SG Motor Halle SG Motor Halle: RB Fußballschule in Halle nach Drohungen abgesagt

Halle (Saale) - Bewusstlos geschlagene Schiedsrichter, prügelnde Spieler, Fans, die sich Massenschlägereien auf dem Platz liefern: Gewalt ist in Sachsen-Anhalts Amateurfußball ein zunehmendes Problem geworden.
Jetzt erhält dieses Phänomen eine neue Facette: In Halle musste ein geplantes Fußballcamp für Kinder wegen Drohungen im Internet abgesagt werden. Andreas Silbersack, Präsident des Landessportbundes (LSB), ist schockiert.
Eine Welle von Hass und Gewaltdrohungen
Im Juli sollte die Fußballschule des Zweitligisten RB Leipzig das Camp auf dem Trainingsgelände der SG Motor Halle veranstalten. Dem hiesigen Verein schlug nach der Veröffentlichung des Plans im sozialen Netzwerk Facebook eine Welle von Hass und Gewaltandrohungen entgegen. „Ich hoffe diesen Tag werdet ihr nie vergessen. Schämt euch“, kommentierte ein Nutzer. „Geh doch dahin, da wirst du was erleben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da ruhig bleibt“, schrieb ein anderer.
„Und diese Kommentare waren noch harmlos“, berichtete Marcus Göpfert, Sprecher des Vereins SG Motor Halle. „Auf vielen Internetseiten gab es eindeutige Drohungen gegen uns. Es wurde dazu aufgerufen, das Sportgelände zu zerstören.“ Und das bei einer Veranstaltung, bei der es um Kinder gehen sollte. Am Ende sagte Motor Halle das Camp aus Sicherheitsgründen ab. Auch andere Vereine mussten sich schon mit der Abneigung ihrer Anhänger gegen RB Leipzig auseinandersetzen. So forderten Fans des Halleschen Fußballclubs vergangenes Jahr die Absage eines Testspiels der U17 gegen Leipzig. Die Partie fand statt.
Verständnis für die Absage des Camps
Man solle froh sein, dass ein Investor wie Red Bull Geld in die Hand nimmt, um den Fußball in Mitteldeutschland voranzubringen, argumentierte LSB-Präsident Silbersack. „Ich habe Verständnis für die Absage des Camps. Die Gesundheit der Vereinsmitglieder und Talente hat absoluten Vorrang“, sagte er. Zugleich gab er aber zu bedenken: „Die Absage ist eine Kapitulation vor Chaoten und Leuten, die nicht einschätzen können und auch nicht wollen, was RB Leipzig für die Region leistet.“
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) kündigte an, sich heute über die Ereignisse genauer informieren zu lassen. Im Zusammenhang mit Gewalt im Amateurfußball hatte er zuletzt drastische Strafen durch die Verbände gefordert. Anlass war ein Ende 2013 im Saalekreis von einem Spieler bewusstlos geschlagener Schiedsrichter.
Problem wird ernst genommen
„Mein Eindruck ist inzwischen, dass der Landesfußballverband und der Landessportbund das Problem ernst nehmen“, sagte er gestern. Auch Sportgerichte handelten zügig. Zuletzt kam es in Bräunrode (Mansfeld-Südharz) im Dezember bei einem Kreisoberligaspiel zu einer Schlägerei von 50 Spielern, Verantwortlichen und Fans, nach der schnell drastische Strafen ausgesprochen wurden. Nach einer erfolgreichen Berufung muss der Fall allerdings neu verhandelt werden. (mz)
