Rea Garvey vor Konzert in Halle Rea Garvey vor Konzert auf der Peißnitz in Halle: "Es gibt Zeichen die mich führen"

Halle (Saale) - Er ist wohl Deutschlands beliebtester Ire: Rea Garvey. Der Musiker hat nicht nur mit seinem „Supergirl“ im Jahr 2000 einen Riesenhit gelandet, sondern auch bei Fernsehshows wie „The Voice of Germany“ und „Sing my song“ viele Sympathien gewonnen. Mittlerweile liegt das vierte Solo-Album des 46-Jährigen vor: „Neon“. Am 3. August stellt Rea Garvey Titel daraus auf der Peißnitzinsel in Halle vor - unter freiem Himmel. Wer sein persönliches „Supergirl“ ist, was ihm bei seiner Musik wichtig ist und warum sich sein Blick auf die Stadt Dublin geändert hat, darüber sprach Rea Garvey mit MZ-Redakteurin Kornelia Noack.
Mister Garvey, werden Sie Ihr „Supergirl“ mit nach Halle bringen?
Rea Garvey: Wer weiß, vielleicht. Meine Frau begleitet mich sehr häufig, wenn ich unterwegs bin. Das bedeutet nicht, dass ich jemanden brauche, der mir Händchen hält. Aber wir reisen einfach gern zusammen, und ich freue mich immer, wenn sie dabei ist.
Sie sprechen von Ihrer Frau. Ich meinte eigentlich Ihren Superhit.
Rea Garvey: Den Titel habe ich ja über meine Frau geschrieben (lacht). Da es die „Neon“-Sommertour ist, werde ich auf jeden Fall Lieder vom neuen Album vorstellen. Aber so viel kann ich sagen: Ich werde das Publikum sicher nicht enttäuschen.
Die Geschichte, wie Sie Ihre Frau kennengelernt haben, erzählen Sie gern. Sie haben sich am Telefon in ihre Stimme verliebt. Wie war es, als Sie ihr das erste Mal gegenüberstanden?
Rea Garvey: Das war noch viel besser als das Telefonat (lacht). Sie ist ein grandioser Mensch und eine wunderhübsche Frau. Ich bin immer noch in sie verliebt. Der Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, war der wichtigste in meinem Leben und der Anfang einer schönen Reise, die noch immer weiter geht. Meine Frau übt einen sehr positiven Einfluss auf mich aus.
Wie wichtig ist ihre Meinung zu Ihrer Musik?
Rea Garvey: Super wichtig. Nicht nur, weil sie meine Frau ist, sondern weil sie eine gute Meinung zu Musik hat. Das schätze ich sehr an ihr. Manchmal passt mir gar nicht, was sie sagt. Manchmal tut es weh und dann reden wir auch mal eine Weile nicht miteinander. Man muss aber in der Lage sein, Kritik anzuhören und anzunehmen. Und da ist es mir lieber, die Meinung von jemandem zu hören, der mir nichts Böses will. Ich gebe ihr auch nicht immer recht, aber ich möchte ihre Meinung kennen, um Entscheidungen zu treffen. Ansonsten sind die Rollen so aufgeteilt, dass sie das Management übernimmt und ich die Musik. Wir sind in dem jeweils anderen Bereich aber stark involviert.
Mit „Neon“ haben Sie Ihr viertes Solo-Album veröffentlicht. Was unterscheidet es von den Vorgängern?
Rea Garvey: Wenn ich ein Album mache und die Live-Shows danach irgendwann ausklingen, kommt nach einer Zeit das Gefühl: Jetzt muss ich wieder etwas Neues schreiben. Es dauert dann meist nicht lange, bis ich merke, in welche Richtung es geht und welches Lied unbedingt mit auf die Platte soll. So entwickelt sich ein Gefühl für ein Album. Grundsätzlich bin ich immer offen für jede Art von Musik, jedes Genre. Es gibt ganz wenige Musikarten, bei denen ich mich nicht wohlfühle. Ich probiere vieles aus. Das Album „Neon“ ist ganz klar von Hip-Hop und Urban Music geprägt.
Wie kam es dazu?
Rea Garvey: Es gibt immer und überall Zeichen, die mich führen und mir meinen Weg zeigen. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und stelle nicht alles infrage. Man begegnet Menschen, die einem gut tun, schreibt ein Lied, und so entsteht ein komplett neuer Weg, für den man offen sein muss. Ich akzeptiere das - statt immer wissen zu müssen, warum etwas geschieht. Ich glaube, manche Menschen verbringen zu viel Zeit mit Analysieren. Ich bin jemand, der einfach macht.
