Sechs Jahre auf Reisen Sechs Jahre auf Reisen: Dieses Paar aus Halle (Saale) fuhr im Gras-Wohnmobil um die Welt

Halle (Saale) - Nur mal kurz weg, vielleicht ein Jahr - das war das Ziel, als Tobias Lehmann und seine Partnerin Carolin Feneis 2011 zu einer Weltreise gestartet sind. Der 33-jährige Hallenser und die Freiburgerin gaben ihre Jobs auf - er war Physiotherapeut, sie Innenarchitektin - und machten sich per Anhalter auf den Weg nach Polen, Russland, China und Tibet. Jetzt, nach sechs Jahren, ist das Paar wieder in Halle angekommen.
Junges Paar aus Halle (Saale) war sechs Jahre unterwegs: „Für uns ist die Reise nicht zu Ende.“
„Für uns ist die Reise nicht zu Ende“, sagt die 35-jährige Carolin. Ein Traum wäre für das Paar, alle zwei bis drei Jahre für einige Monate zu verreisen. Zum Beispiel nach Südamerika - dahin hat sie ihre lange Weltreise nicht gebracht. Aber: Beide sind sehr glücklich, wieder in Deutschland zu sein und nach der langen Zeit nun Freunde und Verwandte zu besuchen - so auch Tobias’ Eltern in Halle.
Ende der Woche geht es dann weiter nach Lörrach (Baden-Württemberg), wo beide zuletzt gewohnt haben und sich erst einmal wieder niederlassen wollen. Dann zunächst steht anderes als Reisen an: Der gemeinsame dreijährige Sohn Max, der in Australien geboren wurde, soll einen Kindergarten besuchen. Und Mitte Oktober kommt sein Bruder zur Welt.
Das hat das Paar aus Halle (Saale) auf ihren Reisen erlebt
Was das Paar in den letzten sechs Jahre erlebt hat, sprudelt nur so aus beiden heraus: Die unschlagbare Natur in Nepal, die Jobs als Kellner in einem Restaurant, die Reisen nach Myanmar und nach 14 Monaten Reise die Ankunft in Australien. „Wie hatten es dort innerhalb kürzester Zeit geschafft, einen passenden Job zu finden - in einer Garnelenfabrik“, berichtet Tobias Lehmann.
Weil sie diese Arbeitsstelle hatten, gelang es ihnen auch, ein Work-and-holiday-Visum für ein weiteres Jahr in Australien zu bekommen. „Mit dem Job konnten wir dann auch unser leer gefegtes Konto wieder auffüllen“, erzählt er weiter.
Paar aus Halle bekommt Kind auf der Weltreise - und kann sich nicht von seinem Campervan trennen
Doch die beiden ziehen weiter, finden neue Jobs und erleben im April 2014 etwas ganz besonderes: die Geburt ihres Sohnes. Deswegen musste ein neues Zuhause her. Und das war schnell gefunden: „Wir haben den ganz mit Kunstrasen verkleideten Campervan gesehen und uns gleich in ihn verliebt“, sagt Tobias Lehmann.
Der Kleinbus, Baujahr 1985, hatte damals zwar schon rund 370.000 Kilometer auf der Uhr - dafür war er aber innen perfekt mit Kühlschrank, Bett, Tisch und Herd eingerichtet. Für die beiden Weltenbummler stand damit fest: Das coole Gefährt muss als Souvenir mit zurück nach Deutschland statt es am Ende der Weltreise wieder zu verkaufen.
Egal, wo der grasgrüne Bus auftauchte, den sie später auf den Namen „The GrassVan“ tauften, überall das gleiche Bild: „Er zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht“, sagt Carolin Feneis. Menschen reichen ihnen Lebensmittel durchs Fenster, Elefanten begleiten sie ein Stück auf der Straße, überall erleben sie Gastfreundschaft.
Was die beiden in Malysia erlebt haben - und wie es in Deutschland weitergeht
Sie verschifften den Van im Juni 2015 nach Malaysia, wo sie nicht nur sechs Monate bleiben, sondern eine neue Finanzierungsquelle für ihre Reise finden. Denn in Malaysia lernen sie einen chinesischen Therapeuten kennen, bei dem der Physiotherapeut Tobias zum einen Methoden der traditionellen chinesischen Medizin kennenlernte - und die dazugehörigen Behandlungsöle aus eigener Produktion.
Aus dem Erfahrungsschatz heraus entwickelten Carolin und Tobias ihre eigenen Körperpflegeprodukte und Massageöle, die sie aus dem Bus heraus auf der Weiterreise über Kambodscha, den Iran bis hin weiter in Richtung Deutschland verkaufen.
Ob das auch ein Geschäftsmodell für die Zukunft in der alten Heimat wird, muss sich noch herausstellen. „Das ist kompliziert, die Produkte müssen erst eine Kosmetikprüfung unterzogen werden“, nennt Tobias Lehmann das Problem. Um den Lebensunterhalt muss er sich indes nicht sorgen - ein Anruf bei seinem ehemaligen Chef in Lörrach endete mit der Zusage: „Du kannst hier wieder anfangen, wann immer du willst.“
Für die Zeit in der neuen, alten Heimat hat sich das Paar etwas vorgenommen: „Wir wollen Lebensfreude ins Land bringen.“ Denn zurück von ihrer sechsjährigen Reise stellen sie fest, wie gut es sich in Deutschland lebt, wie günstig hier die Preise im Vergleich zu anderen Ländern sind und wie weltoffen und international Deutschland ist. „Deutschen ist oft nicht bewusst, wie gut sie es haben“, sagt Carolin.
››Die Weltreise ist auch im Blog www.thegrassvan.com beschrieben (mz)