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Rendite kontra Gemeinsinn Rendite kontra Gemeinsinn: Zahl der Sozialwohnungen in Halle um die Hälfte gesunken

Von Jan-Ole Prasse 07.05.2015, 06:59
Sozialwohnungen in Halle
Sozialwohnungen in Halle MZ Satz Lizenz

Halle (Saale) - Die Zahl der Sozialwohnungen in Halle hat sich in den vergangenen fünf Jahren nahezu halbiert. Während im Jahr 2010 noch 5.037 Wohnungen in der Stadt für einkommensschwächere Personen vorgehalten wurden, sind es derzeit nur noch 2.700. Diese Wohnungen sind nur mit einem Wohnberechtigungsschein zu bekommen, der im Rathaus beantragt werden kann. Dies teilte die Stadt auf MZ-Nachfrage mit.

Mieten verdrängen Niedrigverdiener

Insbesondere in den Stadtteilen, in denen wegen der umfassenden Sanierung von Häusern die Mieten deutlich steigen und Hartz-IV-Empfänger und Niedrigverdiener verdrängt werden, ist die Zahl der Sozialwohnungen in den vergangenen fünf Jahren zurückgegangen. So liegen beispielsweise im Giebichenstein nur noch 31 von ehemals 87 Sozialwohnungen. Auch in der nördlichen Innenstadt hat sich die Zahl beinahe halbiert. Ähnlich sieht es im Paulusviertel, der südlichen Innenstadt und Altstadt aus.

Und die Zahl der Sozialwohnungen wird sich weiter verringern. Seit dem Jahr 2003 gibt es keine Förderung mehr. Gleichzeitig läuft für die restlichen Sozialwohnungen die vereinbarte Bindung aus. Beim Mietpreis galt sie für vier Jahre, bei der Belegung durch sozial schwächere Personen 15 Jahre. Das heißt, dass spätestens in drei Jahren keine Sozialwohnung mehr in Halle vorhanden sein wird.

Stadt könnte Mieten beeinflussen

Parallel dazu ist die Zahl der beantragten Wohnberechtigungsscheine von 880 auf gerade einmal 358 zurückgegangen. Damit liegt die Stadt im bundesweiten Trend. „In den vergangenen 25 Jahren ist die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland von vier auf 1,5 Millionen gesunken“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes Ulrich Ropertz.

Grundsätzlich hätte die Stadt - insbesondere über die Hallesche Wohnungsgesellschaft - die Möglichkeiten, die Mieten in der Innenstadt zu beeinflussen. Beispielsweise könnte bei Sanierungen ein bestimmter Teil der Wohnungen mit einer Mitpreisbindung versehen werden. Das würde das Unternehmen allerdings Geld kosten. (mz)