Saalkreis-Gemeinde Lieskau Saalkreis-Gemeinde Lieskau: Dorf wächst über sich hinaus
Lieskau/MZ. - Lieskau ist auf dem Weg zur Stadt. Wer den Ort noch als Heidedorf bezeichnet, verschweigt die ungewöhnlich rege Bautätigkeit. Nahezu neue 500 Häuser und Wohnungen verändern den Charakter. Mehr als 2 700 Menschen leben zwischen Waldheil, Mönchsholz und Hasengraben. Das entspricht dem Dreifachen von 1990.
Lieskau-Nord gilt als eine Domäne der Häuslebauer aus Halle. Vielfalt ist Trumpf - ein Spaziergang vom Eschenweg zum Kalkofen erspart den Besuch einer Musterhaus-Siedlung. Unterwegs trifft man mitunter auch Prominente, die ihren Hund ausführen oder vor ihrer Haustür kehren. Nicht ganz so glücklich sind die Jugendlichen, denen der Weg in die City trotz Busverkehr einfach zu weit ist. Marcel, Steve und Paul, ihr Treffpunkt ist der alte Steinbruch, wollen zurück nach Halle. Aber vielleicht ändern sie ihre Meinung noch. Denn die Gemeinde legt sich mächtig ins Zeug. Seit einigen Tagen lädt der neue Jugendklub in der Grundschule ein. Sogar eine Sozialpädagogin leistet sich die Kommune. Silvia Heinemann muss nicht beim Nullpunkt anfangen. Die Ausstattung - von Billard bis Computer - lockt viele.
Die Finanzkraft der Lieskauer liegt über dem Saalkreis-Durchschnitt. Das Lehrgeld für Fehler nach der Wende ist bezahlt. Allmählich wachsen die Spielräume. Im neuen Feuerwehr-Gerätehaus sind die Handwerker gerade beim Innenausbau. Die Gemeinde ist auch Bauherrin beim Bürgerhaus an der "Friedenseiche". Der Grundstein soll, so Bürgermeister Klaus Radel (SPD), im März gelegt werden.
Stammgast auf dem Sportplatz ist der ehemalige Schiedsrichter Günter Hiller. Den 71-Jährigen interessiert, wie es mit dem Ausbau der neuen Umkleideräume voran geht. Das Material bezahlt die Gemeinde. Sportler und Sponsoren erledigen den "Rest". Dienstag und Donnerstag trainieren die Fußballer - im Winter unter Flutlicht. Lohn ist der vierte Platz in der Kreisklasse. Insgesamt zählt die Sportgemeinschaft 190 Mitglieder. Gymnastik und Reiten sind weitere Disziplinen. Die Pferde haben ihren Stall bei Albert Müller in der Köllmer Straße. Das Bauerngut ist seit 250 Jahren in Familienbesitz. Der Besitzer ist ein so genannter Wiedereinrichter, also jemand, der auf eigene Rechnung wirtschaftet. Mit einer Nutzfläche von 60 Hektar und der Pferdepension, wo Tochter Katrin die Zügel fest in den Händen hält, scheint es zu klappen.
Gleich um die Ecke reckt sich Lieskaus Wahrzeichen, die Kirche mit dem Wehrturm aus dem Jahre 1696. Das zu DDR-Zeiten einsturzgefährdete Gotteshaus befindet sich mittlerweile in einem guten Zustand. Der Turm soll demnächst nachts angestrahlt werden. Die Kosten, so Pfarrer Martin Eichner, übernehme die Gemeinde.