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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schuh

Von Michael Tempel 29.12.2005, 19:39

Halle/MZ. - Im Mittelpunkt der Affäre: eine kostbare Holzdecke aus dem Palais, die inzwischen in Schuhs Wohnräumen auf Gut Gimritz hängt. Der Anwalt des 63-Jährigen, Oliver Schmitz, räumt Letzteres zwar unumwunden ein. "Da ist aber nichts Unrechtmäßiges gelaufen", sagt er.

Der Kühle Brunnen war 1999 von einem Firmenverbund gekauft worden, dem auch die Prof. Schuh Securities GmbH angehörte. Damals noch im Landesamt für Denkmalpflege zwischengelagert, wurde die etwa 2,5 mal 2,5 Meter große Decke den neuen Eigentümern ebenfalls übergeben.

Laut Oberstaatsanwalt Schieweck argumentiert die Denkmalbehörde in ihrer Anzeige, dass bei der Übergabe der Holzdecke die Auflage erteilt worden sei, das Kleinod im Kühlen Brunnen wieder anzubringen. Die Ermittler prüften nun unter anderem, ob es tatsächlich eine verbindliche Auflage gegeben hat und ob ein möglicher Verstoß strafbar ist. "Wir stecken mitten in den Ermittlungen. Das ist ein sehr komplizierter Fall", so Schieweck.

Für Anwalt Schmitz ist dagegen alles ganz einfach. Sein Mandant werde völlig zu Unrecht beschuldigt. Schuh habe die Decke ganz normal von der Prof. Schuh Securities GmbH erworben, die zu dieser Zeit bereits alleiniger Eigentümer des Kühlen Brunnens und somit auch der Holzdecke war. Schuh habe diese Firma zwar gegründet, Gesellschafterin sei aber seit langem seine Ehefrau. "Es gibt eine lückenlose Kette der Eigentumsverhältnisse", so Schmitz. Von den erwähnten Denkmalschutz-Auflagen sei nichts bekannt. "Bisher gab es keine offizielle Aufforderung, die Decke wieder einzubauen."

Vom Landesamt für Denkmalpflege war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten. Dagegen hat der Arbeitskreis Innenstadt (AKI), der sich für den Schutz von Baudenkmalen in Halle einsetzt, Schuh aufgefordert, die Decke wieder herauszugeben. "Die Holzdecke gehört in den Kühlen Brunnen", sagt AKI-Chef Christian Feigl. Im Stadtrat, in dem der einstige Hochschul-Professor Schuh zusammen mit Sabine Wolff vom Neuen Forum die kleinste Fraktion stellt, hält man sich mit Kommentaren sehr zurück.

Der Kühle Brunnen wurde um 1530 als Handelshof und Wohnpalast errichtet. Nach der umfassenden Sanierung beherbergt der Komplex heute die Gaststätte "Hallesches Brauhaus", die eine Firma unter Leitung von Schuh-Sohn Temba betreibt. Die umstrittene Decke, deren Wert Experten auf mehrere 10 000 Euro schätzen, hing nach MZ-Informationen ursprünglich in einem Erker im ersten Obergeschoss. Bereits zu DDR-Zeiten, im Zuge von ersten Sanierungsarbeiten, wurde die Holzdecke abgenommen und zwischengelagert.