Reilstraße 78 Reilstraße 78: Anwohner und Verein sind weiter zerstritten
Halle/MZ/hpo. - Seitdem die alte Villa in der Reilstraße 78 vom Verein "Kubultubu Rebell" genutzt wird, fühlen sich Anwohner aus der Reilstraße, der Kurallee, der Platanen- und Tiergartenstraße empfindlich gestört. In einem Brief an die MZ wird nun erneut von nächtlichem Lärm durch laute Musik und randalierende Jugendliche, von verschmutzten Straßen und Grundstücken berichtet. Die Nachbarn vermuten linksradikale Gruppen im Hintergrund. Das sei sehr übertrieben dargestellt, entgegnen Vorstandsmitglieder des Vereins, Linksradikale spielten keine Rolle. Hinter den Anwohner-Protesten würden in erster Linie Berührungsängste stecken. Nach Auskunft der Stadt werde enger Kontakt zum Verein gehalten. Da es schon mehrere Ordnungswidrigkeits-Verfahren gebe, sei erneut ein Gespräch mit Vereinsmitgliedern anberaumt worden. Die CDU-Fraktion kündigt an, weiter gegen Nutzung der Villa zu protestieren.
Begonnen hatte der Ärger im Zoo-Viertel, als Jugendliche im Juni das Haus besetzten, es wieder räumten und danach von der Stadt einen Nutzungsvertrag bekamen (die MZ berichtete). Zuvor stand die Villa leer, zu DDR-Zeiten war dort ein Kinderheim. Seitdem, so die Anwohner, die aus Angst vor Repressalien durch Vereinsmitglieder ihre Namen nicht nennen wollen, sei es mit der Ruhe vorbei. Meist beginne das Vereinsleben nach 22 Uhr, bei Musikveranstaltungen sei der Lärm unerträglich. Frage man beim Ordnungsamt nach der Anmeldung solcher Veranstaltungen, liege dort nichts vor. Und die Polizei schreite nach Anwohner-Anzeigen oft gar nicht erst ein. Außerdem, so wird vermutet, verberge sich hinter dem Verein eine überregional agierende autonome, aggressive Hausbesetzer-Szene, die die Reilstraße 76 nutze.
Thomas Godenrath, stellvertretender CDU-Fraktionschef im Stadtrat, kritisiert seit langem die Entscheidung der Stadt, den Jugendlichen das Haus überlassen zu haben. Zusammen mit den Anwohnern will er erreichen, dass der Verein das Haus wieder verlässt. Bürgermeisterin Dagmar Szabados nennt zwei Gründe, warum die Jugendlichen das Haus bekommen haben: Zum einen sei nach der Besetzung sehr schnell ein Verein gegründet worden, zum anderen befinde sich das Haus in einem unvermietbaren Zustand. "Deshalb habe ich den Vertrag unterschrieben. Der Verein zahlt ein Nutzungsentgelt, er bekommt von der Stadt keine Zuschüsse." Eine Kündigung sei jederzeit möglich - es lägen Rückübertragungs-Ansprüche vor.
Wie sie sagt, habe der Verein keine Narrenfreiheit: "Halten sich die Mitglieder nicht an die Vereinbarung, die Nachbarn nicht zu stören, wird der Vertrag aufgelöst." Künftig würden Veranstaltungen auch beim Ordnungsamt angemeldet.
Von Linksextremen im Verein wisse sie nichts, so die Bürgermeisterin. Es sei aber ein Gespräch zwischen ihr und den Jugendlichen für Dienstag vereinbart. Sie bietet zudem den Bewohnern an, dass die Stadt als Moderator zwischen beiden Seiten vermittelt.
Denn bisher, so sagt die Vorstandsvorsitzende von "Kubultubu", Mandy Göttert, seien Anwohner und CDU nicht auf Gesprächsangebote eingegangen. Nach ihren Worten werde durchaus darauf geachtet, dass die Mitglieder nicht zu viel Lärm machen. "Doch wenn Jugendliche nach Hause gehen und sich unterhalten, kann das schon stören." Den Vorwurf, zu randalieren und die Anwohner anderweitig zu belästigen, weist sie zurück. Der Verein sei vielmehr damit beschäftigt, das marode Haus instand zu setzen - auf eigene Kosten. Zudem liefen die ersten Projekte wie zum Beispiel ein Fotozirkel und eine Eltern-Kind-Gruppe.