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Bauarbeiter finden das alte Steintor Sensationsfund in Halle (Saale): Bauarbeiter finden das alte Steintor

Von Dirk Skrzypczak 15.03.2018, 09:18
Archäologin Ines Vahlhaus (li.) und Projektleiterin Heike Knopf untersuchen den Fund.
Archäologin Ines Vahlhaus (li.) und Projektleiterin Heike Knopf untersuchen den Fund. Silvio Kison

Halle (Saale) - Gerd Blumenau, Prokurist der Havag, spricht von einer Sensation, Landesarchäologe Harald Meller von einem „super Ereignis“. Bauarbeiter haben auf dem Joliot-Curie-Platz vor der Post in über drei Metern Tiefe nicht nur Überreste der alten Stadtmauer gefunden, sondern vermutlich auch das Fundament der mittelalterlichen Toranlage, datiert auf das 12. Jahrhundert. Und diese Entdeckung ist insofern bemerkenswert, weil sie ein Geheimnis aus der halleschen Stadtgeschichte lüftet.

Entdeckung in Halle (Saale): Hier stand einst das mittelalterliche Steintor

„Bislang ist es nämlich unbekannt gewesen, wo genau sich das Steintor einst befand. Wir hatten nur eine ungefähre Kenntnis seiner Lage“, sagt am Mittwoch Archäologin Ines Vahlhaus, die bereits vor einigen Tagen auf den etwa zweieinhalb Meter breiten Gürtel aus Feldsteinen gestoßen war, der quer unterhalb der Großen Steinstraße verläuft. Bevor im Rahmen des Stadtbahnprogramms die Gleisanlagen neu gebaut werden, muss in sechs Metern Tiefe ein neuer Abwasserkanal verlegt werden. Und bei diesen Arbeiten legten die Bauleute die Mauerstümpfe frei.

„Durch diesen Fund wissen wir jetzt, wo sich die Kernstadt damals von der übrigen Bebauung abtrennte“, erklärt Meller. Die Archäologen stützen sich bei ihren Untersuchungen auch auf eine Skizze des einstigen Heimatforschers und halleschen Stadtarchivars Erich Neuß (1899 - 1982).

Halle hatte einst mehrere Steintore - warum sie irgendwann abgerissen wurden

Er hatte sich mit der alten Befestigung beschäftigt und auch die Lage der Steintore eingezeichnet, von denen es hintereinander mehrere gegeben hatte - was einen höheren Schutz für Halle bedeutete. 1829 wurden die Toranlagen jedoch abgerissen. „Die Befestigungen wurden nicht mehr benötigt, weil sie speziell durch die Erfindung von Kanonen keinen echten Schutz mehr bei Angriffen garantierten. Und letztlich waren sie wohl auch der Stadtentwicklung im Weg“, sagt Landesarchäologe Meller.

Unklar ist, wie Havag und das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege mit dem Fund umgehen, mit dem die Experten insgeheim gerechnet hatten. „Wir werden alles dokumentieren und so für die Nachwelt erhalten“, meint Archäologin Vahlhaus.

Mauerreste des Steintors von Halle soll für Nachfahren erhalten bleiben

Zunächst einmal soll nun ergründet werden, wie tief die Mauerreste in das Erdreich hinab ragen. Bislang sind nur die obersten Schichten sichtbar. Meller hofft, dass die Zeugen der Stadtgeschichte nicht zerstört werden müssen und im Boden bleiben können.

„Wir würden sie für spätere Generationen damit bewahren. Wer weiß, vielleicht wollen unsere Nachfahren die alten Mauern irgendwann wieder rekonstruieren.“ Gerd Blumenau zeigt sich in diesem Punkt gesprächsbereit. „Wir fühlen uns der Geschichte verpflichtet und gehen sehr sorgsam mit dem Fund um.“ Es werde nun zwar zu Verzögerungen im Bauablauf kommen, das Gesamtprojekt sei aber nicht in Gefahr.

Teil der Großen Steinstraße ab Montag für Autofahrer gesperrt

Schon ab Montag, dem 19. März, wird der Individualverkehr derweil die nächste Stufe des Stadtbahnprogramms zu spüren bekommen. Dann ist die Große Steinstraße zwischen dem Curie-Platz und der Schimmelstraße auch für Autos voll gesperrt - nur Anlieger kommen dann noch durch, Rettungskräfte ebenfalls.

Auf dem Curie-Platz selbst, der noch wie ein großer Kreisverkehr funktioniert, wird der komplette Verkehr ab dem 19. März auf dem Altstadtring über die Westtrasse geleitet. Nach Ostern ist der Platz dann nur noch über die Ostseite befahrbar. (mz)

Im Stadtmuseum steht ein historisches Modell von Halle. Im Vordergrund ist die alte Toranlage im Bereich des heutigen Joliot-Curie-Platzes zu sehen.
Im Stadtmuseum steht ein historisches Modell von Halle. Im Vordergrund ist die alte Toranlage im Bereich des heutigen Joliot-Curie-Platzes zu sehen.
Silvio Kison