Riebeckplatz-Umbau Riebeckplatz-Umbau: Ein Oval hinter der Brüstung
Halle/MZ. - Wer hat sich diesen Tunnel in den 60er Jahren nur ausgedacht? "Das weiß ich auch nicht", überrascht Peter Sterzing diese Frage. "Vielleicht war das damals die billigste Lösung?", fügt er an. Doch eigentlich interessiert den 37-jährigen Bauingenieur die Vergangenheit nicht mehr. Für ihn ist die Zukunft wichtig. "Wir bekommen einen sehr schönen neuen Riebeckplatz", ist er überzeugt. Als Projektsteuerer des 35 Millionen Euro teuren Umbaus kennt Sterzing die Umbaupläne so gut wie kein anderer.
In Zukunft gibt es keinen Tunnel mehr am stark befahrenen Riebeckplatz, sondern Brücken für die Autos und Unterführungen für die Fußgänger sowie die Straßenbahn. Oben kreiselt der Verkehr um ein Oval - reguliert von Ampeln. Unten laufen die Hallenser und Gäste, können shoppen in kleinen Läden. Oder sie werden chauffiert von der Tram. Haltestellen wird es unter den Bahnhofsbrücken und am ehemaligen Haus des Lehres geben.
"Da hindurch werden die Fußgänger laufen", zeigt Sterzing auf die bahnhofseitig gelegene Riebeck-Brücke. Allerdings tun die Leute das jetzt schon, wenn auch über provisorische Podeste. Diese östliche Brücke ist so gut wie fertig, Autos rollen schon drüber. Zu sehen ist roher Beton, noch fehlt die elegante Verkleidung aus schmalen Granitbändern. In der neuen Unterführung Franckestraße ist das edle Material schon an einer Wand angebracht. Dort sieht man auch Pflastersteine liegen, wie sie noch überall im Fußgängerbereich des Platzes verlegt werden.
Ständig wechselt das Baugeschehen. Autofahrern fallen im Kreisverkehr schwere Betonbrüstungen auf. Sie gehören zur Ost- und zur Westbrücke und werden in dieser Form Zug um Zug um das innere Oval errichtet. So werden Autos bei Unfällen daran gehindert, von oben in die Fußgängerebene zu stürzen. "Da wird sehr harter Beton eingebaut, der ist auch resistent gegen Streusalze", berichtet Camillo Jasper, Bauleiter der Umwelttechnik & Wasserbau GmbH aus Falkenstein / Harz. Der 32-Jährige dirigiert derzeit die Arbeiten an der Westbrücke, sie ist breiter als die im Osten. Beton wurde schon gegossen, Feuchtigkeitsschutz aufgetragen, fehlt nur noch der Asphalt. Im August wollen Jasper und seine 35 Kollegen auch hier fertig werden.
Rollt erst der Verkehr über die neue Westbrücke, sind die Tage des noch am Boulevard stehenden Tunnelendes gezählt. "Auch da reißen wir bald ab", sagt Sterzing. Ein einsamer Blumenverkäufer, der dort noch ausharrt, muss sich dann ein neues Domizil suchen. "Ja, ich weiß", hockt Siegfried Pohl, 74, unsicher auf einem Kübel und schaut auf seine zehn kleinen Sträuße: "Einer kostet zwei Euro."