Was war Ihnen bei dem Album besonders wichtig?
Rea Garvey: Ich sitze nicht da und sage von vornherein: So muss das am Ende klingen. Das würde, glaube ich, den ganzen Prozess bremsen. Ich sage lieber: Lass uns alles probieren! Dann haben wir eben hunderte Mixe von einem Lied, bis wir genau den finden, der der richtige ist. Ich glaube, dabei feste Grenzen zu setzen, ist ein Fehler.
Das klingt, als wären Sie ein Perfektionist?
Rea Garvey: Ich denke, ich bin mit meiner Musik sehr ehrlich. Musik ist wie ein Liebhaber, sie umarmt dich und du musst ein gewisses Vertrauen haben. Man spürt, wenn jemand mit seiner Musik lügt. Ich weiß eben, wenn es eine Version von einem Lied nicht sein soll. Dann arbeite ich so lange daran, bis es passt und dann kommt es aufs Album. Ich glaube, das hat weniger mit Perfektionismus zu tun, sondern damit, sein Bestes zu geben.
Ein neues Lied auf „Neon“ ist „Hometown“, das der Stadt Dublin in Ihrer irischen Heimat gewidmet ist. Wann waren Sie denn das letzte Mal dort?
Rea Garvey: Als Student hab ich damals länger in Dublin gelebt, da fing das Abenteuer erst an. Wir haben gefeiert und das Leben genossen. Als ich letztes Weihnachten dort war, habe ich bemerkt, dass ich ein wenig die Augen verschlossen hatte. Es ist nicht alles so schön wie in meinen Erinnerungen. Schon von unserem Hotelzimmer habe ich eine ganz andere Seite der Stadt entdeckt. Wo früher am Kanal Musiker gespielt haben, wohnen jetzt Arbeitslose, die sich das Leben in der Stadt einfach nicht mehr leisten können. Das ist schade, aber es ist ein Teil von Dublin, den man nicht ignorieren sollte. „Hometown“ beschreibt diese neue Perspektive .
Könnten Sie sich vorstellen, nach Dublin zurückzugehen?
Rea Garvey: Ich schließe das nicht aus. Meine Welt ändert sich von Jahr zu Jahr, manchmal von Tag zu Tag. Wenn mir jetzt jemand sagt: Du musst jetzt nach Dublin. Okay, let’s go!
Würden Sie heute auch dort stehen, wo Sie sind, wenn Sie in Irland geblieben wären?
Rea Garvey: Ich bin ein Mensch, der akzeptiert, so wie es ist. Ich liebe mein Leben und kann mir auch kein anderes vorstellen. Es ist falsch, immer alles analysieren zu wollen. Wenn man im Lotto gewinnt, fragt man auch nicht: Warum ich? Man hat halt gewonnen und der Rest ist egal. Ich fühle mich manchmal wirklich wie ein Lottogewinner und hinterfrage das nicht. Ich bin ein gläubiger Mensch, danke dem lieben Gott und mache einfach weiter.
Sie sagten einmal: „Als ich in Irland war, habe ich mich nicht zu Hause gefühlt und dachte mir, das ist alles so anders hier. Und dann habe ich gemerkt, dass ich schon ein bisschen deutsch geworden bin.“ Was bedeutet das?
Rea Garvey: Irland ist meine Heimat, die wählt man sich nicht aus, sondern man ist ein Teil davon. Ich habe mich tatsächlich nicht wohlgefühlt, weil die Dinge, die für mich meine Heimat ausgemacht haben, nicht da waren. Ich habe sie nicht gespürt, sie waren nicht zu sehen. Aber ich habe mich ja auch verändert. Als ich in Irland gelebt habe, war ich 18, 19, 20, das war eine geile Zeit, ganz ehrlich. Als ich jetzt dort war, habe ich eine andere Perspektive gewonnen. Ich glaube, ich brauche eine Weile, um damit umzugehen und das alles zu verarbeiten.
Sie sind jetzt unterwegs auf Sommer-Tour. Wie verbringen Sie einen schönen lauen Sommerabend sonst am liebsten?
Rea Garvey: Wenn man von der Bühne runterkommt und jemand drückt einem ein kaltes Bier in die Hand und man weiß, am nächsten Tag ist kein Konzert … das ist einfach toll. Ich liebe mein Leben, denn ich mache das, was ich liebe.
Karten unter 0345/565 56 00 oder www.tim-ticket.de