Schüler bauten Erdwerk nach
SALZMÜNDE/MZ. - "Wir begrüßen Sie zu unserer heutigen Präsentation und wünschen Ihnen viel Spaß." Die jungen Archäologen hatten sich professionell vorbereitet. Das Besondere an der Veranstaltungam Montag: Die Sieben sind gerade mal zehn Jahre alt und besuchen die Klasse 4 a der Grundschule Salzmünde. Ihrem Eifer und Engagement tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil.
Die Gäste erfuhren in selbstbewussten Vorträgen der Kinder Interessantes über die Arbeitsgemeinschaft, die sich vor gerade mal einem Jahr zusammengefunden hatte. Sie wollten das steinzeitliche Erdwerk, das über drei Jahre lang ihren Heimatort in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt hatte, im Modell nachbauen. Die große, über 3 300 Jahre alte Erdwallanlage war über einen langen Zeitraum auf dem künftigen Bauplatz für die Autobahn 143 (Westumfahrung Halle) freigelegt worden.
Noch während der Ausgrabungen besuchten Lisa Marie Rust, Tim Hartkopf, Aileen Kossira, Richard Hillger, Laura Kurth, Sarah Liebrich und Sophie Marie Prüfer die Wissenschaftler, stellten viele Fragen und bekamen so einen Einblick in die Arbeit der Archäologen.
Mit Hilfe einer Landkarte und eines Landschaftsmodells machten sie sich schließlich an den Nachbau. Gemeindearbeiter haben die Umrisse des Erdwerkes dann ins Holz gefräst und somit die Größe der Anlage - sie umfasste 54 Fußballfelder - deutlich werden lassen. "Wir wollen bis zum Schuljahresende noch Feinarbeit machen, das Modell kolorieren und Fundstellen der Archäologen markieren", sagte die Lehrerin Christin Kalbitz, die die Arbeitsgemeinschaft betreut.
Besondere Funde hatte es in den drei Jahren Ausgrabungen bei Salzmünde Hunderte gegeben. Eva Maria Krost vom Heimatverein brachte den Kindern große Fotos mit. Sie waren bei den Ausgrabungen entstanden und zeigen zum Beispiel die Skelette von den gemeinsam bestatteten Schwestern, 14 und vier Jahre alt. Zu sehen waren auch Tierskelette, Grabbeigaben wie Gefäße und kleine Schmuckstücke.
"Manche Stücke werden restauriert und später in Ausstellungen gezeigt", erfuhren die Zuhörer, zu denen Eltern der Viertklässler und Bürgermeister Gerd Kalbitz gehörten.
Die Grundschüler hatten sich auch mit der Frage beschäftigt "Was ist Archäologie?". Tim Hartkopf und Lisa Marie Rust wiesen auf die Schrifttafeln hin, die in der Arbeitsgemeinschaft entstanden sind. Sie geben Antwort. Kurz und knapp werden wichtige Fragen behandelt. "Archäologie erforscht die Entwicklung des Menschen", war zu lesen.
Die Arbeiten der Schüler sollen keinesfalls auf dem Dachboden oder in irgendeinem Depot verschwinden. "Wenn alles fertig ist, werden wir eine Dauerausstellung machen, vielleicht in Schiepzig, dort gibt es eine Möglichkeit", hieß es.
Die sieben jungen Archäologen bewahren mit ihrem Projekt den Ruf Salzmündes als Wiege der gleichnamigen Jahrtausende alten Kultur. Ihre Erlebnisse während der Ausgrabungen und im Stützpunkt der Wissenschaftler haben sie auf ihre Weise festgehalten. Das Erdwerk selbst wird - längst wieder mit Erde bedeckt - spätestens durch die Maschinen, die die Autobahn bauen, auf alle Zeiten vollständig zerstört.