Nach Blitzeinschlag im Roten Turm Roter Turm in Halle: Big-Ben-Schlag soll nach Blitzeinschlag bald wieder klingen

Halle (Saale) - Es bricht zwar keine neue Zeitrechnung in Halle an, aber ein neuer Klang ist bald in der Altstadt zu hören: Nach 23 Jahren Stille geben die alten Uhrenglocken des Roten Turms der Stadt wieder den Stundentakt vor. Beim Einbau des zweitgrößten Glockenspiels der Welt im Jahr 1993 hatte man die fünf Glocken einfach abgeklemmt. Seither hängen sie nutzlos in der Laterne der Turmhaube, irgendwo in 60 Metern Höhe. Seither erklangen der Westminster-Stundenschlag und die Stundenschläge vom Glockenspiel nicht.
Das ändert sich nun: Obwohl es ursprünglich gar nicht Bestandteil der derzeitigen Reparatur und Sanierung des Carillons war, werden für einige Tausend Euro die ursprünglichen Uhrenglocken wieder an die Uhr unten angeschlossen. Niemanden freut das mehr als Gotthard Voß. „Die Uhrenglocken sind extra für den Westminister-Schlag gegossen und abgestimmt. Ihr Klang ist besser als jener der Glocken des Glockenspiels unten“, sagt der ehemalige oberste Denkmalpfleger Sachsen-Anhalts.
Rund 60 Meter Höhe
Aus rund 60 Metern Höhe würden Melodie und Stundenschlag zudem viel weiter in die Stadt hineintragen. Voß hatte im vergangenen Jahr im „Förderverein des Stadtmuseums“ einen speziellen „Förderkreis Roter Turm“ gegründet, mit dem Ziel, Halles Wahrzeichen wieder stärker ins Bewusstsein der Hallenser zu rücken. Vor allem bürgerschaftliches Engagement sollte dies erreichen.
Eine engagierte Mitstreiterin für alle 81 Glocken im Turms fand Voß unter anderem in Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums. Der fast 84 Meter hohe mittelalterliche Turm gehört dem Museum. „Die Stadt lässt derzeit die ganze Glocken-Spielanlage reparieren und erneuern. Ich bin sehr froh, dass nun auch die Uhrenglocken wieder angeschlossen werden können“, so Unger.
Blitz eingeschlagen
Vor genau zwei Jahren hatte ein Blitz in den Roten Turm eingeschlagen und die altersschwache Glocken-Automatik zerstört. Seither hören die Hallenser auf dem Markt nicht mehr, was die Stunde schlägt, und auch der Westminster-Stundenschlag schweigt.
Wenn zur Eröffnung der Händelfestspiele am 27. Mai wieder auf dem reparierten Carillon ein Konzert gespielt wird, sollen auch die Uhrenglocken wieder schlagen.
In einigen Wochen könnet auch wieder die Big-Ben-Melodie erklingen. Stufenweise wird dabei in der Stunde die berühmte Melodie gespielt, die seit dem 19. Jahrhundert vom Turm des Palace of Westminster in London zu hören ist. Sie soll übrigens aus den Takten fünf und sechs der Arie „I now that my Redeemer liveth“ (Ich weiß, dass mein Erlöser lebet) aus dem Messias von Georg Friedrich Händel entnommen und 1793 für eine Uhr der Church of St. Mary the Great der Uni Cambridge entstanden sein.
Im Jahr 1977 sind die 1976 von Meister Peter Schilling aus Apolda gegossenen Glocken in die Laterne des Roten Turmes gehängt worden. Zwei Jahre zuvor hatte man in einer spektakulären Aktion den im April 1945 eingestürzten, 40 Meter hohen Helm des Turmes neu gebaut. (mz)