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Saalekreis Saalekreis: Kahlschlag am Petersberg?

Von HELMUT DAWAL 10.06.2011, 15:57
Blick auf den Petersberg. (FOTO: ARCHIV/MEINICKE)
Blick auf den Petersberg. (FOTO: ARCHIV/MEINICKE) CARDO

KÜTTEN/MZ. - Zum Teil freigeschlagene Flächen, liegen gebliebenes Holz von den Kronen der Bäume und kleine Äste sowie tiefe Furchen auf einigen Waldwegen, verursacht durch die eingesetzte schwere Technik - die Küttener haben andere Vorstellungen von der Waldpflege. So schlimm wie jetzt habe der Wald noch nie ausgesehen, meinen viele. Und sie befürchten, dass das Bergholz durch die Forstarbeiten dauerhaft Schaden nehmen könnte.

Der Heimatverein Kütten / Drobitz nahm das in dieser Woche zum Anlass für eine Informationsveranstaltung unter dem Thema "Natur, Wald und Forstwirtschaft rund um den Petersberg". Das Interesse war groß, neben zahlreichen Küttenern kamen auch Vertreter des Nabu Halle, des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder und von mehreren Behörden nach Kütten.

Holger Koth, Leiter des für das Petersberger Waldgebiet zuständigen Landesforstbetriebes Süd, und Revierförster Lutz Listing mussten sich zahlreiche kritische Fragen gefallen lassen. Koth beschrieb ein großes Spannungsfeld, auf dem sich der Forstbetrieb bewege und verwies auf viele Konfliktpunkte, die sich daraus ergeben.

Sein Betrieb bewirtschafte am Petersberg rund 300 Hektar Landeswald. Für das Naturschutzgebiet Bergholz sei ein Schutzziel formuliert, das den Erhalt der Eichen- und Hainbuchenwälder und die Sicherung des Lebensraums mehrerer Greifvögelarten zum Inhalt habe. Koth sagte: "Es gibt eine so genannte Prozessschutzfläche von 58 Hektar, die nicht bewirtschaftet werden darf."

Gerade für den Petersberger Wald bestehe jedoch ein hoher Erwartungsdruck der Bevölkerung. Auf relativ wenig Fläche seien hier viele Besucher unterwegs. Erholung, Gewinnung von Brennholz, Jagd, Verkehrssicherung bei umgestürzten Bäumen - stichpunktartig formulierte Koth, welche Interessen hier aufeinander prallen, denen die Forstleute Rechnung tragen sollen. Hinzu komme, dass es mitunter an Kenntnis zu forstlichen Maßnahmen mangele, was sogar zu Anfeindungen gegenüber den Forstleuten führe. "Es gibt jede Menge Ansprüche an uns und jeder meint, sein Anliegen sei das wichtigste", äußerte Koth. Gleichwohl zeigte er Verständnis dafür, dass Bürger die Forstarbeiten mit kritischem Blick verfolgen.

Auch künftig, daran ließ er keinen Zweifel, werden im Petersberger Wald Bäume eingeschlagen. Der Forstbetrieb müsse wirtschaftlich arbeiten und Gewinn durch den Holzverkauf erzielen. Komplett freie Flächen soll es aber nicht geben.

"Wir sind per Gesetz angehalten, ohne Kahlschläge zu wirtschaften", betonte Koth. Zu den zerfurchten Wegen äußerte er, dass die Fällungen und das Herausholen der Stämme aus dem Wald in diesem Jahr wegen der "furchtbaren Nässe" besonders schwierig gewesen seien. Koth will die Situation prüfen lassen. Sollte sich herausstellen, dass Fehler gemacht wurden, sollen die zerfahrenen Wege hergerichtet werden. Das, schränkte er ein, könne aber nur auf den Hauptwegen erfolgen. "Wir können nicht jeden Trampelpfad herrichten und erhalten."

Holger Koth bot die Zusammenarbeit mit dem Heimatverein an. "Wenn Sie sagen, diese Wege wollen wir unbedingt haben, dann machen wir das", äußerte er. Die Küttener wollen und werden dem Forstbetrieb ihre Vorstellungen bald zukommen lassen.