Silberhöhe Silberhöhe in Halle (Saale): Anwohner sauer über Überwachungskameras an Wohnblock

Halle (Saale) - Die Kameras an den Hauseingängen des Elfgeschossers in der Wittenberger Straße sind nicht zu übersehen: Ihre Objektive sind auf den Eingangsbereich mit den Briefkästen gerichtet.
Auch drinnen, in den Fluren vor den Aufzügen, ist eine weitere Kamera installiert. Ebenso in der Kabine selbst.
Privatinvestor will gegen Vandalismus vorgehen
Nein, die Überwachung geschieht nicht heimlich, im Gegenteil: Überall weisen Schilder auf die Videoüberwachung hin. „Wir wollen damit ja nicht die Mieter ausspionieren, sondern den Vandalismus und Straftaten eindämmen“, sagt Dietmar Adolphs.
Vor drei Jahren hat der Unternehmer den heruntergekommenen, praktisch völlig unsanierten Elfgeschosser in der Nähe des S-Bahnhofs Silberhöhe gekauft. „GWH - Günstiger Wohnen in Halle“ hat Adolphs seine Firma und sein Projekt auf der Silberhöhe genannt. Der Name sei Programm. „Ich möchte hochwertig sanieren und trotzdem günstig vermieten. Unter fünf Euro. Ich bin sicher, dass das funktioniert“, sagt der Unternehmer, dem unter anderem eine Vermögensberatungsfirma gehört.
Investor saniert Wohnblock in der Silberhöhe aufwendig
Keine Frage, die Sanierung der Wittenberger Straße 1 bis 3 ist eine mutige Investition. Immobilien in dem sozial eher schwachen Plattenbaugebiet in Halles Süden werden häufig von Gesellschaften wie Immobilienfonds gekauft, die auf kurzfristigen Gewinn mit Billigsanierung oder auf reine Spekulationsobjekte aus sind.
Dietmar Adolphs hingegen setzt auf eine langfristige Investition, wie er sagt. Nur Stück für Stück geht die Sanierung voran. Bisher sind erst 29 der früher 132 Wohnungen tatsächlich relativ aufwendig saniert.
Sanierung in Halles Silberhöhe: Ein- bis Sieben-Raum-Wohnungen mit Balkon
Auch Wohnungsgrundrisse werden verändert: Ein- bis Sieben-Raum-Wohnungen sind im Angebot der GWH. Zunächst wurden vor allem die Haustechnik und der Brandschutz erneuert. Aber auch zwei neue Fahrstühle sind inzwischen eingebaut.
Der große, äußerliche Wurf soll in diesem Jahr stattfinden: Am Elfgeschosser werden für alle Wohnungen Balkone angebaut und die Fassade saniert. Zudem sind Rampen an den Eingangstreppen geplant.
Und langsam stellt sich der Erfolg ein: Vor drei Jahren lag der Leerstand bei 56 Wohnungen, heute sind es 45.
Überwachungskameras in der Silberhöhe sorgen für Diskussionen.
Für Diskussion unter den Mietern in der Wittenberger Straße 1 bis 3 haben jetzt aber die installierten Kameras gesorgt. „Anlass, die Technik zu installieren, war für uns, dass beispielsweise die Briefkästen aufgebrochen wurden“, sagt Adolphs.
Man habe beispielsweise auch Anzeige gestellt, weil an Briefkästen leerstehender Wohnungen Fantasie-Namen angebracht wurden, an die Adresse dann eine Lieferung bestellt und bei einem Nachbarn abgeholt wurde. Die meisten der Mieter, da ist sich Adolphs sicher, fühlten sich durch die Videoüberwachung nun sicherer.
Kritik an Überwachungskameras: „Wir leben jetzt in einem Hochsicherheitstrakt, wie im Knast.“
Die Kameras stoßen aber nicht auf ungeteilte Zustimmung. „Wir leben jetzt in einem Hochsicherheitstrakt, wie im Knast, wo wir an jeder Ecke bespitzelt werden“, sagt etwa ein Mieter. „Es gibt zwar verschiedene Mieter, die innerhalb der Familie sehr heftig streiten, doch das ist noch lange kein Grund, zu solchen Maßnahmen zu greifen.“
Tatsächlich ist die Installation von Videotechnik in einem Mietshaus umstritten. Sie ist immer eine Abwägung zwischen den Persönlichkeitsrechten der Mieter und dem Recht des Vermieters auf „ungestörtes Eigentum“, auf „Wahrung des Hausrechts“.
Wann sind Filmaufnahmen in Wohnhäusern erlaubt?
Filmaufnahmen müssen dem berechtigten Anspruch und Zweck haben, Straftaten zu verhindern. Keinesfalls aber dürfen etwa Wohnungstüren gefilmt werden, um anhand der Aufnahmen Bewegungsprofile der Mieter erstellen zu lassen. Zudem müssen alle Aufnahmen spätestens nach 72 Stunden gelöscht werden.
In einem Rechtsstreit müsste jeweils im Einzelfall entschieden werden. Fakt ist aber, dass inzwischen viele Vermieter die Technik installiert haben, ganz gleich, ob in Stadtteilen mit einer sozial schwächeren Mieterschaft oder in Villengegenden. (mz)

