Rocksongs im Kindergarten
HALLE/MZ. - Und weil er selbst nicht so gut singen kann und auch nur den Text von ganz wenigen richtigen Kinderliedern beherrscht, begleitet er die Kleinen lieber auf der Gitarre oder er singt ihnen sogar selbst getextete Rocksongs seiner Band vor.
"Die Kinder finden das gut", sagt Veverka. Und nicht nur das. "Sie finden auch den Felix gut", sagt Kita-Leiterin Anne-Kathrin Loth, die sich über die Unterstützung im stressigen Kindergarten-Alltag freut. "Es ist wünschenswert, dass die Bezugspersonen im Kindergarten nicht so oft wechseln. Insofern sind wir froh, dass Felix für ein ganzes Jahr bei uns bleiben kann", so Loth. Möglich wird das durch ein spezielles Programm des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Und auch für Felix selbst ist sein Einsatz "eine gute Sache". Denn im kommenden Jahr fängt er eine Ausbildung zum Erzieher an. "Und da ist ein früher Einblick in die Praxis durchaus hilfreich." Berührungsängste sind ihm dabei fremd. "Ich mag Kinder, weil sie sich so freuen können", sagt Felix, "außerdem hat jedes Kind etwas, wofür man sich begeistern kann."
Schon kurz nachdem Felix die Schule mit einem erweiterten Realschulabschluss verlassen hatte, stand für ihn fest, dass er etwas mit Kindern machen wollte. "Meine Eltern arbeiten beide im Büro. So etwas wäre mir viel zu langweilig", meint er mit Blick auf vergangene Ferienjobs im Betrieb seiner Mutter. Nach der Ausbildung, für die er übrigens schon einen Platz sicher hat, möchte er Heilpädagoge werden. Insgesamt liegen damit sechseinhalb Jahre Ausbildung vor ihm.
Seit zwei Jahren ist Felix außerdem über das DRK als Babysitter tätig. Drei und sieben Jahre sind die Jungen alt, die er regelmäßig betreut. Bei so viel Beschäftigung mit Kindern, das räumt der junge Mann freimütig ein, "da bleibt manchmal nicht viel Zeit für anderes."
Natürlich geht er mit seinen Freunden gern auf Feten. Aber seine Band musste er schon aufgeben. "Denn abends bin ich manchmal total kaputt". Das sei allerdings kein Problem. "Dafür bekommt man von den Kindern so viel zurück", fügt er hinzu. Auch gelegentliche Frotzeleien seiner Kumpels ob seines eher frauentypischen Berufswunsches stören ihn wenig. Denn es gibt sozusagen eine ausgleichende Gerechtigkeit. Und die ist ganz einfach: Frauen reagieren auf männliche Kindergärtner meist positiv.