Saalekreis Saalekreis: Landwirt stellt Riesenflügel in den Wind
BEESENSTEDT/MZ. - Johann Nuscheler, ein Spezialist für Saatgut, Getreide und Zuckerrüben, hat wahrscheinlich den richtigen Dreh raus. Der Bauer, der aus Bayern stammt und seit Anfang der neunziger Jahre im Saalekreis wirtschaftet, will Geld aus Wind machen. Acht Anlagen lässt der Landwirt jetzt aufbauen - auf eigenem Grund, eine halbe Autostunde von Halle entfernt.
Etwa 1 000 Quadratmeter Land sind erforderlich, um ein Windrad zu errichten. Nuschelers Flächen liegen weit außerhalb der Siedlung, aber direkt an der Hochspannungsleitung - teils mitten im bereits bestehenden Beesenstedter Windpark, teils an dessen Rand.
Genehmigung nach Prüfverfahren
Unumstritten ist das Projekt nicht. Manche Dorfbewohner befürchten eine Lärmbelästigung und eine nachteilige Veränderung der Landschaft. Nuscheler, der die Baugenehmigung nach einem umfangreichen Prüfverfahren erhielt, sieht jedoch keine Nachteile für Dritte. Seine neuen Windmühlen, die inmitten eines großen Rapsfeldes stehen, sind leicht erkennbar. Jeder der Türme trägt eine rote Bauchbinde. "Und mit 140 Metern sind sie auch die höchsten Windräder hier", sagt der Investor. Die Rotorblätter stellen sich in einer Länge von jeweils 42 Metern in den Wind - automatisch geht das.
Eineinhalb Jahre dauert es, bis so eine Anlage arbeitet. Einen guten Teil dieser Zeit braucht man für die Finanzierung und Planung des Vorhabens. Ein Windrad kostet etwa 2,5 Millionen Euro.
Fertigung "gleich um die Ecke"
Drei Monate müssen vergehen, ehe die Fundamente ausgehärtet sind. Zu diesem Zeitpunkt steht aber bereits fest, wer die Windkraftanlage liefert. Nuscheler schwört auf ein einheimisches Produkt. Die Fertigungsstätte, die auch die Wartung übernimmt, befindet sich "gleich um die Ecke" - in Magdeburg.
Jetzt aber ist erst einmal Heinz Geyer am Zuge. Der Kranfahrer aus Zühlsdorf in Brandenburg fährt den 150 Meter hohen Ausleger voll aus. Nur so kann der Mann, der 25 Jahre an Berufserfahrung einbringt, ein Rotorblatt auf den Zentimeter genau zur Montage einschweben lassen. Das Teil, das am Haken hängt, ist fast so lang wie ein Eisenbahnwaggon und auch so schwer. Mehr als 100 Metallbolzen sollen es am Turm halten.
In wenigen Wochen geht der erste bäuerliche Windpark dieser Art im südlichen Sachsen-Anhalt in Betrieb. Von da an soll jedes Windrad - geplant ist eine jährliche Laufzeit von 8 000 Stunden - den Strom für umgerechnet etwa 500 Haushalte direkt ins Envia-Netz einspeisen. Wenn Nuschelers Rechnung aufgeht, schreibt das Projekt schon in einigen Jahren schwarze Zahlen. Das bedeutet auch, dass die Kommune - die Gemeinde Salzatal - mit Steuereinnahmen rechnen kann. Sachsen-Anhalt ist nach Schleswig-Holstein der zweitwichtigste Standort für die Energieerzeugung aus Windkraft. 30 Prozent des Bedarfs werden hier aus dieser Stromquelle gedeckt.