Schmuck-Designer Wolf Zausch aus Halle Schmuck-Designer Wolf Zausch aus Halle: Hier schmieden Eheleute ihre Ringe selbst

Halle (Saale) - In einem kleinen gemütlichen Atelier in der ersten Etage eines Künstlerhauses im Giebichensteinviertel arbeitet Schmuck-Designer Wolf Zausch am letzten Schliff eines Eheringes. Im Rund des Rings strahlt die warme Farbe von 22-karätigem Gold, das im Äußeren durch kalt schimmerndes Paladium gehalten wird. Der Künstler versteht es, die edlen Metalle zu bändigen und nach seinem Willen zu formen. Und ihnen - wie er sagt - „durch die Verarbeitung einen einzigartigen Charakter zu verleihen“.
Geteilte Unendlichkeit
Dieses Wissen gibt der Künstler seit einiger Zeit nun auch an Paare weiter, die ihrer Trauung einen ganz persönlichen Akzent geben wollen. Denn unter seiner Anleitung können Ehewillige ihre Trauringe selbst schmieden und gestalten: Vom Maßnehmen bis hin zum Sägen und Feilen sind sie aktiv in die Entstehung ihrer Ringe mit einbezogen. Wenn die Kunden ihre gegossenen Ringrohlinge das erste Mal sehen, sind die noch durch einen Steg oder auch Nabel, wie Wolf Zausch ihn nennt, verbunden. Mit seiner philosophisch-romantischen Sicht auf die Dinge, interpretiert der 44-Jährige die noch miteinander vereinten Ringe zu einem Symbol des Ewigen. „Was kann den Bund der Ehe besser darstellen, als die gemeinsam geteilte Unendlichkeit“, sagt Zausch.
Die schweizer Meisterjahre
Für Philosophie hat sich der Künstler eigentlich schon immer interessiert, hat sich dafür sogar an der Universität eingeschrieben. „Allerdings habe ich es nie geschafft, auch nur eine Vorlesung zu besuchen“, sagt Zausch. Das Design-Studium an der „Burg“ hat er dagegen „durchgezogen“, und kam dafür sogar nach Halle zurück. Als Erster bricht er mit der Familientradition und wird kein Landwirt. Zausch bricht aus und kehrt der Händelstadt in jungen Jahren den Rücken. Erst verschlägt es ihn nach Berlin, dann nach Freiburg im Breisgau. Hier lässt er sich von einem schweizer Meister in die Kunst des Goldschmiedens einweisen. Das Handwerk ist dann zwar Grundstein, aber noch lange nicht Ziel seines Werdeganges. Nach dem Studium zieht es ihn direkt in die Selbstständigkeit. Mit zwei anderen Künstlern eröffnet er einen Laden in der Innenstadt, die „Produzentengalerie“. Hier stellt Wolf Zausch seine Schmuckstück einige Zeit ausstellen.
Kreativer Geist in der Großen Brunnenstraße
Bei Touristen kommt das Geschäft gut an, bei den Hallensern allerdings hält sich die Euphorie in Grenzen - noch. Das Künstler-Trio entscheidet sich letztlich dazu, das Geschäft aufzugeben. Und auch das Gebäude habe nicht gut gepasst, sagt Wolf Zausch. „Ich brauche ein gewisses Ambiente, um gut arbeiten zu können - so wie hier“, erklärt Zausch. In dem alten Gebäude in der Großen Brunnenstraße gehe nämlich ein kreativer Geist um, der unter anderem von Künstlern aus Musik und Grafikdesign geprägt wird. „So etwas findet man in Halle nicht mehr oft“, sagt er.
Hommage an Künstler Martin Möhwald
Neben Eheringen und Auftragsarbeiten, kümmert sich Wolf Zausch natürlich auch um seine Kunst. Gern probiert er neue Materialien und Techniken aus, lässt sich von anderen Kulturen inspirieren. Und nicht immer muss der Schmuck auch tragbar sein. „Aber ganz wichtig ist es, das Werk zu benennen“, erklärt Zausch und verweist stolz auf ein Ausstellungsstück mit dem Titel „Martin, dein Schnürsenkel ist auf“. Das Stück, ein Collier, entstand für eine Ausstellung im Stadtbad. Und ist eine - zugegebenermaßen zufällig entstandene - Hommage an den halleschen Künstler Martin Möhwald. „Ich wollte schon immer mal mit ihm zusammenarbeiten“, sagt Wolf Zausch. Das habe sich allerdings nie ergeben. Ein Missgeschick jedoch, verhilft dem 44-Jährigen zu Material und Idee. Er lässt eine von Möhwald gefertigte Trinkschale fallen und steht plötzlich (und im wahrsten Sinne des Wortes) vor einem Scherbenhaufen. Er sammelt die Bruchstücke auf und befestigt sie auf großen asymmetrischen Goldplättchen, die er anschließend zu einem Collier zusammenfügt. „Leider hat es damals niemand gekauft, aber vielleicht hat ja Martin Möhwald daran Interesse“, sagt Zausch. Und lacht.