Protest an Uni Halle Protest Uni Halle (Saale): Angst um die Japanologie

Halle (Saale) - „Orchideenfächer nicht verwelken lassen“, „Standort Halle nicht gefährden“ und „Gegen Marginalisierung“ steht auf den Plakaten, die einige der rund 30 Studentinnen und Studenten vor der Burse zur Tulpe am Uniplatz in den Händen halten. Und, auf einem Stofftransparent: „Rettet die Japanologie!“ Mit der spontanen Demo protestieren die angehenden Japanologen an diesem Mittwochnachmittag gegen die geplante Aussetzung der Immatrikulation ihres Faches, die auf der aktuellen Tagesordnung des Senats steht.
„Wir befürchten, dass dies langfristig zur Schließung der Japanologie in Halle führt“, erklärt Milena Quitz den Protest, den die Studierenden mit einer ins Leben gerufenen Petition verstärken wollen. Innerhalb von fünf Tagen hatten sich dort immerhin über 650 Unterzeichner gegen das geplante Aussetzen der Einschreibungen zum Wintersemester 2017 und zum Sommersemester 2018 eingetragen. Nun sollte im Senat darüber entschieden werden.
Japanologie an der Uni Halle: Hintergrund der Debatte
Hintergrund der Debatte: Bereits 2004 wurde die Nichtwiederbesetzung einer der beiden Professorenstellen für die Japanologie in der Philosophischen Fakultät I beschlossen. Mit der bevorstehenden Pensionierung Gesine Foljanty-Josts, seit 1992 Professorin für Japanologie an der halleschen Uni und als Gründerin des Fachs an der hiesigen Alma Mater vielfach mit Würdigungen bedacht, würde es also nur noch eine Professorenstelle geben.
Mit der Konsequenz, dass es Veränderungen in Inhalt und Struktur der Lehrveranstaltungen in der Japanologie geben muss. Dem sollte - auch wenn Foljanty-Jost zuvor erklärt hatte, ein Jahr länger im Amt zu bleiben - ein Konzept Rechnung tragen, das aber laut Dekanin der Philosophischen Fakultät I, Suzanne S. Schüttemeyer, bis zum heutigen Tage nicht korrekt vorliege.
Japanologie an der Uni Halle: Es geht nicht um die Schließung, sondern um eine Atempause
Zurück zum Uniplatz: Wenige Minuten später sitzen die Studierenden als Zuhörer im bis auf den letzten Platz besetzten Senatssaal. Als Rektor Udo Sträter zu Tagesordnungspunkt 6 übergeht, wird es für die Gruppe interessant: Die geplante Aussetzung der Immatrikulation steht zur Debatte. Und die wird heftig geführt - und höchst emotional.
„Es geht nicht um die Schließung, sondern um eine Atempause“, versichert Sträter - und: „Das ist hier keine Schlacht, sondern eine offene Diskussion“. Dekanin Schüttemeyer erklärt, was ein vorübergehender Immatrikulationsstopp bringen soll: „ ... dass wir endlich in der Fakultät über ein Konzept reden können - dafür brauchen wir die Auszeit“. Hingegen fürchten nicht nur die Vertreter der derzeit 193 Bachelor-Studenten, sondern auch einige Senatsmitglieder ein schleichendes Ende des Fachs.
Japanologie an der Uni Halle soll bleiben
„Es wird wohl auf nur noch fünf bis zehn Studenten pro Jahr hinauslaufen“, mutmaßt Student Michael Dietrich. Künftig weniger Drittmittel indes befürchtet sein Kommilitone Martin Genzow - und dass die Aussetzung ein negatives Signal nach außen senden würde. Dagegen beteuert Prorektor Wolf Zimmermann, dass das Konstrukt der Japanologie nicht zusammenbreche.
Einem Antrag nach gut zweistündiger Debatte im Senat, die Abstimmung über den einjährigen Immatrikulationsstopp geheim vorzunehmen, wird stattgegeben. Mit 16 Ja- und sechs Nein-Stimmen spricht sich der Senat für die Aussetzung aus. Die enttäuschten Studenten indes wollen Rektor Sträter beim Wort nehmen: Die Japanologie soll bleiben. (mz)