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Anwohner gefrustet Protest in Halle-Trotha: Warum müssen über 2.000 Bäume im Wald von Trotha weichen?

Von Tanja Goldbecher 05.02.2019, 09:16
Mitarbeiter der Deutschen Bahn erklären im Wald von Trotha die geplante Neuaufforstung des Wäldchens sowie die Abholzung der Rotbuche.
Mitarbeiter der Deutschen Bahn erklären im Wald von Trotha die geplante Neuaufforstung des Wäldchens sowie die Abholzung der Rotbuche. Silvio Kison

Halle (Saale) - Da stehen die drei Männer von der Deutschen Bahn mitten im Wald von Trotha - und müssen Rede und Antwort stehen. Dafür sorgen etliche Anwohner des Stadtteils, die sie mit Kritik und Fragen bombardieren. „Ich bin entsetzt, wie viele Bäume hier verschwinden sollen“, sagt eine Frau. „Warum bilden sich die Menschen ein, in die Natur eingreifen zu müssen?“, will eine andere wissen.

Grund für diese Aufregung am Montagmorgen ist der ökologische Waldumbau, den die Bahn derzeit auf einer Fläche von 8,5 Hektar in Trotha durchführt. Es handelt sich dabei um eine Kompensationsmaßnahme, für die Sträucher und Grünflächen, die die Bahn durch den Bau des neuen Rangierbahnhofs an der Berliner Brücke zerstört hat. Solche Maßnahmen sind gesetzlich vorgeschrieben. Im konkreten Fall wurde der Waldumbau bereits 2010 als Ausgleichsmaßnahme festgelegt.

 
Der Protest gegen die Neuaufforstung im Wäldchen Trotha. (Kamera: Attila Dabrowski, Schnitt: Attila Dabrowski)

Waldumbau in Trotha: „Wir beschleunigen damit nur einen natürlichen Prozess.“

Ziel der Umgestaltung ist es, alle nicht gebietsheimischen Bäume wie Hybrid-Pappeln, Robinien und Eschen-Ahorn aus dem Wäldchen zu entfernen. Dafür sollen später Eichenbäume ausgesät und der Wald langfristig umgebaut werden. „Wir beschleunigen damit nur einen natürlichen Prozess, der sich sonst über 50 Jahre hinziehen würde“, sagt Helge Dreher, Planer des Projekts im Auftrag der DB Netz.

Es werden vor allem Robinien ausgetauscht, die eine durchschnittliche Lebensdauer von 80 Jahren erreichen. Robinien stammen ursprünglich aus Nordamerika und gelten als schnell wachsende und resistente Bäume. Die Halde in Trotha konnte mit diesen Gehölzern zügig befestigt werden. Allerdings sagen Biologen, dass Robinien andere Pflanzenarten verdrängen.

Rinde entfernt: 2.000 Bäume sollen so langsam absterben

„Wir führen hier einen langsamen Waldumbau durch“, sagt Dreher. So habe man etwa 2.000 Bäume zunächst geringelt. Konkret heißt das, man entfernt einen Teil der Rinde und kappt dadurch die Versorgungsbahnen des Baumes. Die Gehölzer bekommen keine Nährstoffe mehr und sterben allmählich ab. Laut Dreher bleibt das Totholz im Wald liegen, so dass es Insekten und Tiere weiter nutzen können. Zusätzlich zu dem Ringeln werden 250 Bäume direkt gefällt.

Laut Bahn werden zugleich mehrere hundert Kubikmeter Müll aus dem Gebiet herausgeholt. Der komplette Waldumbau ist auf fünf Jahre angelegt. Für einige Zeit werden also lichte Flächen im Wäldchen entstehen.

Waldumbau in Trotha: Anwohner und Naturschützer sind sauer

Genau das wollen die Anwohner nicht akzeptieren. Unterstützung bekommen sie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Dieser fordert den sofortigen Stopp der Arbeiten. Die Bäume sollten nicht gefällt, sondern sukzessive durch einheimische Arten ersetzt werden. Wichtig sei es, den Horst des Roten Milans und den Lebensraum anderer Tiere wie Fledermäuse und Rehe zu schützen.

Kritik gibt es auch vom grünen Stadtrat Wolfgang Aldag - allerdings an der Stadtverwaltung. „Ich finde es traurig, dass niemand von der Verwaltung bei diesem Termin anwesend ist“, sagt Aldag. Die Bahn führt die Maßnahme zwar durch. Das Grundstück gehört allerdings der Stadt. Die Idee, den Wald umzubauen, geht auf die Verwaltung zurück. (mz)

Robinien im Trothaer Wald
Robinien im Trothaer Wald
Silvio Kison