Reichen drei Tests in der Woche? So wollen Lehrergewerkschaft und Schülerrat in Halle einen Schul-Lockdown verhindern
Drei Coronatests in der Woche müssen Schüler und Lehrpersonal absolvieren, um sicher zu gehen, sich und andere nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Die Vorgaben von Bildungsministerium und Stadt gehen ihnen nicht weit genug.

Halle (Saale)/MZ - Bis zum Test herrscht im Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“ (TMG) Maskenpflicht, auch am Platz in den Unterrichtsräumen. Erst wenn alle Testkassetten ein negatives Ergebnis anzeigen, darf der Mund-Nase-Schutz abgenommen werden.
Masken zu tragen und Schnelltest in der Schule, um Schul-Lockdown zu verhindern
Seit Anfang November testen sich Schulkinder in Halle dreimal die Woche auf Corona - seit Montag ist dies auch landesweit so. In einer neuen Regelung des Bildungsministeriums, die seit Montag gilt, heißt es außerdem: „Die Selbsttests sind ab sofort grundsätzlich in der Schule durchzuführen.“ Ein Test zu Hause sei nicht mehr möglich.
Im TMG werden die Selbsttests zu Beginn der ersten Stunde durchgeführt. Wenn ein Test nicht negativ ausfällt, ein positives oder gar kein Ergebnis anzeigt, geht der Schüler oder die Schülerin zum Nachtest in einen eigens eingerichteten Raum. Im Klassenzimmer darf nun während des Unterrichts die Maske abgenommen werden. Doch der Schülerrat des TMG plädiert dafür, sie aufzulassen. „Wir ... wünschen uns, auch weiterhin gemeinsam in der Schule lernen zu können. Deshalb rufen wir Schüler und Lehrer dazu auf, auch im Unterricht die Masken zu tragen“, heißt es in einer Mitteilung des Schülerrats.
Schulbetrieb in Präsenz soll so lange wie möglich aufrecht erhalten
Schulleiter Thomas Gaube unterstützt den Appell und hält Schulkinder wie Lehrkräfte dazu an, sich entsprechend zu verhalten. Wie der Schülerrat wünscht sich Gaube Maßnahmen, die über die jetzigen hinausgehen. Er blicke mit Sorge und Unverständnis auf die Politik.
Ob zwei oder drei Tests in der Woche - der Corona-Lage werde man damit nicht Herr. Gaube spricht nicht nur als Schulleiter des TMG, sondern auch als Landesvorsitzender des Philologenverbandes, einer Lehrergewerkschaft. Schülerrat und Gewerkschaft stimmen darin überein, dass sie den Schulbetrieb in Präsenz so lange wie möglich aufrecht erhalten wollen. Aber wie ernst ist die Situation?
Keine flächendeckende Quarantäne bei positiven Fällen
„Das Infektionsgeschehen in Schulen ist aktuell sehr dynamisch und ändert sich täglich“, heißt es auf MZ-Anfrage von Seiten der Stadt. Laut Zahlen vom Sonntag sind in 33 Schulen derzeit positive Corona-Fälle bekannt. Insgesamt befinden sich in Halle 92 Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrkräfte in Quarantäne.
In der Regel isolieren sich nur noch die positiv Getesteten - es gibt keine flächendeckende Quarantäne bei positiven Fällen mehr. Gaube hat den Verdacht, dass die Politik nur auf Sicht fliegt, dass es keine nachhaltige Strategie gibt, den Präsenzunterricht durch den Corona-Winter zu retten. Sein Lösungsvorschlag: Testen, testen, testen.
„Tägliche Schnelltests sind zumutbar“
„Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam die Kraft finden, täglich alle zu testen, die am Schulleben beteiligt sind“, sagt Gaube. Damit meint er auch diejenigen, die geimpft oder genesen sind. Es stört ihn, dass - bei steigender Geimpften- und Genesenenzahl - die Menge derjenigen, die sich tes-ten lassen müssen, nämlich schrumpft.
Das Bildungsministerium schreibt in diesen Fällen keinen Test vor, sondern empfiehlt ihn lediglich. Doch gerade hinsichtlich der Impfdurchbrüche sei das, so Gaube, nicht sinnvoll. „Tägliche Schnelltests sind zumutbar“, sagt er.
Appell des TMG-Schülerrates als Ausdruck eines erschütterten Sicherheitsbedürfnisses der Schulkinder
Seiner Meinung nach fehlt es vor allem an politischem Mut, um ein nachhaltiges Testregime einzuführen. Auch wenn einige Erziehungsberechtigte - und vielleicht auch der eine oder andere Schulangestellte - gegen tägliches Testen protestieren würden, sei es Zeit für Maßnahmen, die der sich verschärfenden Corona-Lage angemessen sind.
Den Appell des TMG-Schülerrates sieht Gaube auch als Ausdruck eines erschütterten Sicherheitsbedürfnisses der Schulkinder. Durch entschiedenes Handeln könne man dem Nachwuchs den Glauben zurückgeben, dass für sichere Schulen gesorgt ist.