Staatskapelle Staatskapelle: 5. Sinfoniekonzert lässt Brahms "Doppelkonzert" erklingen

HALLE/MZ - Was für ein Programm: Den Auftakt des 5. Sinfoniekonzertes der Staatskapelle Halle bildete György Ligetis „Lontano für großes Orchester“ aus dem Jahr 1967. Nur sechs Jahre nach dessen bekanntesten Kompositionen, den „Atmosphères“, geschrieben, entwickelt Ligeti hier seine Idee des Klangclusters weiter. Von Themen und Melodien im eigentlichen Sinn kann man nicht mehr sprechen, eher liegt ein mal flimmernder, mal langsam sich auf- und abbauender Klang über dem gesamten Orchester. Aus diesem schälen sich einzelne Klanglinien heraus, die freilich wenig Raum zur Entfaltung bekommen, um meist nach kurzer Zeit wieder in das Cluster zurückgeführt zu werden. Es ist beeindruckend, wie gut es den Musikern unter ihrem Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens gelingt, den typischen Ligeti-Sound mit seinen langsam fließenden, kaum bemerkbaren Übergängen heraufzubeschwören.
Johannes Brahms’ Doppelkonzert
Dann Johannes Brahms’ berühmtes Doppelkonzert für Violine und Violoncello in a-Moll. Es ist sein letztes Orchesterwerk überhaupt. Oft wird hier die Violine als weibliches Gegenüber des männlichen Cellos interpretiert. So auch in der wohl bekanntesten deutschen Einspielung des Werkes aus dem Jahr 1983. Es waren Herbert von Karajan und seine Berliner Philharmoniker, die mit diesem Konzert die erst 20-jährige Anne-Sophie Mutter in den Solisten-Himmel katapultierten. Ihr Pendant war damals António Meneses am Cello. Meist wählen Dirigenten diese Besetzung, so zum Beispiel auch vor zwei Jahren in Leipzig, als Baiba Skride und Jan Vogler das Stück interpretierten. Diese klassische Dualität entfällt nun in Halle und dadurch wird der Blick frei auf einen anderen Aspekt des Stückes. Arkadi Marasch und sein lettischer Kollege Ramon Jaffé nehmen die Komposition weniger verliebt sondern lausbübisch. Man merkt ihrer Interpretation an, dass sie sich gut kennen und schon viel zusammen gearbeitet haben. Dieser Ansatz eines beinahe boulevardesken Bubenstücks wird nochmals besonders im dritten Satz hörbar. Wie Jaffé da seine Klanglinien entwickelt und an Marasch weitergibt! Wie der sie aufnimmt, weiterentwickelt und an das Orchester zurückgibt! Wie präzise und zugleich leicht die Staatskapelle ihre Solisten trägt! Nach langem Applaus spielten die beiden Solisten die „Zingaresca“ aus Erwin Schulhoffs „Duo für Violine und Cello“.
Ein echtes Schmankerl hatte Steffens für den zweiten Teil des Konzerts vorbereitet: Volltönend erklang Béla Bartóks Ballettmusik „Der holzgeschnitzte Prinz“ als Orchestersuite. Gemeinsam mit den Musikern konnten die Zuhörer sich auf eine zauberhafte Reise begeben, bei der ein Prinz seine Liebste nur über eine geschnitzte Holzfigur gewinnen kann. Die einzelnen Instrumente stellten personifiziert die Märchenfiguren dar und machten Naturgeräusche von Wald und Bach erlebbar.
Am Montag um 19.30 Uhr ist das Sinfoniekonzert noch einmal in der Händel-Halle zu hören. Restkarten gibt es an der Abendkasse.