Rauchen in Halle Rauchen in Halle: Die Kneipenmeile qualmt

Halle (Saale) - Es qualmt auf Halles schönster Kneipenmeile: Fast acht Jahre nach Einführung der Nichtraucherschutz-Gesetze setzen Halles Kneiper weiterhin auf das Geschäft mit rauchenden Kunden. Besonders deutlich wird das auf der Kleinen Ulrichstraße: Ein Rauchverbot gilt in so gut wie keinem der angesiedelten Cafés und Kneipen. Dabei verstoßen die Wirte nicht gegen die strengen Gesetzesvorgaben, die seit 2008 eigentlich die Glimmstängel aus den Wirtshäusern verbannen sollten. Als Ausnahme gilt: Einige der Wirte auf der Meile behelfen sich mit Teilzeit-Verboten.
Denn dass das Geschäft ohne die rauchende Kundschaft offenbar nicht funktioniert, zeigt das „Café Noir“. „Der Umsatz brach um die Hälfte ein und blieb auf dem Niveau“, erzählt Inhaber Tino Beyer. Ein Jahr lang probierte er, den Hauptraum rauchfrei zu halten und den Rauchern ein kleines Zimmer zur Verfügung zu stellen. Viele der früher treuen Stammkunden blieben weg. Für sie gehörte offenbar der Tabak zu Café und Bier, weshalb sie wiederkamen, als Beyer im vergangenen September das Raucher-Konzept änderte.
Kaufmännische Entscheidung
Offenbar lockte das die alte Kundschaft wieder an. Binnen zehn Tagen hatte sich der Umsatz erholt. „So wie es jetzt ist, kann es bleiben, auch was die Gesetzeslage angeht“, sagt Beyer. Kontrollen des Ordnungsamts habe es vor allem in der Anfangszeit seiner Umstellung gegeben. „Mit den Gästen hatte ich natürlich auch viele Diskussionen, als sie wie gewohnt rauchen wollten“, erzählt er.
Wie holprig das Geschäft mit selbst auferlegten Rauchverboten läuft, spürt in diesen Tagen auch Steffen Hansen, Betreiber des „Roten Horizont“. Das Café stellte vor kurzem auf ein Rauchverbot bis 18 Uhr um, um Familien anzusprechen. „Das ist eine kaufmännische Entscheidung“, sagt Hansen - allerdings müsse sich das erst herumsprechen. „Die Umsätze gehen in diesen Zeiten runter, das merken wir derzeit“, sagt Hansen. Das Café galt jahrelang als Stamm-Adresse für rauchende Gäste.
„Ich selbst bin Nichtraucher, finde aber, dass Zigaretten nicht vollständig aus den Gaststätten verschwinden sollten“, sagt er. Er betreibt auf der Kleinen Ulrichstraße auch das „Café Potemkin“ und des Connoisseur - dort wird weiter geraucht.
Ein Fall für die Stadt
Die Einhaltung des Nichtraucherschutzes ist ein Fall für die Stadt - Ausnahmen zum Verbot gelten laut Landesarbeitsministerium für Gastronomiebetriebe nur mit isolierten Raucherräumen oder Kneipen, die kleiner als 75 Quadratmeter sind, und keine minderjährigen Gäste aufnehmen.
Und Verstöße gibt es weiterhin in Halle: Im Jahr 2015 verhängte die Verwaltung für fünf Verstöße Bußgelder in Höhe von 1 250 Euro, sagte Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit. Die Zahlen seien zuletzt gesunken: Im Jahr 2012 waren es noch 25 Verstöße, 6 250 Euro wurde von Wirten eingezogen. Kontrollen in den Kneipen und Gaststätten werden „anlassbezogen“ durchgeführt, so Teschner. In Halle sind aktuell rund 930 Gaststättengewerbe angemeldet. Wie oft die Stadt dort jährlich kontrolliert, sei nicht erfasst. (mz)