Schloss Dieskau Schloss Dieskau: Grün mit Säure zerstört?

dieskau/MZ - Thymo von Rauchhaupt fällt es nicht leicht, über das Problem zu sprechen. Er tut es, weil „meine Familie nun schon seit zehn Jahren unter diesen Ereignissen leidet“, sagt er zur MZ. 2003 sei es gewesen, dass eine wunderschöne Clematis („sie war ein Geschenk zum Geburtstag“) ganz plötzlich schwarz wurde. Die einst zarten rosa Blüten fielen ab, die mit einer Spannweite von neun Metern zuvor kräftige und gesunde Pflanze ging ein.
„Noch sahen wir das als Einzelbeispiel an, wenn auch ein trauriges“, sagt der Schlossherr. Bald aber sollten sich solche Ereignisse mehren. Es waren immer die prachtvollsten Pflanzen, die urplötzlich schwarz wurden - eine zwei Meter hohe Westerland-Rose etwa und vor allem die attraktiven Buchsbaum-Hecken, die unter anderem auch das Rondell unmittelbar am Schloss zieren. Würde man diese dichten grünen Hecken in eine Reihe rücken, käme eine Länge von rund 200 Metern zusammen, rechnet von Rauchhaupt vor. Schon daran werde deutlich, welch immenser Schaden der Familie entstanden sei.
Immer sei dem Absterben der Pflanzen die Schwarzfärbung von Blüten und Blättern vorausgegangen, beschreibt von Rauchhaupt. „Ich bin sicher, es wurde eine Chemikalie, wahrscheinlich eine Säure verwendet“, sagt er. Beweise dafür oder Hinweise auf den Täter habe es nie gegeben. Aber als Telefonkabel zerschnitten und Autoreifen zerschlitzt worden seien, habe sich die Familie entschlossen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
„Wir sind seit 16 Jahren im Ort, haben hier die Wurzeln unserer Familie gefunden und etwas aufgebaut, unsere Kinder sind in Dieskau aufgewachsen. All das ist uns wichtig und hat dazu beigetragen, sich in Dieskau heimisch zu fühlen“, so von Rauchhaupt. Man habe nach der Häufung der Zerstörungen daran gedacht, das Schlossareal für Fremde zu verschließen, aber: „Wir wollen das nicht. Das Besondere ist ja gerade der freie Zugang zum Park und zum Schloss“, fügt er hinzu. Auf die Dauer aber könne man die Zerstörungen nicht hinnehmen.
Allein die Neu-Bepflanzung des Rondells mit Buchsbaum würde runde 1 500 Euro kosten. Die Pflege des Gartens und des Schlosshofes liege aber der Familie auch deshalb am Herzen, weil sich die vielen Spaziergänger und Besucher von Kulturveranstaltungen wohlfühlen sollen. Gestiegene Besucherzahlen, so von Rauchhaupt, würden zeigen, dass dies der richtige Weg sei.