Restaurierung des Stadtgottesackers Restaurierung des Stadtgottesackers: Hallescher Campo Santo erhält weiteres Baugeld

Halle (Saale) - Mit einer frohen Botschaft konnte am Dienstag Halles Oberbürgermeister den Vereinsvorsitzenden der Bauhütte Stadtgottesacker überraschen: Die Stadt Halle werde in diesem und auch im kommenden Jahr jeweils 70.000 Euro aus ihrem Haushalt in die Sanierung und Pflege der historischen Anlage investieren, so Bernd Wiegand. Halles Stadtoberhaupt war zum Treffen mit Bauhüttenchef Peter Dahlmeier, dem emeritierten Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Bernd Göbel und Bernd Hofestädt vom Verein „Hallische Familienforscher Ekkehard“ indes nicht mit leeren Händen gekommen: Wiegand übergab gemeinsam mit Bernhard Sterz von den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalts (Ösa) einen Scheck über 25.000 Euro an Dahlmeier.
Über 11 Millionen Euro seit 1991 investiert
„Mit dem Geld unterstützt die Ösa auch in diesem Jahr die Restaurierungsarbeiten auf dem historischen Stadtgottesacker Halle“, erklärte Sterz bei der Übergabe. Als öffentlicher Versicherer der Kommunen habe man die Arbeiten seit 2008 fast ununterbrochen begleitet. So beläuft sich inzwischen die Summe an „Versicherungs-Baugeld“ für den Wiederaufbau der 1557 nach italienischem Vorbild errichteten Friedhofsanlage auf 200.000 Euro. Insgesamt sind seit den 90er Jahren über elf Millionen Euro in die Sanierung geflossen.
An Ort und Stelle konnten sich die Geldgeber und auch Oberbürgermeister Wiegand über den weiteren Fortgang der Arbeiten überzeugen, die die bereits zu DDR-Zeiten gegründete Bauhütte Stadtgottesacker in jahrzehntelangem Engagement übernommen hat. Schon in den nächsten Wochen werden die Arbeiten an mehreren Gruftbögen beendet sein. So werden derzeit die Bögen Nummer 53 und 54 von den Bildhauern Marcus Golter aus Potsdam beziehungsweise der Schweizerin Maya Graber fertiggestellt. Am Bogen 66, der Grabstätte des 1620 verstorbenen halleschen Juristen Kilian Stisser, fertigt der hallesche Bildhauer Martin Roedel derzeit Reliefs - zwei ovale Spiegelelemente, auch Kartuschen genannt - sowie die Inschrift. Alle drei Bildhauer setzen damit ihre eigenen, zeitgemäßen Entwürfe zu den Themen Werden und Vergehen für die jeweiligen Grabbögen um.
Vorbild Campo Santo in Pisa
Weitere wichtige Etappe auf dem Weg zum komplett restaurierten Stadtgottesacker, der nach dem Vorbild des Campo Santo in Pisa errichtet wurde und als ein einzigartiges Meisterwerk der Renaissance nördlich der Alpen gilt, ist der Einbau eines Gitters, das einst die Gruft Nummer 13 sicherte und nun in den Bogen 12 eingepasst wird. Das Gitter fiel in den letzten Kriegstagen ebenso wie die gesamte Gruftreihe 1 bis 16 dem Beschuss der Amerikaner, die eigentlich den Roten Turm treffen wollten, zum Opfer. „Der Künstler Willi Sitte hat es vor Jahren vor dem Verschwinden gerettet und aufwendig aufgearbeitet“, so Bauhütten-Chef Peter Dahlmeier. Noch bewahrt die Witwe des Künstlers das Gitter in dessen Atelier auf; am 20. September wird es im Beisein des Oberbürgermeisters übergeben. (mz)