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Investition in Halle-Neustadt Scheibe A in Halle (Saale) verkauft: Wer steckt hinter der Investorengruppe aus Israel?

Von Dirk Skrzypczak 08.01.2018, 13:12
Das Ringen um die Scheibe A ist beendet. 20 Jahre steht die Immobilie leer. Nun gibt es einen neuen Investoren für das Hochhaus.
Das Ringen um die Scheibe A ist beendet. 20 Jahre steht die Immobilie leer. Nun gibt es einen neuen Investoren für das Hochhaus. Silvio Kison

Halle (Saale) - Amir Dayan, milliardenschwerer Geschäftsmann aus Israel, scheut normalerweise die öffentliche Bühne - so heißt es in der Immobilienbranche. Im August 2016 trat er aber im Stadtrat Hannover auf, um das Konzept für die Zukunft des Ihme-Zentrums vorzustellen, eines großen Büro-, Geschäfts- und Wohnkomplexes in bester städtischer Lage. Möglicherweise wird Dayan demnächst auch Halle einen Besuch abstatten. Seine Intown-Gruppe hat die Hochhausscheibe A in der Neustadt gekauft, für rund eine Million Euro.

„Der Vertrag ist unterzeichnet, die Eintragung ins Grundbuch folgt noch“, erklärt Nachtragsliquidator Harald Neumeister. Und er ist sicher, genau jenen Investor gefunden zu haben, der seriös und verlässlich den 19-Geschosser sanieren und letztlich an die Stadt vermieten wird - 450 Mitarbeiter der Verwaltung sollen in der Scheibe A zukünftig arbeiten. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und die Befürworter einer solchen Nutzung erhoffen sich zudem einen Schub für die weitere Entwicklung der Neustadt.

Isrealis haben die Scheibe A in Halle (Saale) gekauft: Wer steckt hinter der Investoren-Gruppe? 

Aber wer ist die Intown-Gruppe? Ein weltweit agierendes Konsortium mit Hunderten Tochterfirmen. Eine davon ist die „Projekt Brandenburgische Straße 86 Berlin GmbH“, zu deren Immobilienbestand nun auch die Hochhausscheibe in der Neustadt zählt. „Die Investoren wollen das Gebäude nicht nur sanieren, sondern es auch selbst betreiben“, sagt Neumeister.

Über einen Immobilienentwickler in Berlin sei der Kontakt zustande gekommen. Der Deutschland-Chef von Intown heißt Sascha Hettrich. Im Juni dieses Jahres hatte er der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) ein Interview zum Ihme-Zentrum gegeben.

Isrealis haben die Scheibe A in Halle (Saale) gekauft: Investor soll es ernst meinen 

Unter anderem wurde Hettrich gefragt, ob es sich bei Intown um eine „Heuschrecke“ handelt, die Schrottimmobilien billig kauft, notdürftig saniert und anschließend mit Gewinn wieder veräußert. „Darauf kann ich mit einem klaren Nein antworten“, sagte Hettrich der HAZ. „Intown investiert seit 2005 in Deutschland und hat noch nie ein Gebäude verkauft. Wir sanieren und modernisieren und behalten die Immobilien dann in unserem Bestand“, erklärte er.

Intown manage etwa 150 Einzelobjekte. Die Gruppe betreibt Hotels, Geschäftshäuser, Einkaufszentren aber auch Wohngebäude. In Leipzig und Halle sind die Israelis bereits präsent.

Scheibe A in Halle-Neustadt gekauft: Investorengruppe gehören Hotels und Bürokomplexe in ganz Deutschland

In Leipzig gehört der Gruppe das Hotel „Astoria“, in Halle der Geschäftskomplex am Leipziger Turm, in dem unter anderem die Commerzbank aber auch Geschäfte sitzen. Eines der bundesweiten Referenzobjekte ist freilich das 142 Meter hohe Frankfurter Büro-Center (FBC). 2019 soll dort die Bundesbank als Mieterin einziehen.

Vergangenes Jahr sorgte der Investor aber auch für Schlagzeilen, weil in kurzer Zeit zwei Immobilien mit über 800 Bewohnern zwangsevakuiert werden mussten. In Wuppertal ließen die Behörden ein Hochhaus wegen Mängeln beim Brandschutz räumen, in Dortmund-Dorstfeld traf es aus dem gleichen Grund einen Hochhaus-Komplex.

Scheibe A in Halle-Neustadt gekauft: Erste Mieter könnten ab 2021 einziehen

Unterdessen rechnen Experten damit, dass es etwa drei Jahre dauern dürfte - mit Planung und Sanierung (geschätzte Kosten 30 Millionen Euro) -, bis die seit 20 Jahren verwaiste Scheibe A bezugsfertig ist, also erst 2021. Der Investor ist in der Pflicht, seine Hausaufgaben zu erledigen: Wenn er die Zusammenarbeit mit der Stadt will. Schließlich ist Halle an das Votum des Bürgerentscheids vom 24. September 2017 gebunden.

Damals hatten sich 58 Prozent der Hallenser für die Nutzung des Hochhauses als Verwaltungsstandort ausgesprochen. Und die Konditionen stehen. Demnach darf Intown maximal 9,90 Euro pro Quadratmeter und Monat als Kaltmiete von der Stadt verlangen - und zwar für die komplette Laufzeit des Mietverhältnisses von 30 Jahren.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand hält sich auf Anfrage zu dem Kauf bedeckt. Stadtsprecher Drago Bock schreibt, eine Bewertung sei „derzeit nicht möglich“. Auch habe es bislang keine Gespräche der Verwaltung mit dem Investor gegeben. Weil es sich um ein Grundstück in einem Sanierungsgebiet handelt, musste die Stadt dem Kauf aber wohl zustimmen. Stadsprecher Bock geht auf Nachfrage „davon aus, dass diese Zustimmung erfolgt ist“. (mz)

Intown hat bereits Hochhäuser in Deutschland, etwa das Frankfurter Büro-Center.
Intown hat bereits Hochhäuser in Deutschland, etwa das Frankfurter Büro-Center.
Jürgen Rath