Schwere Vorwürfe gegen SV Halle Schwere Vorwürfe gegen SV Halle: Rechte Boxer im Visier

Halle (Saale) - Auf dem Foto steht der Trainer neben seinen Boxschülern. Sie recken die blanken Fäuste in die Luft, kurze Zeit später beginnt ein Wettkampf. Das Bild ist im April dieses Jahres beim Sportverein Halle aufgenommen worden. Es hätte wie viele andere Vereinsfotos in archivierten Ordnern verschwinden können.
Ist es aber nicht. Stattdessen kursiert es im Internet. Denn der Abbildung wohnt eine gewissen Brisanz inne. Zwei der Boxer gehören – zumindest damals – der rechtsextremen Identitären Bewegung an. Die linke Internetplattform Sachsen-Anhalt Rechtsaußen verfasste daraufhin einen Artikel über die Rechten und deren Aktivitäten in dem Sportverein. Das Bündnis Halle gegen Rechts nahm daraufhin eigene Recherchen zu Rechtsextremen im halleschen Boxsport auf.
Bericht erörtert die Verflechtungen der Boxer
In einem 17-seitigen Bericht, der nicht nur dem Sportverein, sondern auch allen Stadtratsfraktionen und dem Oberbürgermeister vorliegt, werden die Verflechtungen erörtert. Im Mittelpunkt steht dabei die politische Gesinnung eines Boxtrainers, der beim SV und an der Martin-Luther-Universität unterrichtet.
Dieser habe seine rechte Gesinnung durch Kommentare in sozialen Medien zu erkennen gegeben. Außerdem dokumentierten Fotos, dass Rechtsextreme die Räume des SV genutzt hätten. Das Bündnis forderte den Verein auf, die Zusammenarbeit mit dem Trainer zu überdenken und die Mitglieder des Vereins bei Anhaltspunkten zu überprüfen.
„Wir haben uns im Präsidium intensiv mit den erhobenen Vorwürfen auseinandergesetzt“, sagt Vereinspräsident Christoph Bergner. Der Verein grenze sich von Extremisten ab und lasse sich nicht als deren Plattform missbrauchen. „Wir sind jedoch darüber verärgert, auf welcher dünnen Basis das Bündnis diese Vorwürfe öffentlich gemacht hat“, fügt er hinzu. Die Anschuldigungen gegen den Trainer würde einem Rufmord gleichen.
Trainer stellt Strafanzeige gegen Veröffentlichungen auf der linken Internetplattform
Der betroffene Trainer hat gegen die Veröffentlichungen auf der linken Internetplattform Strafanzeige gestellt. „Für mich zählt einzig und allein der Sport, ich positioniere mich politisch überhaupt nicht“, sagt er. Es stimme allerdings, dass zwei Mitglieder der Identitären Bewegung bei ihm trainiert und sich dadurch auch in den Vereinsräumen aufgehalten haben.
Korrekt sei ebenfalls sein Facebook-Kommentar zur Eröffnung des IB-Hauses an der Adam-Kuckhoff-Straße. „Ihr habt viel Fleiß und Mühe in euer Haus gesteckt. Darauf könnt ihr stolz sein. Lieben Gruß, euer Trainer“, schrieb er. Damit habe er sich jedoch nicht politisch positioniert, sondern lediglich seine jungen Boxer unterstützen wollen. „Bei mir trainieren Israelis, Syrer und Deutsche alle friedlich miteinander. Das ist echte Integration“, betont er.
Der Präsident des SV und der Trainer sind sich durchaus bewusst, dass der Boxsport anfällig für Unterwanderungen ist. „Wir sind durch den Fall sensibilisiert worden und werden zukünftig mehr darauf achten, wer bei uns trainiert“, sagt Bergner. Bei rund 4000 Mitgliedern könne man jedoch keine generelle Gesinnungsprüfung durchführen, die Vorwürfe gegen den Box-Trainer seien darüber hinaus nicht haltbar.
Von den Stadtratsfraktionen hat es bisher noch keine Reaktion auf den Bericht gegeben. „Die Vorwürfe sind nicht konkret genug“, sagt Fabian Borggrefe, SPD-Vorsitzender des Sportausschusses. Sonst hätte es bereits juristische Konsequenzen gegeben. Im Boxsport stecke immer eine gewisse Sprengkraft - aber auch eine besonders große Chance, Jugendliche von der Straße wegzuholen. (mz)