Speicheranlage bei Teutschenthal Speicheranlage bei Teutschenthal: Gas-Vorrat tief unter der Erde
Teutschenthal/MZ. - Auf dem Betriebsgelände ist nichts los. Kaum ein Mitarbeiter ist zu sehen, keine Maschinengeräusche zu hören. "Viele unserer Leute sind heute auf Schulung", sagt der Leiter der Untergrund-Gasspeicheranlage Bad Lauchstädt, Walther Burkhardt. Er und seine 27 Mitarbeiter können sich das gegenwärtig leisten. Vorrangig Wartungs- und Kontrollarbeiten stehen auf dem Plan. Die unterirdischen Speicher der Station, die zur Verbundnetz Gas AG (VNG, Leipzig) gehört und die trotz des Namens unter Teutschenthaler Adresse firmiert, sind proppevoll mit Erdgas. Insgesamt mehr als eine Milliarde Kubikmeter. Der Winter und der steigende Bedarf an Heizgas können kommen.
Größter Kunde Mitgas
"Bis Ende Oktober wurden die Speicher gefüllt", so Burkhardt. Das Erdgas wird über vier Fernleitungen aus Russland, Norwegen, den Niederlanden sowie aus deutschen Lagerstätten nach Teutschenthal geliefert. Dort wird es dann gefiltert, verdichtet, in die Speicher unter der Erde geleitet und bei Bedarf wieder ins Fernleitungsnetz gespeist. "Wir bedienen vor allem die großen Gasversorger." Größter Kunde sei die Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH (Mitgas).
Kein Zufall, dass direkt an der Verbindungsstraße von Teutschenthal nach Bad Lauchstädt (Kreis Merseburg-Querfurt) Erdgas gespeichert wird: Die geologischen Gegebenheiten tief unter der Erde werden dabei genutzt. Ein Teil des Gases wird in porösem Sandstein gelagert (siehe Grafik). Dieser "Porenraumspeicher" in 750 bis 1000 Metern Tiefe war früher eine natürliche Erdgaslagerstätte. Etwa zehn Jahre nach Errichtung der Speicheranlage 1969 war diese ausgebeutet. 14 so genannte Sonden stellen die Verbindung zu diesem riesigen Unter-Tage-Schwamm her. Als Erdgas-Vorratskammer dienen darüber hinaus 18 Kavernen. Das sind 765 bis 925 Meter tief gelegene Hohlräume, die durch künstliche Wasserausspülung der Salzlagerstätten entstanden sind.
Natürlich befinden sich die Speicher nicht alle unter dem zwei Hektar großen Betriebsgelände der Teutschenthaler Anlage. Über Tage stehen unter anderem die Verdichterstation, die Gastrocknungs- sowie die Gaskühlananlagen. Auf den umliegenden Feldern sind in Richtung Holleben die Kavernen-Kopfstationen und gen Steuden die Sondenstationen zur alten Erdgaslagerstätte verteilt. Burkhardt: "Unsere Station ist seit 1990 für 150 Millionen Euro grundlegend erneuert worden." In der Nachbarschaft nutzt auch Chemieriese Dow Kavernen als Gaslager.
Die in Teutschenthal ist die größte der sechs Speicheranlagen der VNG. Das Unternehmen ist der größte Erdgaslieferant in Ostdeutschland und unterhält ein 7000 Kilometer langes Fernleitungsnetz.
1984 einzige Havarie
Angesichts des jüngsten Brandes an einer Gasverteilerstation bei Bernburg (die MZ berichtete) drängt sich die Frage auf, wie sicher die Anlage in Teutschenthal ist. "Unser Betriebsgelände und die Außenanlagen sind in mehrere Sicherheitsabschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt verfügt über spezielle Schnellschluss-Vorrichtungen", so Burkhardt. Das garantiere, dass Havarien auf kleine Bereiche begrenzt würden und nur wenig Gas austreten könnte. "Bei uns dürften Vorfälle wie bei Bernburg auszuschließen sein", so Burkhardt. Die bisher einzige Havarie habe es 1984 gegeben, als aus einer Kaverne unkontrolliert Gas ausströmte. Dies sei ohne Folgen geblieben.