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Rockstation muss einpacken Rockstation Halle (Saale) muss einpacken: Es hat sich ausgerockt

Von Katja Pausch 30.05.2017, 07:36
Aus für die „Rockstation“ am Standort Karl-von-Thielen-Straße. Der Verein hat trotz Mietvertrags mit Kaufoption die Kündigung erhalten.
Aus für die „Rockstation“ am Standort Karl-von-Thielen-Straße. Der Verein hat trotz Mietvertrags mit Kaufoption die Kündigung erhalten. Günter Bauer

Halle (Saale) - Das letzte Konzert ist längst gespielt, die letzten Gäste gegangen. Ab Anfang Juni ist die Rockstation Geschichte. Zumindest am Standort Karl-von-Thielen-Straße. Denn den Klubmitgliedern, die vor drei Jahren auf dem Gelände der Deutschen Bahn eine Bleibe gefunden haben, wurde gekündigt - völlig überraschend, so „Fletcher“.

„Fletcher“ - mit bürgerlichem Namen Lutz Weidig - ist seit 2000 Chef des Klubs und auch des Vereins Rockstation. Und: Er ist empört. Denn es sei nicht das erste Mal, dass der Klub seinen Standort aufgeben musste. Jetzt aber sei es reine Willkür von Seiten der Deutschen Bahn, die die Kündigung vorzeitig ausgesprochen habe.

Team war lange Jahre mobil in der Jugendmusikszene unterwegs

„2014 haben wir einen Vertrag mit der Bahn über das Objekt in der Karl-von-Thielen-Straße abgeschlossen, weil wir dringend eine neue Location brauchten“, so Weidig, der als Urgestein der halleschen Rock-Szene gilt und als Gitarrist bei den „Animal Boys“, die ihren musikalischen Vorbildern „Ramones“ Tribut zollen, in die Saiten greift. Zugleich leistet „Fletcher“ seit Jahrzehnten soziale Jugendarbeit - nicht nur in der Rockstation. Die liegt dem Sozialarbeiter aber besonders am Herzen, auch, weil er mit seinem Team lange Jahre mobil in der Jugendmusikszene unterwegs war.

Dabei haben es die Klubleute um „Fletcher“ in puncto Rockstation nicht leicht: Schon einmal mussten sie ihr Domizil verlassen: Lange hatte die Rockstation ihre Bleibe in der Hafenstraße. „Das war ideal: relativ stadtnah, und trotzdem haben wir niemanden gestört“, so „Fletcher“. Auf dem rund 4.500 Quadratmeter großen Areal probten damals Bands, es gab Konzerte und mehr. „Mit dem Verkauf des Geländes setzte der schleichende Tod der Rockstation ein - bis zur Untersagung von Konzerten durch den neuen Eigentümer Lührmann“, blickt Weidig zurück.

Rockstation Halle: Langwierige Suche nach einem neuen Objekt

Was folgte, war die langwierige Suche nach einem neuen Objekt. Das glaubten die Rocker, die zwischenzeitlich heimatlos waren, endlich gefunden zu haben - eben in einem abgelegenen Gebäude in der Karl-von-Thielen-Straße, umgeben von Bahnschienen, fern vom Stadtzentrum. „Wir hatten damals harte Verhandlungen mit der Bahn, doch am Ende stand ein Mietvertrag mit Kaufoption“.

Mit viel Elan wurde neu eingerichtet - mal wieder. Probenräume, eine Bühne, Tresen entstanden am neuen Ort - immer mit der Option, das Gebäude wie vertraglich vereinbart kaufen zu können. „Wir hatten schon die Bankzusage“, so „Fletcher“. Doch zum Kauf kam es nicht, stattdessen die Kündigung zum 30. April.

Rockstation steht vor den Trümmern ihrer Existenz

„Wir haben noch einen Monat länger rausgeschlagen, doch jetzt ist endgültig Schluss“. Die Rockstation stehe damit wieder vor den Trümmern ihrer Existenz. „Innerhalb eines Monats durften wir das zerstören, was wir über die Jahre mühevoll aufgebaut haben - und was noch lange nicht fertig war“, heißt es auf der Webseite der Rockstation. Vielen jungen Bands in Halle fehlen deshalb nun Proberäume.

„Die müssen sich jetzt auch was anderes suchen“, so „Fletcher“. Für die nächsten Monate noch geplante Konzerte werden „ausgelagert“ - so haben das Objekt 5, das Gig in der Reilstraße und der Rockpool bereits solidarische Hilfe zugesagt. Doch für die Rockstation selbst wird es das Aus sein - vermutlich. Denn ein neues Objekt ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. (mz)