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Spezial-Reparateur Spezial-Reparateur Helmut Ebert: Von der Turmuhr bis zur Musikbox bekommt Hallenser alles hin

Von Katja Pausch 30.04.2016, 14:00
Innen und außen: Helmut Ebert wartet die Uhr der Pestalozzi-Schule - eine der schönsten in Halle.
Innen und außen: Helmut Ebert wartet die Uhr der Pestalozzi-Schule - eine der schönsten in Halle. Günter Bauer

Halle (Saale) - Wenn am Donnerstag die historische Personenwaage nach einem längeren Ausflug für eine Ausstellung im halleschen Stadtmuseum ihren zuvor Jahrzehnte angestammten Platz im Foyer des Stadtbades wieder einnimmt, hat auch Helmut Ebert seine Finger im Spiel. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn der 63-Jährige kennt jedes Teil, jedes Detail der technisch ausgefeilten Konstruktion der Waage, die aus den 30er Jahren stammt: Ebert hatte das Wunderwerk der Wiegetechnik vor fast zwei Jahren zum Zwecke der Reparatur auftragsgemäß in seine Einzelteile zerlegt und bringt nun beim erneuten Aufstellen im Stadtbad die Waage wiederum in ihr Gleichgewicht.

Doch auch wenn die alte Waage durchaus etwas Besonderes in Eberts langer Reparaturliste ist - er hatte schon „schwerere Fälle“ in seiner Beesenstedter Werkstatt. Dorthin, ins schöne Salzatal, hat es den gebürtigen Hallenser, der in dem Saalekreisort Haus und Werkstatt unter einem Dach vereint hat, vor Jahren glücklich verschlagen.

„Schwere Fälle“

Als einen dieser „schweren Fälle“ nennt Ebert, der zu DDR-Zeiten den Beruf des Fernmeldemonteurs gelernt und jahrelang als Uhrmacher gearbeitet hat, eine amerikanische Hammond-Orgel, wobei der Zusatz „C 3“ sicher nur Experten etwas sagt. „Die Orgel war von den Amis für eine Instrumenten-Ausstellung zur Leipziger Messe mitgebracht worden“, so Ebert.

Und da das zentnerschwere Ding nur von mindestens vier Männern von der Stelle bewegt werden konnte, blieb es einfach dort und fand seinen Platz im Leipziger Capitol-Kino. Um die Orgel nach Jahren wieder spielbar zu machen, wurde Ebert - dessen Restaurations- und Reparaturkünste sich weit über Halle hinaus herumgesprochen haben - um die Reparatur gebeten. Heute steht die Hammond-Orgel im Leipziger Regina-Palast.

Die „Ami“-Orgel war indes nicht die einzige, die Ebert wieder flott gemacht hat: Auch in der Dieskauer Kirche hat der selbstständige Restaurator Hand angelegt an der schon lange defekten Mechanik der deutschlandweit so gut wie einzigartigen Organola, einer mechanischen Musikwalze ähnlich eines Leierkastens. Und auch die Musikbox im Brachwitzer „Saalekiez“ spielt dank Ebert wieder Platten nach Wunsch, hat das Dessauer Rathaus wieder ein klingendes Glockenspiel.

Helmut Ebert, der schon in seiner Schulzeit an der Wittekindschule das Fach Physik liebte - übrigens bei Lehrer Werner Kittelmann, der später lange am halleschen Planetarium aktiv war - hatte im Laufe der Jahrzehnte aber vor allem Turm- und andere öffentliche Uhren in seiner Werkstatt: die von Schulen wie Pestalozzi, Hutten und Reil, die am Wasserturm Nord oder auch das von ihm nach einer historischen Postkarte von 1930 nachgebaute Zifferblatt der Uhr an der Adler-Apotheke in der Geiststraße. „Die funktioniert elektrisch, da das Uhrwerk nicht mehr existiert“, so Ebert, der viele Ersatzteile per Hand selbst herstellt.

„Es gibt zwar zum Beispiel Zeiger aus Plastik, aber ich lege großen Wert auf Qualität und Originale - aus ästhetischen Gründen“, sagt er und meint, man müsse sich vor allem bei älteren Mechaniken mit dem Gedanken des Herstellers befassen. „Jede Mechanik hat ihre eigene Geschichte“, so Ebert - und die wird dank Eberts Handwerkskunst in den Dingen wieder lebendig. (mz)