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Protest in Halle (Saale Protest in Halle (Saale): Deshalb gehen Therapeuten auf die Barrikaden

25.08.2018, 17:26
In Halle wurde am Samstagnachmittag vor dem AOK-Gebäude für eine bessere Bezahlung der Therapeuten protestiert. In ganz Deutschland machte die Berufsgruppe auf die Vergütung der Berufsgruppe aufmerksam.
In Halle wurde am Samstagnachmittag vor dem AOK-Gebäude für eine bessere Bezahlung der Therapeuten protestiert. In ganz Deutschland machte die Berufsgruppe auf die Vergütung der Berufsgruppe aufmerksam. Tanja Goldbecher

Halle - „Wir möchten uns nicht länger von den Krankenkassen ausbeuten lassen“, sagt die Logopädin Susann Schreiber. Sie ist eine von vielen halleschen Therapeuten, die sich am Samstag an einer bundesweiten Protestaktion beteiligten. Ihr Forderung: eine angemessene Bezahlung, von der Therapeuten ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Die Protestaktion fand deshalb auch direkt vor dem AOK-Gebäude am Robert-Franz-Ring in Halle statt.

Therapeuten protestieren gegen Dumping-Lohn

Die Berufsverbände hatten bereits vor einiger Zeit beklagt, dass die AOK Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich den Therapeuten die Behandlungen am schlechtesten vergütet. Die Krankenkasse wollte daraufhin die Bezahlung der Physiotherapiepraxen um mehr als 30 Prozent anheben.

Doch das reichte den Verbänden nicht: Sie forderten eine Erhöhung von 48 Prozent bis 2019. Mittlerweile konnte durch ein Schiedsverfahren eine Einigung auf 32 Prozent erzielt werden. Susann Schreiber will aber trotzdem gemeinsam mit anderen halleschen Therapeuten den Druck weiter von der Basis heraus erhöhen. „Heute haben wir uns zum ersten Mal organisiert. Wir werden weiter für eine gerechte Bezahlung in diesem wichtigen Beruf kämpfen“, sagt die 36-Jährige.

Nettolohn für Therapeuten: 1.500 Euro pro Monat

Schreiber ergänzt: „Viele meiner Kollegen können so nicht mehr weitermachen können.“Ein Netto-Einkommen von 1.500 Euro reiche nicht aus, um eine Familie zu versorgen. Trotz eines Vollzeitjobs müssten etliche Therapeuten am Existenzminimum leben und seien auf die Unterstützung vom Staat angewiesen. Deshalb müssen laut Schreiber dringend die Brutto-Gehälter von 2.200 Euro auf mindestens 3.500 Euro steigen.

Die AOK Sachsen-Anhalt selbst drückt in einer Mitteilung Verständnis für den Protest aus.  Zwar habe die AOK Sachsen-Anhalt die Vergütung Physiotherapiepraxen und auch logopädische und podologische Praxen in den letzten Jahren bereits mehrmals angehoben, dass Geld sei bisher aber nicht bei den Angestellten angekommen.

„Auch die AOK Sachsen-Anhalt möchte, dass die angestellten Therapeutinnen und Therapeuten angemessen an der Preisentwicklung beteiligt werden. Wir fordern von den Berufsverbänden eine Garantie, dass diese Gelder bei den Angestellten ankommen,“ heißt es dort.  (mz)