Roter Turm Roter Turm: Ein Machtsymbol wird 507

Halle (Saale)/MZ - Der Rote Turm feiert am 24. Juli 2013 ein nicht ganz rundes Jubiläum. 507, so alt wird der Turm. Dabei ließ seine Vollendung mehr als 80 Jahre auf sich warten. Die reiche Salzstadt Halle begann 1418 mit dem Bau des Turms, kam immer wieder auf den Hund - sprichwörtlich für Pleite - und verschob die Fertigstellung des Roten Turms immer wieder. Erst 1506 wurde er endgültig fertiggestellt, sagte der selbstständige Gästeführer Klaus Kühner des Stadtmarketing Halle/Saale.
Offiziell diente dieser der Mariengemeinde als Glockenturm. Doch das ist wohl nur die halbe Wahrheit, denn Kühner meint, der Turm war als ein Machtsymbol gegen das Erzbistum Magdeburg errichtet worden. Die Reaktion auf dieses Sinnbild der Aufsässigkeit der Hallenser folgte prompt. In der Nähe des Roten Turms wurde noch vor seiner Fertigstellung im Jahr 1484 der Grundstein für die Moritzburg gelegt.
Die neue und zentral gelegene Burg wird später die neue Residenz der Magdeburger Erzbischöfe. Am Fuße des Gebäudes der aufsässigen Hallenser gab es schon damals wie heute kleine Marktbuden und einen Friedhof. Dieser verschwand im Laufe der Zeit und wurde erst durch die Umgestaltung des Marktes 2004 bis 2006 entdeckt und archäologisch ausgewertet. Markttreiben und Beerdigungen: Der Rote Turm war zentraler Punkt der Stadt.
Diese ständige Präsenz im Leben der Stadtbewohner schlägt sich auch in einem Spitznamen für die Stadt nieder: die Fünf-Türme-Stadt. Gemeint sind die vier Türme der Marktkirche Unser Lieber Frauen und als fünftes der Rote Turm, welche alle zusammen eine charakteristische Silhouette der Stadt bilden.
Der 84 Meter hohe Turm kann seiner ursprünglichen Pflicht als Glockenturm seit 1993 wieder nachkommen. In diesem Jahr wurde das größte Glockenspiel Europas in dem Turm installiert. Die 76 Glocken schenken der Musik- und Händelstadt somit neue Töne. Wie praktisch, dass die Händelstatue nur wenige Schritte entfernt liegt und zugleich an den berühmtesten Musiker der Stadt erinnert.