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Schwimmen Schwimmen: Halle 2018 kein Bundesstützpunkt Schwimmen mehr?

Von Petra Szag 12.01.2017, 18:30
Paul Biedermann trainierte bis zu seinem Karriereende am Bundesstützpunkt in Halle.
Paul Biedermann trainierte bis zu seinem Karriereende am Bundesstützpunkt in Halle. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Der Fünfzeiler auf der Homepage des Deutschen Schwimmverbandes ließ in Halle die Alarmglocken schrillen. Unter dem Stichwort Stellenausschreibung nämlich wird seit Donnerstag ein Bundesstützpunkttrainer für Potsdam gesucht. Sind damit die Würfel gegen Halle gefallen? Die Schwimmhochburg kämpft ja bekanntlich vehement dagegen an, ihren Bundesstützpunktstatus zu verlieren.

Chefbundestrainer sagt: Potsdam oder Sachsen-Anhalt

Zu Erinnerung: Durch die im Zuge der Leistungssportreform vom Deutschen Olympischen Sportbund geforderte Neustrukturierung wird im Fachverband laut über eine Reduzierung seiner Bundesstützpunkte nachgedacht. Am Neujahrestag positionierte sich Henning Lambertz dazu in der WAZ. Dortmund/Wuppertal und Leipzig werden wegfallen. „Essen, Berlin, Hamburg und Heidelberg bleiben bestehen“, hatte der Chefbundestrainer zudem gesagt. Und: „Der fünfte wird Magdeburg/Halle oder Potsdam sein.“

Nun also wird in Potsdam ein neuer Chef gesucht. Kurz zuvor hatte Bundestrainer Frank Embacher in Halle die Mitteilung erhalten, dass sein 2016 endender Vierjahresvertrag nicht verlängert wird. Zudem bekam in Magdeburg der unbefristet beim DSV angestellte Trainer Thomas Ackenhausen die Kündigung. Ein möglicher Doppelstandort im Bundesland wäre aktuell führungslos.

Henning Lambertz bestätigt Standort Halle für 2017

Lambertz wollte dennoch den Rückschluss nicht zulassen, dass Sachsen-Anhalt von der Landkarte des DSV verschwinden soll. „Halle ist für 2017 bestätigt“, sagte der 47-Jährige gebürtige Neusser am Donnerstag der MZ. Der politische Druck lässt etwas anderes im Augenblick wohl auch gar nicht zu. Schließlich hatte der Dachverband DOSB selbst allen Sportfachverbänden eine Übergangszeit zugesichert.

Doch was passiert danach? Darüber wolle er, so Lambertz, gemeinsam mit DSV-Präsidentin Gabi Dörries und die Sportverantwortlichen im Land Sachsen-Anhalt am 31. Januar in Magdeburg beraten. Thema dieser zweiten Gesprächsrunde in diesem Kreis ist auch ein Konzept, das Lambertz als interessant bezeichnet. 

Das Land selbst habe vorgeschlagen, dass künftig eine Konzentration der Talente auf den kürzeren Strecken - also 50 bis 200 Meter in Halle erfolgen solle, die Langstreckler ab 400 Meter und Freiwasserschwimmer würden schwerpunktmäßig in Magdeburg trainieren. Ein Doppelstandort mit klar getrennten Aufträgen also.

Doppelstandort ohne Cheftrainer

Lambertz macht keinen Hehl daraus, dass er nach wie vor für schlanke Stützpunkt-Strukturen ist. Soll man Halle deshalb hintenrunterfallen lassen? „Die Voraussetzungen in Sachsen-Anhalt sind sehr gut“, nannte der Chefcoach selbst ein Gegenargument und bezog sich auch auf die 16 Trainerstellen, die vom Land finanziert werden. Nur wer soll den Hut aufhaben?

„Im Moment sehe ich in keinem der Stützpunkte einen hauptamtlichen Leiter“, sagte Lambertz angesichts des knappen Budgets. Darüber jetzt zu reden, hält er aber nicht für vorrangig wichtig. Mit Blick auf die Beratung am 31. Januar meinte er: „Wir müssen erst über Inhalte reden, über Konzepte, und dann über die Personalien.“

Landessportbund attackiert DSV und will um Halle kämpfen

Der Landessportbund Sachsen-Anhalt will für einen Erhalt des Bundesstützpunktes kämpfen. „Wir haben nicht im Dezember 2016 ein Reformpapier zum Leistungssport verabschiedet, damit danach jeder tun und lassen kann, was er möchte“, sagte LSB-Präsident Andreas Silbersack.

Im Oktober hatte der DOSB den Landessportbünden eine Liste vorgelegt, die Grundlage zur Beschlussfassung der Leistungssportreform war. Auf dieser war Magdeburg/Halle als Bundesstützpunkt Schwimmen fest vorgesehen. Umso unverständlicher ist jetzt das eigenmächtige Verhalten der Verbandsverantwortlichen, hieß es in der Presseerklärung von Silbersack. Schließlich werde „Schwimmen als olympische Schwerpunktsport in Sachsen-Anhalt“ gefördert.