Der letzte Torwart der DDR-Nationalmannschaft kickte am Zoo

Von den Bänken aus konnte man auch dem ein oder anderen hauseigenen VfL-Profi beim Sport zusehen: Jens Adler, der letzte Torwart der DDR-Nationalmannschaft, kickte am Zoo, genauso wie Fußball-Profi Andreas Wagenhaus. Weil im Laufe der Club-Geschichte bei diversen Fusionen auch Sportarten wie Leichtathletik und Handball dazukamen, waren nicht alle „96er“ Fußballer.

1936 siegte Gerhard Stöck bei den Olympischen Sommerspielen im Speerwurf. Im Kugelstoßen holte er die Bronze-Medaille. Und für viele heutige Sportfans unglaublich: Das erste Länderspiel fand nicht im Fußball, sondern im Feld-Handball im VfL-Stadion statt. 1925 warfen sich die deutsche und die österreichische Mannschaft, jeweils bestehend aus elf Spielern, den Handball zu.

Andreas Jahnecke ist ein VfL-Urgestein.
Andreas Jahnecke ist ein VfL-Urgestein.
Lutz Winkler
Der Stadion-Eingang von der Geschwister-Scholl-Straße aus gesehen
Der Stadion-Eingang von der Geschwister-Scholl-Straße aus gesehen
Lutz Winkler