Sicherungsmaßnahme in Halle Sicherungsmaßnahme in Halle: Stacheldraht zwischen Dom und Moritzburg

Halle (Saale)/MZ - Passanten bleiben ungläubig stehen, Anwohner schütteln mit dem Kopf: Das Areal in der Mühlpforte Ecke Mühlgasse in Halles Innenstadt bietet einen ungewöhnlichen Anblick. Das große Grundstück zwischen Dom und Moritzburg ist vom Eigentümer mit Stacheldraht gesichert worden - auf Dutzenden Metern und inklusive Eingangstor. Vor wenigen Tagen sind auf den Zaun und das Tor lange Metallstreben aufgesetzt und dann mit dem Draht umwickelt worden - mitten im historischen Kern der Saalestadt.
Provokation für viele Hallenser
Die Sicherung des Geländes wirkt provozierend auf viele Hallenser: Ulrich Maurach, der im Domplatz-Viertel wohnt, ist außer sich: „Das kann doch wohl nicht wahr sein“, sagte er, „Stacheldraht wie bei einem Hochsicherheitstrakt - und das mitten in der Altstadt.“ Touristen, die vom Dom und Neuer Residenz in Richtung Moritzburg und Leopoldina gehen, fragen Anwohner sogar, ob hier ein Gefängnis sei. Das Gebäude wurde ehemals von der Universität genutzt und steht nun leer. Warum also der Stacheldraht?
Bei der Uni erklärt Pressesprecherin Manuela Bank, dass der Stacheldraht vom Landesbetrieb Bau zur zeitweiligen Sicherung der dahinter liegenden Häuser angebracht wurde. Das ehemalige Uni-Gebäude in der Mühlpforte werde zwar derzeit nicht genutzt, solle aber vom Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement vermarktet werden. Durch den Leerstand hätten sich die Probleme erhöht. Über das Grundstück seien Einbrecher ins angrenzende Haus am Domplatz eingedrungen, das vom Institut für Biologie und vom Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen genutzt wird. Etliche Türen seien zerstört, Labore verwüstet worden.
Mit der Zaunerhöhung, einem besseren Wachschutz und einer neuen Alarmanlage soll laut Uni künftig vermieden werden, dass durch Vandalismus der dortige Forschungs- und Lehrbetrieb nochmals behindert wird. Mitarbeiter und Studenten, die auch nachts mit Langzeitversuchen beschäftigt sind, müssten geschützt werden. „Mittelfristig wird an einer optisch angepassten Lösung gearbeitet, die aber kurzfristig aufgrund fehlender Finanzierung und denkmalschutzrechtlicher Genehmigung nicht möglich war“, sagt Manuela Bank.
Kein Widerspruch zum Denkmalschutz
Im Widerspruch zum Denkmalschutz steht der Stacheldraht aus Sicht der Universität aber nicht. Alle Schutzmaßnahmen seien nur zeitweilig angebracht und könnten ohne Beschädigung des Baudenkmals wieder abgenommen werden.
Eine Genehmigung für den Stacheldraht sei nicht notwendig, sagte Stadt-Sprecher Drago Bock auf Anfrage. Allerdings müsse bei solchen massiven Eingriffen eine Abstimmung mit der städtischen Denkmalschutzbehörde erfolgen. Das sei nicht geschehen. „Die Stadt wird kurzfristig mit dem Grundstückseigentümer Kontakt aufnehmen, um auf eine weniger störende Gestaltung hinzuwirken“, sagte er.
