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Reideburger SV und SG Eisdorf Reideburger SV und SG Eisdorf: Erfolg mit Zeichensprache

Von max zeising 05.06.2015, 07:47
Reideburgs Torjäger Willi Schulz (hinten) im Zweikampf
Reideburgs Torjäger Willi Schulz (hinten) im Zweikampf Eckehard Schulz Lizenz

halle (Saale) - Der Aufstieg war bereits geschafft, die Party schon im Gang, da hatte Willi Schulz noch einen wichtigen Termin. Der Fußballer des Reideburger SV musste am Montagabend unbedingt wissen, ob der Hamburger SV in der Bundesliga bleibt. Also verfolgte er das Relegationsspiel der Norddeutschen beim Karlsruher SC. Und er ärgerte sich schließlich darüber, dass die Elbestädter den Abstieg doch noch zu verhindern wussten: „Ich hasse den HSV.“

Schulz saß vor dem Fernseher und war frustriert. Denn: „Ich bin Fan von Werder Bremen.“ Auch aus seiner Familie drücke niemand den Hamburgern die Daumen.

Es ist also reiner Zufall und es steckte erst recht kein elterlicher Wille dahinter, dass der 23-Jährige ausgerechnet den Namen eines ehemaligen prominenten HSV-Spielers trägt: Willi Schulz - eine Ikone des ewigen Bundesliga-Klubs - war von 1965 bis 1973 mehr als 200 Mal als Vorstopper für die Norddeutschen im Einsatz.

Seeben oder Lettin? Das ist hier die Frage. Denn neben dem Reideburger SV wird auch der Tabellenzweite der Stadtoberliga in die Landesklasse aufsteigen.

Zwei Spieltage vor Schluss haben die Seebener zwei Punkte Vorsprung vor dem Konkurrenten, aber das schlechtere Torverhältnis - und am letzten Spieltag Meister Reideburg zu Gast.

Bemerkenswert: Trainer der Lettiner ist Rene Stark, der von 2001 bis 2003 und von 2007 bis 2010 für den Halleschen FC auf dem Platz stand. 

Allerdings war es nur ein kurzer emotionaler Tiefpunkt, den der Reideburger Willi Schulz am Montag zu verkraften hatte. Ansonsten befindet er sich momentan - wie seine Mannschaftskollegen auch - in absoluter Feierlaune. 23 Jahre nach ihrem Abstieg schafften die Ost-Hallenser in dieser Saison endlich die Rückkehr auf die Landesebene. Die Sache war bereits vorzeitig klar - das letzte Heimspiel gegen die ESG II am Sonnabend (Anstoß: 15 Uhr) wird wahrscheinlich zur großen Party umfunktioniert.

Schwerhörig durch Krankheit

Es war ein Erfolg, an dem Willi Schulz maßgeblichen Anteil hatte. Er ist Torjäger vom Dienst, hat in dieser Saison bislang 17 Treffer erzielt. Damit ist er zweitbester Schütze seiner Mannschaft hinter Kapitän Florian Lang, der noch ein Tor mehr beisteuerte. „Willi hat eine herausragende Schussqualität“, sagt Trainer Enrico Schaaf, der ihn statt mit dem Hamburg-Schulz mit einem anderen bekannten Ex-Profi vergleicht: „Er hat einen Schuss wie Ronald Koeman.“

Und noch etwas an ihm ist außergewöhnlich: Willi Schulz ist schwerhörig. „Mit fünf Jahren bekam ich hohes Fieber und musste ins Krankenhaus. Da stellten die Ärzte fest, dass ich Diabetes habe“, erzählt er. Ein halbes Jahr später konnte er dann auf beiden Ohren nicht mehr so gut wahrnehmen wie vorher. „Durch die Krankheit wurde ich schwerhörig.“

Doch dieses Handicap scheint auf dem Platz keine Rolle zu spielen. „Da kommuniziere ich zumeist mit Körpersprache“, erklärt der Torjäger. Das funktioniert dann zum Beispiel so: „Wenn ein Mitspieler mit dem Finger auf das gegnerische Tor zeigt, dann weiß ich, dass ich den Freistoß direkt auf das Tor schießen soll.“

Eine Methode mit Erfolg - auch wenn die Kommunikation aus Sicht des Übungsleiters nicht ganz unproblematisch ist: „Er guckt nicht nach oben. Ich muss mir fast die Lunge aus dem Hals schreien, damit er mich versteht.“ Allerdings sei er eben auch „ein technisch versierter Spieler, der manchmal gar keine Anweisungen braucht“.

Jedenfalls ist Schulz selbst sehr zufrieden. Und ganz nebenbei ist für ihn die Freude am Kicken sowieso entscheidender als der persönliche Erfolg - auch in der Landesklasse: „Wichtig ist, dass wir als Gruppe zusammenbleiben.“

Eisdorf gewinnt die Kreisoberliga

Noch beeindruckender als die Saison des Reideburger SV verlief die der SG Eisdorf. In der Kreisoberliga Saalekreis gewannen die Eisdorfer 21 von bislang 24 Spielen und liegen auch sonst in allen Statistiken vorn: beste Heimmannschaft, beste Auswärtsmannschaft, die meisten Tore geschossen, die wenigsten kassiert. Auch in Eisdorf sind die Feierlichkeiten demnach schon gestartet. Am Sonnabend (Anstoß: 15 Uhr) geht es gegen Dölbau.

„Wir hatten letzte Saison ein Trauma-Erlebnis, als wir nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz den Aufstieg verpassten“, sagt Abteilungsleiter Andreas Seifert. Deshalb haben sie in Eisdorf „hart gearbeitet“ und sind in dieser Spielzeit „mit mehr Ernsthaftigkeit“ an die Sache herangegangen. (mz)

Eisdorfs Tobias Weißenborn (rechts) kämpft um den Ball.
Eisdorfs Tobias Weißenborn (rechts) kämpft um den Ball.
Eckehard Schulz Lizenz