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Sie lebt für ihr Hobby in der Skatehalle Sie lebt für ihr Hobby in der Skatehalle: Hallenserin Pauline Bendt kämpft für einen neuen Rollstuhl

Von Oliver Müller-Lorey 17.11.2018, 14:02
Pauline Bendt fährt bereits mit ihrem alten Rollstuhl Stunts.
Pauline Bendt fährt bereits mit ihrem alten Rollstuhl Stunts. Silvio Kison

Halle (Saale) - Als vor einigen Monaten eines der Räder an ihrem Rollstuhl nach einem Sprung in tausend Teile zersprang, brach für Pauline Bendt eine Welt zusammen. „Ich habe zwei Tage zu Hause gesessen und habe nur geheult“, sagt die 21-Jährige. Sie sitzt in ihrem - inzwischen reparierten - weißen Rollstuhl mit dicken Metallrohren und jeder Menge Aufkleber inmitten der „Flip-Arena“, einer Skatehalle in Neustadt. Aufgeregt ist sie noch immer, wenn sie von dem Moment erzählt, der ihr Hobby, das ihr so viel bedeutet, fast beendet hätte.

Mit dem Rollstuhl in der Halfpipe: Studentin aus Halle lebt für die noch recht unbekannte Sportart

Die Studentin lebt für das Rollstuhl-Skaten, eine relativ unbekannte Sportart, in der es aber bereits internationale Wettkämpfe und Stars wie in anderen Sportarten gibt. An vier Tagen in der Woche trainiert sie für mehrere Stunden in der Halle, in der sonst Skateboarder und BMX-Radler die Rampen hoch und runter fahren. Spektakuläre Rückwärts-Salti sind Bendt in ihrem „Rolli“ zwar nicht möglich.

Doch das Fahren auf einem Reifen, schwindelerregende Drehungen und rasante Abfahrten von der Halfpipe sind für Rollstuhl-Profis - Bendts große Idole - kein Problem. Damit sie auch irgendwann einmal solche Stunts zeigen kann, trainiert sie seit anderthalb Jahren - mit einem Hindernis.

Pauline Bendt aus Halle hat ein Problem: Ihr Rollstuhl ist für das Skaten völlig ungeeignet

Ihr sechs Jahre alter Rollstuhl ist nach dem missglückten Stunt zwar repariert. „Aber für meine Sportart ist er gänzlich ungeeignet. Das ist ein normaler Alltags-Rollstuhl, der nicht zum Springen gedacht ist“, sagt die Studentin. Der Rollstuhl ist nicht robust und könnte bei jedem Stunt zerbrechen. Das wäre für Pauline Bendt nicht nur gefährlich. „Wenn er bricht, ist all das, was mein Leben ausmacht, nicht mehr möglich“, sagt sie.

Damit meint sie nicht etwa den Weg zur Uni, sondern das Skaten. „Das Skaten ist mir eine Million Mal wichtiger als die Uni.“ An einem neuen Rollstuhl führt, wenn sie ihr Hobby weiter betreiben will, also kein Weg vorbei. Das Problem: „Die sind unheimlich teuer“, weiß die junge Frau. Für ihre Bedürfnisse braucht sie einen maßangefertigten und besonders robusten Rollstuhl, der aus einem Teil hergestellt wird. Kostenpunkt: 6.500 Euro.

Den Umzug in einer behindertengerechte Wohnung hat sie hintenangestellt

Bendt spart seit geraumer Zeit dafür und hat ihren Umzug nach Neustadt hinten angestellt. Für sie wäre es praktischer, wenn sie nahe der Skatehalle wohnt. Doch den Umzug in eine behindertengerechte Wohnung kann und will sie sich nicht leisten. Erst kommt der Rollstuhl, dann alles andere. Doch alleine wird sie das Geld nicht zusammenbekommen - ist sie sich sicher.

Vielleicht könnte ihr Verein, der Congrav New Sports, etwas dazu legen, doch selbst dann würde es wohl noch Jahre dauern, bis Bendt im neuen Rolli sitzen würde. Auch von Stiftungen und Vereinen, die sich um die Unterstützung von Behinderten kümmern, erwartet sie nicht allzu viel. Denn diese Stellen würden meistens nur etwas dazugeben, wenn die Krankenkasse nichts bezahlen will. In Bendts Fall zahlt die Krankenkasse aber wohl einen Teil, weil sie den neuen Stunt-Rollstuhl auch für die tägliche Fortbewegung nutzen würde. Bei den Stiftungen geht sie dann leer aus - vermutet sie.

Pauline Bendt aus Halle kan seit ihrer Geburt nicht laufen

Doch Pauline Bendt ist es Zeit ihres Lebens gewöhnt, zu kämpfen. Seit ihrer Geburt kann sie nicht laufen. Schuld ist eine Nervenkrankheit, die die Bewegungsabläufe - auch in den Armen - stark einschränkt. Damit unterscheidet sie sich von vielen querschnittsgelähmten Rollstuhl-Skatern, die es aus ihrer Sicht sogar bessern haben. „Leider bin ich nicht querschnittsgelähmt, denn dann könnte ich meine Arme perfekt bewegen“, sagt sie.

››Wer Pauline Bendt helfen will, kann sich direkt bei ihr unter der 0152/55 76 84 46 melden. (mz)