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Saalekreis Saalekreis: Asche, Schall und Rauch

Von CHRISTIAN SCHAFMEISTER 10.10.2010, 18:00

TEUTSCHENTHAL/MZ. - Es sind nicht bloß die 11 000 Tonnen hochgiftigen und illegal eingelagerten Filterstäube, die dem Wirtschaftsminister die Zornesröte ins Gesicht treiben. Reiner Haseloff (CDU) ärgert fast noch mehr das Auftreten der Geschäftsführung des Grubenbetreibers GTS in Teutschenthal im Saalekreis. So habe die Leitung um Matthias Finder, der sich persönlich nicht mehr äußert, tatsächlich darüber sprechen wollen, ob sich der Steuerzahler an den Kosten für die externen Fachleute beteiligen könnte, die jetzt die Abfallströme prüfen sollen. "Das muss alles auf Kosten des Unternehmens gehen", empört sich der Minister. "Da sind wir natürlich hart geblieben." Nach einer Rücksprache mit der Geiger-Gruppe, Gesellschafter von GTS, sei die Sache geklärt gewesen.

Immerhin, zumindest der Gesellschafter und das Ministerium reden wieder miteinander. Das sah Mitte August anders aus. Da standen die Zeichen ganz auf Konfrontation. Kaum hatte das Wirtschaftsministerium über die ohne eine Genehmigung eingelagerten Filterstäube berichtet und von einem "stark erschütterten Vertrauensverhältnis" gesprochen, keilte das Unternehmen zurück. "Rufschädigende Äußerungen" des Ministeriums habe es gegeben. Die Gesellschafter drohten rechtliche Schritte an. Das Landesbergamt wiederum erstattete Anzeige gegen GTS.

Heute nun verlaufen die Gespräche in "sachlicher Atmosphäre", erklären Haseloff und Josef Geiger, Geschäftsführer des Gesellschafters. Mit der Einigung, die Abfallströme in Teutschenthal von externen Fachleuten kontrollieren zu lassen, ist ein erster und wichtiger Schritt erfolgt - wenn auch mit einiger Verzögerung. Denn bereits Mitte August hatte Ministeriumssprecherin Petra Penning erklärt, dass ab sofort für eine Überwachung gesorgt werde. Dass die jedoch erst vor einigen Tagen tatsächlich starten konnte, erklärt sie heute damit, dass noch eine Ausschreibung nötig gewesen sei.

Doch fährt auch das Unternehmen selbst nicht immer einen klaren Kurs. So sprachen die Gesellschafter Geschäftsführer Matthias Finder Mitte August ausdrücklich ihr Vertrauen aus. Das Vertrauen in Finder gebe es weiter, sagt Gesellschafter Geiger heute - erklärt dann aber, dass Finder ein zweiter Geschäftsführer zur Seite gestellt worden sei, der für die beiden sensiblen Bereiche Teutschenthal und Angersdorf Verantwortung trage.

Die Querelen bei den Betreibern offenbaren jedoch auch das große Dilemma, in dem der Wirtschaftsminister steckt. Zu einer weiteren Verfüllung der Stollen und der Kooperation mit GTS gibt es keine Alternative. So bestätigte jetzt ein Gutachter die Auffassung der Betreiber, dass die Grube im nahen Angersdorf in den kommenden 30 Jahren verfüllt sein muss, um die Gefahr eines Gebirgsschlages in der Region zu minimieren. Deshalb habe er auch in Teutschenthal keinen Einlagerungsstopp verhängt, erklärt der Minister. "Dann wären wir abgerückt vom Sicherungskonzept." Gleichzeitig äußerte der Gutachter aber Zweifel, ob die gewählte Form der Verfüllung im Fall Angersdorf geeignet ist. So wächst wiederum der Druck, schnell eine Lösung zu finden. "Das wichtigste aber ist die absolute Zuverlässigkeit des Unternehmens, gerade in diesem sensiblen Bereich", sagte Haseloff und weiß selbst, dass es damit bisher nicht zum Besten gestanden hat.

Dass der Grubenbetreiber Stoffe eingelagert hat, die nicht bekannt sind, schließt das Ministerium jedoch aus. "Es kommt nur das in die Grube, was auch herein darf", stellte Haseloff klar, "das können wir zu 100 Prozent sicherstellen". Bevor die externen Fachleute die Arbeit aufnehmen konnten, habe es regelmäßige Kontrollen durch das Landesbergamt gegeben, so das Ministerium. "Wir haben Proben von jeder Asche, die auf den Hof kommt", versicherte Götz Thauer, Mitarbeiter im Bergbaureferat des Ministeriums, "und die Buchführung des Unternehmens ist da sauber".

Auch Geiger bekräftigt, dass alle Stoffe bekannt seien und die abfall- und bergbaurechtlichen Genehmigungen vorliegen. Es fehle bislang nur die Zulassung für den Dickstoffversatz, bei dem der Filterstaub mit Salzlösung vermischt und dann eingelagert wird. Bereits im August hatte Geiger von einem "formalen Fehler" gesprochen.

Die Bürgerinitiative, die sich in der Region gegen den Giftmüll wehrt, glaubt derweil nicht daran, dass es schnelle Entscheidungen geben wird - auch nicht zum Giftmülllager Angersdorf. Dort hatte Haseloff Mitte August das Zulassungsverfahren ausgesetzt. "Wir fürchten, dass vor der Landtagswahl im März nichts entschieden wird", sagte eine Sprecherin, "an dem Thema will sich keiner die Finger verbrennen". Die Staatsanwaltschaft Halle will mit ihren Ermittlungen gegen GTS schneller sein. "Ich gehe davon aus, dass wir in vier bis sechs Wochen eine Entscheidung haben", sagte Sprecher Andreas Schieweck.