Schutzpaste, Mäntelchen Schutzpaste, Mäntelchen: Experte hält Rettungsversuch für Bäume vor Fällung für nutzlos

Halle (Saale) - Mit Pinseln und grauer Schutzpaste sind Kinder und Jugendliche in das Trothaer Wäldchen gezogen. Unter Anleitung von Anne-Marleen Müller-Bahlke, die die Ferienkinder zum Teil beim Kinderfreitisch betreut, haben sie die abgeschabten Stellen an den Stämmen der Robinien mit der Salbe bestrichen. „Wir hoffen, dass wir die Bäume damit noch retten können“, sagt Müller-Bahlke.
Unterstützung hat die Lehrerin, die bei den Kommunalwahlen für die Grünen antritt, vom Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag bekommen. Er hatte ein buntes Mäntelchen für die nackten Stellen an den Bäumen gestrickt. „Es ist eine Kunstaktion, die den Wald wieder schöner aussehen lassen soll“, sagt Aldag. Er hat zudem bundesweit einen Aufruf gestartet, um für die 2.000 Robinien in dem Wäldchen solche Baummäntel anzufertigen.
Geobotaniker: Weder Schutzpaste noch warme Mäntelchen können die Gehölze am Leben erhalten
Doch weder Schutzpaste noch warme Mäntelchen können die Gehölze am Leben erhalten. „Durch das Ringeln sind die Bäume irreparabel geschädigt worden“, sagt Helge Bruelheide, Geobotaniker von der Martin-Luther-Universität. Die Versorgungsbahnen der Robinien sind durch das sogenannte Ringeln endgültig durchtrennt worden. Bruelheide, der vor allem durch die Debatte um die Abholzung der Linden am Riveufer in der Stadt bekanntgeworden ist, schätzt, dass die Bäume innerhalb der nächsten zwei oder drei Monate absterben werden.
Genau das ist das Ziel des Waldumbaus, den die Deutsche Bahn seit Mitte Januar im Auftrag der Stadtverwaltung als Ausgleich für die zerstörten Sträucher beim Bau des neuen Rangierbahnhofs durchführt. Insgesamt 2.000 Robinien und 250 Pappeln sollen auf dem ehemaligen Bergbaugelände verschwinden.
Halle Trotha: Fällungen der Pappeln sind erst für den Herbst vorgesehen
Das Ringeln der Robinien wurde bereits jetzt durchgeführt. Die Fällungen der Pappeln sind erst für den Herbst vorgesehen. Sobald sich die Fläche gelichtet hat, sollen neue Eichenbäume auf der Halde angepflanzt werden. Der Wald soll damit ökologisch wertvoller werden. Erst nach fünf Jahren und gelungener Anpflanzung kann die Bahn das Wäldchen wieder in die Verantwortung der Stadt übergeben.
Viele Bürger und Umweltschützer lassen sich von den Argumenten der Stadtverwaltung allerdings nicht überzeugen. „Wann fängt in dieser Stadt endlich ein Umdenken an, dass Bäume geschützt werden sollten und nicht sinnlos gefällt?“, hat eine Leserin an die MZ geschrieben. Die Stadt hätte nach einer anderen Fläche für den Eichenwald suchen sollen.
Baumexperte Helge Bruelheide kann den Ärger der Anwohner verstehen. „An sich ist es aber ein gutes Vorhaben, das Gebiet in einen naturnahen Wald mit einheimischen Baumarten zu entwickeln“, sagt er. Die Robinie sei weltweit eine der invasivsten Baumarten, die sich ausbreitet und andere Pflanzen verdrängt. (mz)