Service Service: Tankstellen und Kunden unter Druck
Halle (Saale)/MZ. - Mindestens alle 14 Tage sollten Autobesitzer den Reifendruck ihrer Fahrzeuge messen. Das empfiehlt der ADAC. Indes bekommt man in Halle den Eindruck, dass es immer schwieriger wird, vor allem schnell mal den Luftdruck zu prüfen. An der einen Tankstelle ist das Messgerät defekt, an der anderen fehlt es komplett, an der nächsten wird es nur gegen ein Pfand herausgegeben. "Der Vandalismus zwingt uns dazu", sagte eine Tankstellenpächterin der MZ. Ein MZ-Leser allerdings reagierte verärgert. 20 Euro sollte er als Pfand an der Aral-Tankstelle an der B 91 hinterlegen. Erst dann wollte ihm das Personal einen Schlauch zum Luft tanken geben. "Da bin ich wieder gefahren", sagte er.
Das Geld hätte er immerhin zurückerhalten. Der Energie-Riese Shell testet an ausgewählten Tankstellen sogar ein Bezahlsystem. Die reine Kontrolle bleibt kostenlos, wer aber Luft nachfüllen muss, wird zur Kasse gebeten: Fünf Minuten Luft kosten einen Euro.
Beim ADAC lehnt man dieses Modell ab. Die Spritpreise seien schon so hoch, ein bisschen Service müsse es doch noch geben. Bettina Hierath von der ADAC-Pressestelle in München rät Autofahrern, dort zu tanken, wo sie auch kostenlos den Luftdruck messen können. Die Serviceleistungen gingen zurück, Kosten würden zunehmend auf die Autofahrer abgewälzt, kritisiert sie. Dabei sollte als Maxime doch gelten: "Sicherheit geht vor." Und ihre Kollegin vom ADAC-Regionalclub Niedersachsen / Sachsen-Anhalt, Rosa Legatis, ergänzt: "Wir haben Verständnis für den Frust der Pächter, wenn ihnen durch mutwillige Zerstörung Kosten entstehen." Dennoch sei die Messung eine "sicherheitsrelevante Serviceleistung", die kostenlos bleiben solle.
Sicherheitsrelevante Serviceleistung - dieses Argument führt auch Aral-Pressesprecher Detlef Brandenburg ins Feld. Er findet die ganze Entwicklung "ärgerlich": Weil einige wenige Autofahrer "seltsame Verhaltensweisen" an den Tag legten und "nicht pfleglich" mit den Geräten umgingen, müsse die Masse der Autofahrer Nachteile in Kauf nehmen. Er bittet um Verständnis für die Tankstellenpächter. Ein Bezahlsystem wie bei Shell lehne Aral im Übrigen ab.
"Ein Euro ist definitiv zu viel", meint auch der Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen und unabhängiger deutscher Mineralölhändler, Stephan Zieger. Völlig rätselhaft ist ihm indes, warum die Geräte überhaupt geklaut werden. "Ich weiß gar nicht, was Diebe damit wollen", sagt Zieger. Der Inhalt der tragbaren Messgeräte reiche doch gerade für ein Auto, danach müsse das Gerät wieder gefüllt werden.
Fest steht: Vandalismus und Diebstahl summieren sich für die Pächter schnell zu hohen Kosten: Ein tragbares Messgerät kostet 200 bis 300 Euro, der Preis für die Standgeräte, an denen sich ein langer, flexibler Schlauch befindet, liegt deutlich über 1 000 Euro.
Bei der Jagd nach Dieben und Vandalen helfen übrigens die Überwachungskameras nicht. Sie sind nämlich in der Regel auf die Zapfsäulen gerichtet. Die Reifendruckgeräte befinden sich dagegen oft an einem abgelegeneren Ort auf dem Tankstellengelände. Dort, wo allerdings keine Kameras hinschauen.