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Schweißen als Schulfach Schweißen als Schulfach: Sekundarschule in Halle soll Handwerker-Zweig bekommen

Von Silvia Zöller 05.10.2018, 09:50
Schweißen als Schulfach - an einer neuen Sekundarschule soll das umgesetzt werden. Die Handwerkskammer engagiert sich dafür.
Schweißen als Schulfach - an einer neuen Sekundarschule soll das umgesetzt werden. Die Handwerkskammer engagiert sich dafür. Handwerkskammer Halle

Halle (Saale) - Als Handwerkskammer-Präsident Thomas Keindorf im Frühjahr laut über einen Sekundarschule nachgedacht hat, die sich auf das Handwerk spezialisiert, gab es viel Stirnrunzeln: Ist das Aufgabe einer Handwerkskammer, eine Schule zu gründen? Und wer soll so eine Schulneugründung bezahlen?

Die Lösung ist jetzt da: Die Handwerkskammer will gemeinsam mit einem freien Bildungsträger ein Konzept erarbeiten und dieses an einer bereits bestehenden Sekundarschule anwenden. Eine neue Schule müsste so überhaupt nicht gegründet werden.

Handwerk-Schule für Halle?: Bildungsträger gefunden

„Dieses Konzept muss vom Land genehmigt werden. Wenn alles gut läuft, könnten wir zum Schuljahr 2019/20 starten“, sagt Thomas Keindorf. Mit verschiedenen Trägern privater Schulen habe es im Vorfeld Gespräche gegeben, die Handwerkskammer habe sich aber für eine Zusammenarbeit mit einem Träger aus dem Burgenlandkreis entschieden.

„Wir haben das Gefühl, dass dieser Partner unser Anliegen verstanden hat“, so Keindorf. Der Bildungsträger betreibt bereits mehrere Schulen, möchte jedoch aus einem Grund noch nicht namentlich genannt werden: „Wir haben diese Idee noch nicht mit dem Elternbeirat besprochen. Auch sind mit der Handwerkskammer noch nicht alle Eckpunkte besprochen“, heißt es aus der Geschäftsführung des Bildungsträgers.

Handwerk-Sekundarschule: So könnte der Unterricht aussehen

Nach dem Stand der Dinge könnte der Unterricht für künftige Handwerker so aussehen: An vier Tagen der Woche werden sie in der Sekundarschule im Burgenlandkreis unterrichtet, an einem Tag ist praktische Ausbildung im Bildungs- und Technologiezentrum Osendorf der Handwerkskammer angesagt, so Keindorf.

„Dieses Konzept ist so angelegt, dass es auch ohne Probleme auf andere bestehende Schulen angewandt werden kann“, erläutert der Handwerkskammer-Präsident. So entfällt die schwierige Finanzierung einer neuen freien Schule, die sich bekanntlich drei Jahre selbst decken muss, bevor sie staatlich gefördert wird.

Praktische Ausbildung in Osendorf breit aufgestellt

Eine solche Handwerkerschule, die an eine freie Schule angedockt ist, könnte als weiterer Zug einer bestehenden Schule eingeführt werden und so aufwachsen, sagt Keindorf. Und die Möglichkeiten zur praktischen Ausbildung sind in Osendorf bestens: Hier können junge Leute in den unterschiedlichsten Berufen vom Elektriker über den Gebäudereiniger, den Schweißer oder den Friseur ausgebildet werden. Oder eben als Schüler in alle diese Berufe hineinschnuppern.

1990 wurde dieses Bildungszentrum in Osendorf eröffnet. Doch die Bedingungen dort sollen sich sogar noch weiter verbessern. „Wir haben Fördermittel für einen Neubau beantragt“, sagt Keindorf. Für 36 Millionen Euro soll ab 2021 ein weiteres Gebäude auf dem Areal an der Straße der Handwerker entstehen.

Große Nachwuchsprobleme im Handwerk

Das Handwerk hat große Probleme, Nachwuchs zu finden: Im Kammerbereich haben zwar 1 256 junge Menschen zum Beginn des Ausbildungsjahres eine Lehrstelle angetreten - aber 710 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt. „Und das, obwohl im Vergleich zum Vorjahr 150 mehr Ausbildungsverträge unterschrieben wurden“, so Jens Schumann von der Handwerkskammer. Selbst in Traumberufen wie Kfz-Mechatroniker blieben Lehrstellen unbesetzt. (mz)