So schmeckt liberale Politik So schmeckt liberale Politik: FDP-Stadträtin Yana Mark gibt Hallescher Politik Würze
Halle (Saale) - Yana Mark lädt mich für das Interview zu einem gemeinsamen Kochabend zu sich nach Hause im Lutherviertel ein. Als sie die Tür öffnet, fragt sie mich als erstes, ob ich Angst vor Hunden habe. Bei der Antwort auf solche Fragen zögere ich oft einen Moment: Man weiß ja nie, welches Hündchen einem da gleich entgegen springt. Doch in diesem Fall muss ich keine Entscheidung fällen. Ehe ich es mir richtig überlegt habe, tapst schon die Französische Bulldogge Hamlet freundlich auf mich zu.
FDP-Fraktionsvorsitzende Yana Mark hat eine gradlinig politische Laufbahn
Die Hunderasse hat es der FDP-Fraktionsvorsitzenden angetan. In der komplett rot eingerichteten Küche steht in einer Vitrine eine rote Keramikbüste des Tieres. „Die Hunde sind sehr menschenbezogen und treu“, sagt Mark. Die 29-Jährige ist also eine Hundeliebhaberin und zugleich eine leidenschaftliche Köchin. Es soll Rindfleischburger mit selbstgebackenen Brötchen und Kartoffelspalten geben - wie das am Ende schmeckt, werde ich als Vegetarierin nicht beurteilen können. Viel muss ich aber auch vorher nicht machen, Yana Mark hat alles im Griff. So wie im Beruf. Nach ihrem Jura-Studium und dem Referendariat hat die gebürtige Ukrainerin sofort eine Stelle als Anwältin in der Kanzlei „SMK Silbersack Mängel und Kollegen“ bekommen. Dort beschäftigt sie sich mit Zivil- und Arbeitsrecht.
Aber auch ihre politische Laufbahn ist gradlinig. Nachdem sie das Abitur am Landesgymnasium Latina abgelegt hat, entschloss sie sich, in eine Partei einzutreten. „Mit der politischen Ausrichtung der FDP hatte ich die meisten Übereinstimmungen“, sagt Mark. Sie übernahm intern Posten, wurde später zur Landesvorsitzenden der Jungen Liberalen. Der größte politische Erfolg ist ihr bisher bei der Kommunalwahl Ende Mai gelungen. Die in der Stadtpolitik noch unbekannte Spitzenkandidatin wurde auf Anhieb in den Stadtrat gewählt.
FDP-Stadträtin hat kandidiert, um den politischen Diskurs in Halle wieder um liberale Ansichten zu erweitern
Auf die Frage, wie ihr das gelungen ist, sagt sie: „Wir haben einen sehr guten Wahlkampf gemacht. Und eine junge, engagierte Frau kam sicher auch gut an.“ Sie vergisst das Adjektiv selbstbewusst. So ist Mark in politischen Diskussionen aufgetreten. „Mir fällt es leicht, meine Meinung zu vertreten “, sagt die neue Stadtpolitikerin. Nun muss sie beweisen, dass sie sich mit ihrer Meinung auch im Stadtrat durchsetzen und Mehrheiten finden kann.
Als Stadträtin hat sie kandidiert, um den politischen Diskurs in Halle wieder um liberale Ansichten zu erweitern. In der vergangenen Legislaturperiode hatten sich die beiden FDP-Stadträte der CDU-Fraktion angeschlossen und sind damit ein Stück weit untergegangen. Nun wurden drei Kandidaten gewählt, wodurch die FDP eine eigene Fraktion bilden konnte. „Wir müssen wahrnehmbarer werden“, sagt Mark. Dafür will sie einen Beitrag leisten. Sie besetzt die arbeitsintensiven Ausschüsse wie den Finanz- und den Planungsausschuss - zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob als Anwältin. Mark ist eine Karrierefrau, könnte man plakativ sagen. „Ich will mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass auch berufstätige Frauen in meinem Alter in der Politik mitmischen können“, sagt sie.
Halles FDP: Nicht immer auf gleicher Linie mit der CDU, auch wenn es Überschneidungen gibt
Aber wie äußert sich nun konkret liberale Politik auf kommunaler Ebene? Yana Mark ist gerade damit beschäftigt, Ei, Öl und Senf zu einer Mayonnaise anzurühren. Sie nimmt sich einen Moment Zeit, um die Frage zu beantworten. „Wir sind beispielsweise gegen eine generelle Videoüberwachung.“ Ein konkretes Beispiel sei die Huttenschule. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte vorgeschlagen, das Schulgelände per Video zu überwachen, um besser gegen Angriffe von fremden Personen vorzugehen. „Ich denke, dort sollten wir lieber mit stärkerer Polizeipräsenz arbeiten, als Wochen später altes Videomaterial auszuwerten.“
An der Aussage wird klar, dass die FDP nicht immer auf gleicher Linie mit der CDU ist, auch wenn es Überschneidungen gibt. Laut Mark hängt das Votum der Liberalen stets vom Thema ab. Deshalb werde ihre Fraktion auch nicht jeden Vorschlag der rechtspopulistischen AfD-Fraktion per se ablehnen. „Genau das ist die Stärke der FDP: Wir führen sachliche Diskussionen und schätzen die Konsequenzen ab.“ Mark nimmt die Brötchen aus dem Ofen.
An ihrer linken Hand trägt sie einen Verlobungsring. Sie heiratet ihren Partner am 12. Oktober, einen Tag vor der Wahl des Oberbürgermeisters. „Unser Termin stand zuerst fest“, sagt Mark mit einem Lächeln. Dennoch ein spannender Zufall. An dem Wochenende entscheidet sich, ob Andreas Silbersack (FDP) - ihr Chef in der Anwaltskanzlei - der neue OB wird. Marks Auftreten im Stadtrat könnte dafür durchaus entscheidend sein. (mz)