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Rätselhafte Tierkrankheit Rätselhafte Tierkrankheit: Imker sorgen sich um ihre Bienenvölker

Von Michael Tempel 20.05.2003, 17:35

Halle/Saalkreis/MZ. - Alarmstimmung bei den Imkern in Halle und dem Saalkreis: Sie sehen ihre Bienenvölker in Gefahr. Der Grund ist der Tod von unerwartet vielen Tieren im vergangenen Winter. Nach Angaben des Imkervereins "Halle und Umgegend 1863" ist etwa ein Viertel der im Verein registrierten 379 Völker dahingerafft worden. Als Ursache wird die aus Indien eingeschleppte Varroa-Milbe vermutet. Zurzeit sind die Imker vor allem damit beschäftigt, die Verluste durch eine Verjüngung der Bestände auszugleichen.

Betroffen von dem Milbenbefall sind auch die Honigbienen von Manfred Brandenburg. "Ich habe drei meiner zwölf Bienenvölker verloren", sagt der 55-jährige Hallenser. Er rechnet in diesem Jahr mit einer um etwa 45 Kilogramm geringeren Honig-Ausbeute. In seinem Garten in Kockwitz bei Queis hat Brandenburg inzwischen einige neue Bienenvölker herangezogen. Dazu hat er entweder schwärmende Königinnen und ihr Gefolge eingefangen oder aus großen Völkern einige Waben und Tiere herausgenommen - letztere bilden dann neue Staaten. Doch um richtig produktiv zu werden, benötigen diese eine gewisse Anlaufzeit.

"Man muss heute mehr Völker als früher halten, um die Verluste auszugleichen", so Brandenburg. Neu gebildete Völker ließen sich auch besser gegen Parasitenbefall behandeln. Zwar sei das Problem mit der Varroa-Milbe nicht neu. Doch laut Brandenburg ist die Todesrate noch nie so hoch gewesen.

Die nur bis zu 1,6 Millimeter große Varroa-Milbe ernährt sich vom Blut der Bienen, der Hämolymphe. Großen Schaden soll der Parasit auch in Löbejün angerichtet haben. Dort haben die Imker nach Angaben des Landesimkerverbandes ein Viertel ihrer Völker verloren. In Niemberg, Rothenburg und Wettin seien ebenfalls viele Bienen Opfer der rätselhaften Krankheit geworden.

"Zehn Prozent Verlust im Winter wären normal gewesen", sagt Friedrich Giesler, der Vorsitzende des Imkervereins "Halle und Umgegend". Der 65-Jährige geht aber davon aus, dass neben der Milbe weitere Faktoren das Massensterben verursacht haben. Giesler befürchtet künftig noch größere Schäden durch Bienenseuchen: "Die Beihilfen für Medikamente sind gestrichen worden. So werden einige Imker weniger Vorsorge treffen."

Ob allein die Milbe den Massentod der Bienen zu verursacht hat, ist auch laut Landesimkerverband nicht bewiesen. Mehr Klarheit soll eine deutschlandweite Umfrage unter Imkern bringen.