Seit 50 Jahren beim Laternenfest Seit 50 Jahren beim Laternenfest: Kleine Schiffe - großer Auftritt

Halle (Saale) - Sie gehören zu den treuesten Teilnehmern des Laternenfestes: Kein einziges haben Peter Jedwabski und seine Modellbaufreunde des Schiffsmodellsporklubs Beesen in den vergangenen 50 Jahren verpasst - ob Pressefest (ältere Hallenser kennen das Fest aus DDR-Zeiten noch unter diesem Namen) oder heute das Laternenfest - Sachsen-Anhalts größtes Volksfest.
Mit ihren in jahrelanger, liebevoller Kleinarbeit gebauten Schiffsmodellen zelebrieren sie an der Fontäne alljährlich so etwas wie einen „kleinen Bootskorso“: Da sticht zum Beispiel die „Obluze“ in See, ein polnischer U-Boot-Jäger. Gebaut haben ihn Jedwabski und Hans-Dieter Schedlinski in rund zweieinhalbjähriger Bauzeit in über 2.500 Arbeitsstunden. Auch die „Admiral Makarov“, deren großes Vorbild im Zweiten Weltkrieg auf See kreuzte, ist durch Eigner Schedlinski im Maßstab 1:50 in vielen Stunden entstanden und 1990 fertiggestellt worden.
Modellbau: Anfangs vorwiegend eher militärische Schiffe
Waren es anfangs vorwiegend eher militärische Schiffe, die nach Bauplänen und historischen Fotos exakt nachgebaut wurden, rückten zunehmend auch Modelle ziviler Schifffahrt und Sportboote in den Mittelpunkt der Modellbauer. So präsentieren die Beesener gern ihren Ruder-Dreier mit Steuerfrau: ein nach Original nachgebautes Boot, in dem vier kleine Puppen an den Rudern sitzen. „Das Boot macht ordentlich Betrieb“, lacht Jedwabski. Auf jeden Fall ist es ein Hingucker, wenn die vier „Mädels“ loslegen.
Bei weitem nicht nur die jüngsten Laternenfestbesucher sind fasziniert von den Wasserfahrzeugen, die in rasanter Geschwindigkeit über die Fontäne düsen. Für viele Männer, die am Stand des Modellbauklubs stehenbleiben und mit den Mitgliedern fachsimpeln, sind die bis ins kleinste Detail liebevoll gestalteten Schiffe ein wahrgewordener Kindheitstraum.
Modellbauer in Halle: Gegründet 1964 und hervorgegangen aus der damaligen Gesellschaft für Sport und Technik
Den haben sich die Modellbauer indes selbst erfüllt. Gegründet 1964 und hervorgegangen aus der damaligen Gesellschaft für Sport und Technik, sind heute noch 15 vorwiegend ältere Mitglieder dabei. „Nachwuchs wäre toll, aber viele Jugendliche haben gar nicht mehr die Geduld, lange an einer Sache zu arbeiten“, so Vereinschef Jedwabski, der früher mehr als ein Dutzend begeisterte junge Bastler angeleitet hat und zu Wettkämpfen gefahren ist. Denn auch im Modellsport gibt es nationale und internationale Meisterschaften bis hin zur WM.
Gekämpft wird dabei um die beste Choreographie, mit der die Modelle nach einem selbst erstellten und penibel einzuhaltenden Ablaufplan in einem Szenario der Jury präsentiert werden. Bojen-Parcours und eine Bauprüfung gehören ebenfalls dazu. Jedwabski, gelernter BMSR-Techniker und heute Elektriker bei der Stadtwirtschaft, hat 1992 zum Beispiel Bronze bei der WM im russischen Brjansk geholt.
Heute sind die Modellbauer, die früher bei den Chemischen Werken Buna angesiedelt waren, mit ihren schmucken Schiffen, Booten, Autos und Flugzeugen bei Events wie dem Brunnenfest in Bad Lauchstädt zu Gast - oder eben beim Laternenfest.
››Wer Lust hat, mitzumachen: schiffsmodellbau-halle-beesen.de (mz)
